Berlin. Wissenschaftler bescheinigen der Dritt-Impfung von Biontech gegen Corona eine sehr hohe Wirksamkeit. Doch wie hoch ist sie genau?

Das Coronavirus grassiert wie lange nicht mehr in Deutschland. Die täglichen Infektionszahlen sind auf einem Rekordniveau, während vom Staat vorgegebene Schutzmaßnahmen heruntergefahren werden und bei frühzeitig Geimpften die Wirkung der Vakzine allmählich nachlässt. Wissenschaftler raten daher dringend zu einer Drittimpfung, der sogenannten Booster-Impfung. Sie könnte das Infektionsgeschehen einer neuen Studie zufolge eindämmen.

Coronavirus: Dritte Impfung bietet deutlich größeren Schutz

Wissenschaftler der Harvard Medical School in den Vereinigten Staaten und des Clalit Research Institutes in Israel haben festgestellt, dass eine Booster-Impfung mit dem mRNA-Wirkstoff des Mainzer Biotechnologieunternehmens Biontech einen schweren Krankheitsverlauf nach einer Ansteckung schätzungsweise um 92 Prozent reduziert im Vergleich zu einer Zweifach-Impfung. Eine Einweisung ins Krankenhaus ist demnach um 93 Prozent unwahrscheinlicher, ein Todesfall um 81 Prozent.

Die Ergebnisse der Studie, die im Fachjournal „The Lancet“ veröffentlicht wurden, basieren auf israelischen Gesundheitsdaten von jeweils 728.321 Zweifach- und Dreifach-Geimpften. Bei den berücksichtigten Personen war vorab keine Infektion mit dem Coronavirus festgestellt worden und ihre zweite Impfung lag mindestens fünf Monate zurück. Das Durchschnittsalter der Studien-Teilnehmer gaben die Forscher mit 52 Jahren an.

Infektionszahlen in Israel seit Booster-Impfkampagne rückläufig

In Israel können sich bereits seit dem 31. August alle Menschen ab 12 Jahren ein drittes Mal impfen lassen. Exakt zwei Wochen später gingen die Infektionszahlen in dem Land am Mittelmeer auf Sinkflug: von über 10.000 auf aktuell unter 700 pro Tag.

Dass die Zahlen im Spätsommer trotz hoher Impfquote so hoch waren, führen die Wissenschaftler auch auf „die größere Infektiosität der Delta-Variante und die abnehmende Immunität im Laufe der Zeit nach früheren Impfungen“ zurück. Inzwischen haben sich vier Millionen Menschen in Israel ein drittes Mal impfen lassen – von insgesamt neun Millionen Einwohnern.

Deutschland: Zweifach Geimpfte soll Booster-Angebot gemacht werden

In Deutschland befinden sich die Infektionszahlen hingegen auf Rekordniveau. Mit 33.949 Corona-Neuinfektionen vermeldete das Robert Koch-Institut (RKI) am Donnerstag einen neuen Höchststand. Rechtlich darf zwar auch hierzulande jeder und jede über elf Jahren eine Booster-Impfung erhalten, empfohlen wird das von der Ständigen Impfkommission (Stiko) bislang aber nur der Altersgruppe über 70 Jahren, Risikopatienten, medizinisches und Pflegepersonal sowie Menschen, die mit mit dem Vakzin von Johnson&Johnson geimpft wurden.

Eine Auffrischungsimpfung erhalten haben dem RKI zufolge bislang 2,36 von 83,24 Millionen Einwohnern. Zu wenig, um die vierte Corona-Welle in Deutschland zu brechen. Deshalb wollen der nunmehr nur noch geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und die Ärzteverbände verstärkt für die Booster-Impfungen werben. Wessen Zweitimpfung sechs Monate her ist, soll ein Angebot für eine dritte Impfung erhalten.

Biontechs Studienergebnisse von Forschern bestätigt

Die Stiko empfiehlt für die Impfauffrischung einen der beiden mRNA-Impfstoffe von Biontech oder Moderna. Auch Menschen, die sich mit einem Vektor-Impfstoff von Astrazeneca oder, wie bereits erwähnt, von Johnson&Johnson haben impfen lassen, sollten demnach als Booster ein mRNA-Vakzin verwenden.

Eine hohe Wirksamkeit des Biontech-Boosters hatte das Mainzer Unternehmen bereits selbst in den Ergebnissen seiner Phase-III-Studie nachgewiesen. Den Studienergebnissen zufolge stellt die Auffrischungsimpfung das hohe Impfschutzniveau wieder her. Die nun veröffentliche Studie aus Israel bestätigt diese Erkenntnis.