London/Berlin. Mit „Der Spion, der aus der Kälte kam“ schaffte John le Carré 1963 den Durchbruch. Nun ist der Autor im Alter von 89 Jahren gestorben.

Der Meister des Spionagethrillers ist tot: Der britische Schriftsteller John Le Carré, der selber früher als Geheimagent tätig war, ist im Alter von 89 Jahren verstorben. Das teilte der Verlag Penguin Books am Sonntagabend mit.

Le Carré, der mit bürgerlichem Namen David Cornwell hieß, war am besten für seine Spionage-Romane bekannt. Er starb bereits am Samstag nach kurzer Krankheit an einer Lungenentzündung, wie seine Familie mitteilte. Er hinterlässt seine Frau und vier Söhne. Le Carré lebte zuletzt in Cornwall.

Der US-Autor Stephen King würdigte le Carré auf Twitter als „literarischen Giganten und humanitären Geist“. Als „einen der großen britischen Schriftsteller der Nachkriegszeit“ bezeichnete ihn Roman-Autor Robert Harris im Gespräch mit dem Nachrichtensender Sky News.

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John le Carré: Gut und Böse verschmolzen miteinander

Geboren wurde le Carré am 19. Oktober 1931 in der südenglischen Grafschaft Dorset. Geheimnisse, Verrat und Lügen durchzogen sein familiäres Umfeld. Das waren auch die Themen, die er in seinem literarischen Werk verarbeiten sollte. Seine Mutter verließ die Familie, als er fünf Jahre alt war. Sein Vater war ein Hochstapler, der zwischen erschwindeltem Reichtum und dem Gefängnis pendelte. Mit ihm setzte sich le Carré in vielen Büchern auseinander, wie zum Beispiel in „Ein blendender Spion“ (1986).

Le Carré studierte Germanistik in der Schweiz und arbeitete schließlich als Agent für den britischen Geheimdienst – allerdings nicht besonders erfolgreich. Währenddessen fing er an zu schreiben; mit seinem dritten Roman – „Der Spion, der aus der Kälte kam“ – schaffte er den Durchbruch. Er wurde bekannt für seine intelligenten und spannungsgeladenen Spionageromane, die sich vor allem um den Kalten Krieg drehten.

Gut und Böse verschmolzen miteinander, die Agenten waren keine Helden, sondern Menschen mit Stärken und Schwächen. Ein zentraler Charakter war der desillusionierte Meisterspion George Smiley, der von seiner Frau betrogen wurde und an der skrupellosen Realität seiner Branche litt. Seinen bekanntesten Auftritt hatte Smiley im Bestseller „Dame, König, As, Spion“ (1974), der 2011 mit Gary Oldman neu verfilmt wurde.

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Spätere Bücher handeln von Waffenhandel und Pharma-Konzernen

Der Fall des Eisernen Vorhangs veränderte le Carrés Blickwinkel: Seine Bücher handelten nun von Waffenhandel, Machenschaften von Pharma-Konzernen, dem Krieg gegen den Terror oder der russischen Mafia.

Seinen letzten Roman „Federball“ (Agent Running in the Field), der 2019 erschien, schrieb er unter dem Eindruck des Votums der Briten zum EU-Austritt. Er handelt von jungen Menschen, die sich in ihrem Land nicht mehr vertreten fühlen. Ein Gefühl, das der entschiedene Brexit-Gegner le Carré selbst empfand. „Ich glaube meine eigenen Verbindungen zu England haben sich in den letzten paar Jahren sehr stark gelöst“, sagte er dem „Guardian“.

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Noch Anfang dieses Jahres wurde le Carré mit dem schwedischen Olof-Palme-Preis ausgezeichnet. Er werde „für seine engagierte und humanistische Meinungsbildung in literarischer Form in Bezug auf die Freiheit des Einzelnen und die Schicksalsfragen der Menschheit“ geehrt, hieß es damals in der Begründung der Jury. (dpa/bef)