Peking. Nach 202 Tagen im All und einer Reise von rund 470 Millionen Kilometern erreicht das chinesische Raumsonde den Mars. Bis zum Landeversuch auf dem Roten Planeten werden aber noch einige Monate vergehen.

Chinas Sonde zur Erkundung der Mars-Oberfläche ist in die Umlaufbahn des Roten Planeten eingeschwenkt. "Tianwen 1" habe "erfolgreich" einen Orbit um den Mars erreicht, berichtete der chinesische Staatssender CCTV am Mittwoch.

Die Sonde soll noch zwei oder drei Monate den Planeten umkreisen, bevor sie die riskante Landung versuchen soll. Das fünf Tonnen schwere Raumschiff, dessen Name mit "Fragen an den Himmel" übersetzt wird, besteht aus einem Orbiter, einem Landegerät und einem Gefährt von der Größe eines Golfplatzfahrzeugs.

Mit seiner ersten Mars-Landung will die junge Raumfahrtnation mit den USA gleichziehen, die schon mehrere Forschungsgeräte auf den Planeten gebracht haben. Als erste Nation will China allerdings schon bei seiner ersten unabhängigen Mars-Mission eine Landung versuchen. "Tianwen 1" war am 23. Juli von der Erde aufgebrochen.

Der Flug gilt als einer der schwierigsten, den China jemals unternommen hat. Die Landung ist eine große Herausforderung, da der Mars anders als der Mond über eine eigene Atmosphäre verfügt. Von 18 Landeversuchen auf dem Mars waren bisher nur 10 erfolgreich - allein neun durch die USA. Russland gelang zwar 1971 eine Landung, aber der Kontakt brach 20 Sekunden nach dem Aufsetzen ab.

Während der Landung, die China plant, sollen ein Fallschirm und Bremsraketen den Fall des Landers bremsen und das Gerät schließlich kontrolliert aufsetzen lassen. Nach der Landung soll der Rover dann die Beschaffenheit des Erdreichs untersuchen und Hinweisen auf Wasser unter der Oberfläche nachgehen. Eine Wetterstation soll Messungen des Oberflächenklimas machen.

Geplant ist, in der flachen Mars-Gegend Utopia Planitia zu landen, wo 1976 bereits die US-Sonde "Viking 2" aufgesetzt hatte. Der 240 Kilogramm schwere Rover der Chinesen soll die Oberfläche etwas mehr als drei Monate erforschen. Der Orbiter, der in der Umlaufbahn verbleibt, soll derweil atmosphärische Messungen vornehmen und den Mars kartographieren.

Chinas Mission ist eine von drei Flügen zum Mars, die im vergangenen Sommer gestartet waren. Im Juli und August 2020 war der Mars der Erde am nächsten - eine Konstellation, die es nur alle zwei Jahre gibt. Deshalb hatten neben China auch die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) und die USA Raumsonden Richtung Mars geschickt.

Die Sonde der Vereinigten Arabischen Emirate hatte bereits am Montag die Umlaufbahn des Mars erreicht. Die USA dürfen mit ihrem Rover "Perseverance" bald folgen.

China verfolgt ein ehrgeiziges Raumfahrtprogramm. Erst im Dezember waren mit der Mission "Chang'e 5" erfolgreich Proben von der Oberfläche des Mondes zur Erde gebracht worden. 2021 soll auch der Bau einer chinesischen Raumstation beginnen. Das Kernmodul sowie zwei weitere Teile sollen für Experimente ins All gebracht werden.

© dpa-infocom, dpa:210210-99-383467/2