Jakarta. Das Leben in der Wildnis mussten sie in einer Waldschule erst lernen. Doch nun war der große Moment gekommen: In entlegenen Wäldern Indonesiens sind gleich mehrere Orang-Utans in die Freiheit entlassen worden.

Ein Jahr herrschte auch im indonesischen Regenwald Corona-bedingte Zwangspause - jetzt konnten zehn Orang-Utans endlich in die lang ersehnte Freiheit entlassen werden.

Um die Auswilderungsgebiete möglichst schnell und ohne weitere Ansteckungsgefahr für die Menschenaffen zu erreichen, wurden sie von der BOS Foundation (Borneo Orangutan Survival) per Helikopter in den Dschungel von Zentral- und Ostkalimantan auf Borneo geflogen. Mit an langen Leinen befestigten Boxen wurden die Primaten sicher in die entlegenen Auswilderungswälder transportiert.

Das Abenteuer Freiheit begann für die sieben Männchen und drei Weibchen, darunter ein Mutter-Kind-Paar, am 16. Februar. Die neuen "Wilden" sind zwischen 4 und 28 Jahre alt. Zu ihnen gehört Bali, der 2003 im Alter von nur vier Monaten von einer Plantage gerettet wurde. Unter der Haut des Winzlings steckten zwei Luftgewehrkugeln, ein Bein war gebrochen. Nach intensiver Pflege kam Bali später in die BOS-Waldschule und absolvierte diese mit Bravour. Jetzt, mit 18 Jahren, hat er alle Fähigkeiten, um in der Wildnis zu überleben.

Durch den Einsatz eines Hubschraubers wurde vermieden, Dörfer und Siedlungen zu durchqueren, um das Risiko einer Gefährdung der Tiere inmitten der Virus-Krise so gering wie möglich zu halten. Denn: Es ist immer noch nicht klar, ob sich Orang-Utans mit Sars-CoV-2 infizieren können. Bisher ist kein Fall bekannt geworden, aber das Risiko besteht.

Deshalb hatte die BOS Foundation schon im März 2020 ihre Rettungszentren abgeriegelt und erhöhte Sicherheitsstandards inklusive Schutzkleidung und Tests für die Mitarbeiter eingeführt. Außerdem wurden zusammen mit Medizinern, Biologen, Behörden und Experten Hygieneprotokolle angepasst, um Orang-Utans wieder sicher in die Freiheit entlassen zu können. "Auch die nun ausgewilderten Orang-Utans wurden getestet, um sicherzugehen, dass sie frei vom Sars-CoV-2-Virus sind, ehe sie ihr Leben in unseren geschützten Wäldern beginnen", sagte BOS-Geschäftsführer Jamartin Sihite.

"Damit unsere Orang-Utans, die in ihrem Leben schon viel Leid erfahren haben, nicht länger als nötig auf ihre Auswilderung warten mussten, haben wir alle Hebel in Bewegung gesetzt", betonte auch Daniel Merdes, Geschäftsführer von BOS Deutschland und freute sich: "Noch vor uns Menschen dürfen die Orang-Utans aus dem erzwungenen Lockdown in die Freiheit ziehen."

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