Wolfsburg. Der Wolfsburger Energieversorger LSW zieht den Fernwärme-Abschlag für Dezember nicht ein. Zum Jahreswechsel drohen Preissteigerungen.

Schlechte Nachrichten für LSW-Kunden: Sie müssen sich wahrscheinlich auf höhere Energiepreise ab Januar einstellen. Immerhin fällt vorher die Dezember-Abschlagszahlung für Gas und Fernwärme weg.

Der Wolfsburger Energieversorger will in dieser Woche zu den künftigen Verbraucherpreisen für Strom, Gas und Fernwärme noch keine konkreten Angaben machen. Unternehmenssprecherin Birgit Wiechert erklärt jedoch, die LSW rechne sowohl bei den Wärmeenergien als auch beim Strom mit steigenden Preisen zum Jahreswechsel: „Der jeweilige Umfang wird zurzeit kalkuliert.“

Weitergehende Informationen zum Geschehen auf den Energiemärkten und seinen Auswirkungen auf die Verbraucherpreise kündigt das Unternehmen für die kommende Woche an. Dann soll ein Pressegespräch stattfinden.

Fernwärme und Gas: LSW zieht im Dezember keinen Abschlag ein

Viele Energiekunden fragen sich derzeit, wie die so genannte Dezemberhilfe bei ihnen ankommen soll. Die LSW handhabt es so, dass sie den Abschlag Ende Dezember nicht einzieht. „Kunden, die bei der LSW Fernwärme oder Gas beziehen, werden im Dezember keine Abschläge für die entsprechende Heizarten abgebucht“, so Wiechert. „Diese werden vom Staat übernommen.“

Falls jemand denkt, er oder sie müsse nun Anfang und Ende Dezember Zähler ablesen, um den Gas- oder Fernwärmeverbrauch zu ermitteln: Das ist nicht der Fall. Kalkuliert wird die Einmalzahlung ganz anders.

So berechnet sich die Entlastung für Wolfsburger Verbraucher

„Die Entlastung für Gaskunden beträgt ein Zwölftel des prognostizierten Jahresverbrauchs auf Basis vom September 2022“, erklärt Birgit Wiechert. „Dieser Monatswert wird multipliziert mit dem Arbeitspreis vom Dezember 2022 – plus ein Zwölftel des Jahresgrundpreises mit Preisstand September 2022.“ Die Entlastung für Fernwärmekunden wiederum entspricht in der Höhe dem September-Abschlag, erhöht um einen 20-prozentigen Zuschlag.

Zu beachten ist zudem, dass der vom Staat übernommene Betrag einen Unterschied zum üblichen Monatsabschlag aufweist. Denn die LSW berechnet immer nur elf statt zwölf Abschläge pro Jahr. „Die Differenz wird in der Jahresrechnung ausgeglichen“, kündigt der Energieversorger an.

Vermieter geben Dezemberhilfe mit Betriebskostenabrechnung weiter

Selbst aktiv werden müssen Kunden nicht. Sollten sie ihre Heizkosten nicht direkt mit der LSW abrechnen, sondern mit ihrem Vermieter, bekommt dieser die Dezember-Gutschrift und muss die Entlastung später über die Nebenkosten-Betriebskostenabrechnung an seine Mieter weitergeben.

Als nächstes muss die LSW dann die Strompreisbremse und die Gaspreisbremse umsetzen. Dafür wartet sie noch auf die Umsetzungspläne und Ausführungsbestimmungen des Bundeswirtschaftsministeriums. „Dieses gilt auch gegebenenfalls für eine Fernwärme-Preisbremse, die ebenfalls im Gespräch ist“, erläutert Wiechert.

Energiepreise sollen in Wolfsburg zum Jahreswechsel steigen

Die Ampelkoalition will die Bürger 2023 mit den Preisbremsen entlasten. Der Gaspreis soll für private Haushalte, Vereine sowie für kleine und mittlere Unternehmen mit einem Gasverbrauch von maximal 1,5 Millionen Kilowattstunden ab März oder April rückwirkend zum 1. Februar 2023 auf 12 Cent pro Kilowattstunde gedeckelt werden. Für die Industrie wird er bereits ab Januar auf 7 Cent gedeckelt, um die Produktion und Beschäftigung zu sichern. Zur Ausgestaltung einer Wärmepreisbremse für Fernwärmekunden ist noch nichts Näheres bekannt.

Zur Strompreisbremse erklärt die Bundesregierung, dass der Strompreis für private Verbraucher sowie kleine und mittlere Unternehmen ab Januar auf 40 Cent pro Kilowattstunde gedeckelt werde. Dieser Preis gilt aber nur für 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs. Industriekunden sollen lediglich 13 Cent für 70 Prozent des historischen Verbrauchs zahlen.

LSW erhöhte Fernwärmepreis schon im Juli um 70 Prozent

In Wolfsburg war der Fernwärmepreis bereits zum 1. Juli um 70 Prozent gestiegen: Die LSW erhöhte den Arbeitspreis pro Kilowattstunde von 6,5 auf 13 Cent. Der Leistungspreis stieg von 36,56 Euro pro Kilowatt auf 38,18 Euro. Entsprechend wurden die Abschläge der rund 55.000 Kunden in Wolfsburg angehoben.

Die Strompreise sanken dagegen, weil die LSW die von der Bundesregierung beschlossene Streichung der EEG-Umlage an ihre Kunden weitergab. Pro Kilowattstunde sparen LSW-Kunden seitdem gut 4 Cent. Bei einem Jahresverbrauch von 3500 Kilowattstunden liegt die monatliche Ersparnis bei rund 13 Euro. In der Zeit, die seitdem vergangen ist, senkte die Bundesregierung zum 1. Oktober die Umsatzsteuer auf Gas von 19 auf 7 Prozent – weshalb die LSW die Gas-Abschläge erst einmal bis zum Jahresende festschrieb.

Für die Kunden bleibt die Lage wohl bis auf Weiteres unübersichtlich. LSW-Chef Frank Kästner riet im Oktober, genug Geld zurückzulegen, um die Abschläge beziehungsweise die Jahresendabrechnung in 2023 bezahlen zu können.

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