Garching. Mit einem Röntgenteleskop ist eine riesige Gasblase in der Nähe der Milchstraße entdeckt worden. Doch Astronomen gehen davon aus, dass noch viele neue Entdeckungen folgen könnten.

Das deutsche Röntgenteleskop "eRosita" hat eine riesige Gasblase südlich der Milchstraße entdeckt.

Dies sei das Ergebnis der ersten vollständigen Himmelsdurchmusterung mit dem Röntgenteleskop, berichten Forscher des Max-Planck-Instituts für extraterrestrische Physik (MPE) in Garching im Fachblatt "Nature".

Die wahrscheinlichste Erklärung für die entdeckte Struktur aus heißem Gas sind demnach Schockwellen, die von früheren, energiereichen Ausbrüchen im Innern der Milchstraße stammen. Eine ähnliche Struktur am Nordhimmel, der sogenannte Nordpolar-Sporn, ist seit langem bekannt. Bisher wurde vermutet, dass er von einer nahen Supernova-Explosion stammen könnte.

Zusammengenommen zeigten die Nord- und Süd-Struktur aber nun, dass die Ursache wohl eher im Zentrum der Galaxie liegt, erläutern die Forscher. Sie erinnern in ihrer Form an eine Sanduhr unter- und oberhalb der galaktischen Scheibe. Ursache könnte auch das Schwarze Loch sein.

"Dank seiner Empfindlichkeit sowie Energie- und Winkelauflösung kann "eRosita" den gesamten Röntgenhimmel mit bisher unerreichter Tiefe kartieren und so auch die südliche Blase eindeutig nachweisen", sagt MPE-Forscher Michael Freyberg. Das Röntgenteleskop durchmustert alle sechs Monate den gesamten Himmel. Die Daten ermöglichen es den Wissenschaftlern, nach großräumigen Strukturen zu suchen.

Eine russische Trägerrakete mit "eRosita" und einem russischen Teleskop an Bord war im Juli 2019 vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan ins All gestartet. Seitdem sendet das Teleskop Daten. Daraus entstehen Himmelskarten, die das Universum und seine Entwicklung abbilden.

Die Astronomen gehen davon aus, dass sie mit "eRosita" rund 100.000 Galaxienhaufen sowie mehrere Millionen aktive Schwarze Löcher in den Zentren der Galaxien finden werden. Weil Licht von fernen Galaxien lange unterwegs ist, kann das Teleskop bis zu sechs Milliarden Jahre zurückblicken.

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