Berlin. Wie kriegt man die Jugend zurück in den Osten? Sascha Lobo sagt: „schnelleres Internet!“ ZDF-Talker Markus Lanz konnte es nicht fassen.

Was hat sich Mike Mohring, CDU-Politiker aus Thüringen, für den Osten ins Zeug gelegt: bessere Jobs müssten her, mehr Wertschätzung. Gut, das hat er erst kürzlich schon einmal ausgeführt. Denn im Juni saß er ebenfalls bei „Markus Lanz“ in der Runde, hatte ausführlich über seine Krebserkrankung gesprochen – und über seine Heilung.

Ein sehr bewegendes Thema, weshalb ZDF-Talker Markus Lanz am Dienstag gleich nochmal ausgiebig mit ihm darüber redete. Aber – schon wegen der Landtagswahl in Thüringen – kommt dann auch wieder die Politik auf den Tisch. Die Jugend im Osten und ihre gefühlte Perspektivlosigkeit.

Markus Lanz: Sascha Lobo fordert digitale Infrastruktur

Wie könnte man die jungen Leute denn nun binden? Sascha Lobo, der Autor und Spiegel-Kolumnist mit der markanten rot gefärbten Irokesen-Frisur, weiß Bescheid. Um die Ost-Jugend dazu zu bewegen, auf dem Land zu bleiben, braucht es das, was alle Jugendlichen wollen – „eine menschenwürdige digitale Infrastruktur“. Leitungen gegen Landflucht.

Da schnappt Markus Lanz nach Luft. Er wirkt geradezu geschockt und sagt empört: „Ist es heute schon Menschenwürde, wenn man Empfang an jeder Milchkanne hat?“

Für Lobo ist das nicht unbedingt eine Frage. Die Jugend lebe eben mit Social Media. Wo das nicht richtig läuft, ist Schluss mit lustig. Und dass er, Lanz, da so heftig reagiere, zeige doch nur, dass er nicht mehr zur Jugend zählt.

Sascha Lobo bei Markus Lanz: Digitale Abhängigkeit ist Fakt

Dann geht es noch ein bisschen um das ZDF-Publikum einerseits, die Jugend andererseits. Und man merkt, dass Lanz das Ganze doch ein wenig zu kurz gesprungen erscheint. Als ob digitale Abhängigkeit das Erstrebenswerteste im Leben sei. Bravo, Lanz, möchte man rufen.

Die komplette Abhängigkeit vom digitalen Geschehen sei aber eben einfach Fakt. So, wie Lobo das sagt, hat man den Eindruck: Wer diese komplette Abhängigkeit nicht teilt, ist komplett bekloppt. Aber wer sie teilt, eigentlich auch. Denn das Digitale macht ja ganz schön schlimme Dinge mit uns.

Sascha Lobo warnt vor Umgang mit gesammelten Daten

Denn Lobo ist ja längst nicht nur der, der das Digitale in den Himmel lobt. Diese Alltagshelfer wie Alexa und Co. hätten es in sich, sagt Lobo. Sie würden einen berieseln, aber auch belauschen. Ist jetzt ja nun auch nicht wirklich neu. Aber nun ja.

Die digitalen Spielzeuge könnten eben allein über die Spracherkennung Hinweise auf Krankheiten geben. Parkinson zum Beispiel. Oder Depressionen. Doch das Problem sei ja, was mit den Daten geschieht.

Unternehmer in den USA würden bereits versuchen, mithilfe dieser Diagnosen ihre Bewerber zu filtern. Bloß keinen mit einem depressiven Unterton in der Stimme einstellen. Digitale Verwirrung, die immer extremer würde.

Diskussion bei Lanz über die Gefahren im Digitalen

Amazon habe 2018 ein Patent angemeldet, wonach Alexa Krankheiten allein an der Stimme erkennen kann – und dann auch gleich Medikamente anbietet. Oder man stellt ein Kinderfoto ins Netz – und lässt es per digitaler Analyse auf Erbkrankheiten des Kindes checken.

Dann dieses Smartphone, das schon heute erkennt, ob wir Morgen an Grippe erkranken. Durch Sensoren, weil wir uns schon einen Tag vorher langsamer durchs Wohnzimmer bewegen.

Wohin soll das führen? Fragt also einer recht moralisch, der will, dass in jedem Winkel gegoogelt, gesurft und Youtube gesurft wird?

Sascha Lobo und die Werbung für den „Realitätsschock“

Mal ist das digitale Zeitalter Heilsbringer, mal Teufelszeug. So ist es wohl. Aber bei Lobo fehlt die Leichtigkeit, diesen Widerspruch wirken zu lassen.

Vielleicht war er ja nur innerlich verkrampft, weil er neben der ganzen Welterklärerei für sein Buch („Realitätschock“) werben wollte. So ein Lobo weiß natürlich, dass das immer irgendwie peinlich rüberkommt.