Berlin. Viele Hartz-IV-Empfänger heizen zu wenig und leben deshalb oft in zu kalten Wohnungen. Häufig ist finanzielle Not Schuld an der Kälte.

  • Millionen Deutsche heizen ihre Wohnungen im Winter offenbar nicht ausreichend
  • Meist allerdings nicht freiwillig: Viele von Ihnen können sich ein warmes Zuhause schlicht nicht leisten
  • So auch viele Hartz-IV-Empfänger – bei ihnen übernimmt das Jobcenter nur "angemessene" Heizkosten
  • Der Sozialverband VdK und die Linke fordern nun, dass Hartz-IV-Empfänger die Heizkosten komplett ersetzt bekommen sollen

Das Winterwetter und die Corona-Kontaktbeschränkungen haben gerade deutlich gemacht, wie wichtig eine warme Wohnung ist. Für rund zwei Millionen Deutsche ist das aber nicht selbverständlich. Ihnen fehlt das Geld, um richtig zu heizen. Das Statistische Bundesamt hat am Montag mitgeteilt, dass 2019 davon rund 2,5 Prozent der Bevölkerung betroffen waren.

Experten sprechen von einer sogenannten "Energiearmut". Die Linke und der Sozialverband VdK verlangen deshalb mehr Unterstützung für Hartz-IV-Empfängerinnen und -Empfänger.

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Hartz IV: Das Jobcenter zahlt nur "angemessene" Heizkosten

Empfängern von Arbeitslosengeld II steht nach § 22 SGB II neben dem Hartz-IV-Regelsatz auch eine Unterkunft inklusive Heizung zu. Mit der Rechnung, die sie zum Beispiel vom Vermieter bekommen haben, wenden sie sich an das Jobcenter. Aber: Das Amt zahlt nur die "angemessenen" Heizkosten und orientiert sich dafür an bestimmten Richtwerten.

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"Der bundesweite Heizspiegel wird zur Grundlage genommen", erklärte Frank Steger, Vorsitzender des Berliner Arbeitslosenzentrums unserer Redaktion. Unwirtschaftliches Heizen werde nicht "abgenickt". Lehnt das Jobcenter eine Kostenübernahme ab, können die Betroffenen Widerspruch einlegen und schließlich klagen, so der Experte.

Wird jedoch nicht deutlich gemacht, warum die Heizkosten so hoch sind, beispielsweise weil die Wohnung direkt über dem Keller liegt, muss die Rechnung schlimmstenfalls aus der eigenen Tasche bezahlt werden.

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Linke fordern höheren Heizzuschuss für Hartz-IV-Empfänger

Ordentlich heizen zu können, sei gerade in der derzeitigen Kältewelle wichtig, sagte Linken-Chefin Katja Kipping in Berlin. "Diese Energiearmut ist etwas, wo man nicht tatenlos zusehen kann." Deshalb müssten Hartz-IV-Empfänger die Heizkosten in der tatsächlichen Höhe ersetzt bekommen. Menschen mit niedrigem Einkommen sollten über das Wohngeld einen entsprechenden Zuschuss erhalten.

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VdK-Präsidentin Verena Bentele verwies darauf, dass die Menschen in der Corona-Krise mehr Zeit zu Hause verbrächten und gerade bei den eisigen Temperaturen ordentlich heizen müssten. In der Grundsicherung sollten daher die reell entstandenen Energiekosten komplett übernommen werden, im Wohngeld müsse es wieder eine Energiekomponente geben, forderte auch sie.

Steger vom Berliner Arbeitslosenzentrum ergänzte, dass die Stromkosten ein großes Problem für Hartz-IV-Empfänger darstellen. Anders als Heizkosten werden diese nicht gesondert übernommen, sondern müssen aus dem Hartz-IV-Regelsatz bezahlt werden. "Die Preise sind in den letzten Jahren gestiegen", sagte Steger. Die Leistungen seien daran jedoch nicht angepasst worden. Außerdem gebe es hier nicht die Möglichkeit zu klagen.

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Laut Statistischem Bundesamt blieb es 2019 übrigens am häufigsten bei Alleinlebenden sowie in Haushalten von Alleinerziehenden kalt. So konnten sieben Prozent der Menschen in Alleinerziehenden-Haushalten ihre Wohnung aus Geldmangel nicht ausreichend heizen, unter den Alleinlebenden waren 4,8 Prozent betroffen. (afp/fmg)

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