Braunschweig. Dennoch steigerte die Versicherung ihr Ergebnis. Im Juli steht ein Generationswechsel im Vorstand an.

Das Geschäft mit der Sicherheit ist in unsicheren Zeiten alles andere als ein Selbstgänger. Das gilt vor allem für Lebensversicherungen, wie Alexander Tourneau, Vorstandsmitglied der Öffentlichen Versicherung, am Freitag erläuterte. Dennoch zog Knud Maywald, Vorstandschef der Versicherung, mit Blick auf das vergangene Jahr zufrieden Bilanz. Obwohl die Zahl der Kunden leicht gesunken ist, stiegen die Zahl der Versicherungsverträge und der Überschuss. Es war Maywalds letzte Bilanz-Pressekonferenz, im Juli geht er in den Ruhestand.

Bilanz

Die Zahl der Kunden der Öffentlichen sank im vergangenen Jahr im Vergleich zum Vorjahr um knapp 2000 auf 349.016. Der Versicherungsbestand, also die Zahl der Verträge erhöhte sich um knapp
0,7 Prozent auf rund 1,32 Millionen. Die Leistungen für Versicherungsfälle stiegen um 17,9 Millionen Euro auf 354,9 Millionen Euro. Das Ergebnis nach Steuern erhöhte sich um rund 15 Prozent auf
31,8 Millionen Euro.

Erläuterten am Freitag die Geschäftszahlen der Öffentlichen Versicherung (von rechts): Vorstand Alexander Tourneau, Vorstandschef Knud Maywald, Vorstand Marc Knackstedt und Generalbevollmächtigte  Nina Hajetschek.
Erläuterten am Freitag die Geschäftszahlen der Öffentlichen Versicherung (von rechts): Vorstand Alexander Tourneau, Vorstandschef Knud Maywald, Vorstand Marc Knackstedt und Generalbevollmächtigte Nina Hajetschek. © Braunschweiger Zeitung | Bernward Comes

Von diesem Ergebnis fließen
23,6 Millionen in die Rückstellungen für die Beitragsrückerstattung. 2,9 Millionen Euro werden an die Träger ausgeschüttet. Das sind die Norddeutsche Landesbank, das Land Niedersachsen, der Niedersächsische Sparkassenverband und die Stiftung Braunschweiger Kulturbesitz. 4,3 Millionen Euro gehen in die Sicherheitsrücklage, 1,1 Millionen Euro bleiben als Gewinn im Unternehmen.

Die Zahl der Beschäftigten sank von 1164 auf 1147.

Sachversicherung

Eine Säule der Öffentlichen ist die Sachversicherung. Laut Maywald ist die Öffentliche in diesem Segment mit einem Anteil von knapp 50 Prozent bei den Kfz-Versicherungen und 75 Prozent bei den Wohngebäudeversicherungen Marktführer in unserer Region.

Der Versicherungsbestand erhöhte sich um 9599 auf rund 1,21 Millionen. Die Beitragseinnahmen stiegen im vergangenen Jahr um 3 Prozent auf 277,5 Millionen Euro. Dafür sorgten nach Angaben von Nina Hajetschek das Vertragsplus sowie erhöhte Beiträge. Hajetschek ist aktuell Generalbevollmächtigte des Unternehmens und rückt um Juli in den Vorstand auf.

Dennoch sank das Ergebnis nach Steuern um 400.000 Euro auf
6,5 Millionen Euro. Der Grund dafür: Die gestiegenen Einnahmen konnten die gestiegenen Aufwendungen nicht auffangen. So erhöhten sich die Leistungen für Versicherungsfälle deutlich um 29,6 Millionen Euro auf 190,4 Millionen.

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Die Ursachen dafür sind laut Hajetschek drei Stürme im Februar vergangenen Jahres, Starkregen im August sowie vermehrte Unfälle und Einbruchdiebstähle nach Corona. Zudem habe allein eine Brandserie in Wolfenbüttel einen Schaden von 5 Millionen Euro verursacht. Vorstandschef Maywald nannte noch inflations-bedingt gestiegene Kosten für Reparaturleistungen und Ersatzteile.

Starkes Wachstum verzeichnet die Öffentliche bei der Versicherung von E-Rollern, sagte Marc Knackstedt, der im Juli Maywald als Vorstandschef ablöst. In diesem Jahr werde die Schwelle von 10.000 Verträgen für E-Roller überschritten.

Nach Angaben Hajetscheks wirkt sich die hohe Inflation nicht auf das Geschäft mit Sachversicherungen aus. Es gebe weder mehr Beitragsausfälle noch eine höhere Stornoquote.

Lebensversicherung

Das sah im Segment der Lebensversicherungen, es ist die zweite Säule der Öffentlichen, anders aus. Die Beitragseinnahmen gingen deutlich von 169,9 Millionen Euro auf 140,6 Millionen Euro zurück. Ein Grund dafür ist nach Angaben von Vorstandsmitglied Alexander Tourneau die große Verunsicherung der Kunden nach Ausbruch des Ukraine-Krieges. Der Rückgang der Einnahmen sei eine Folge davon, dass sich Kunden insbesondere mit großen Einmalbeträgen zurückhielten. Bei den Einmalbeiträgen handele es sich oft um sechsstellige Summen. Ein zweiter Grund der Zurückhaltung sei das niedrige Zinsniveau im vergangenen Jahr.

Der Versicherungsbestand sank um 0,7 Prozent auf 112.568. Die Leistungen für Versicherungsfälle sanken ebenfalls – von 176,1 Millionen Euro auf 164,5 Millionen Euro. Das Ergebnis nach Steuern stieg dagegen um ein Viertel auf 25,3 Millionen Euro. Davon fließen wiederum 23,6 Millionen Euro in die Rückstellungen für die Beitragsrückerstattung. Tourneau äußerte die Hoffnung, dass das nun steigende Zinsniveau das Geschäft mit Kapitallebensversicherungen belebt. Allerdings werde dies nicht kurzfristig eintreten, weil der jüngste Zinsanstieg „historisch einmalig“ sei und sich der Markt und die Kunden erst darauf einstellen müssten. Das Ziel der Öffentlichen sei, ihren Lebensversicherungs-Marktanteil von weniger als 20 Prozent zu steigern.

Ausblick

Wie Maywald ausführte, ist kein Personalabbau geplant. Um die Zahl der Beschäftigten halten zu können, sei die Öffentliche in Zeiten der Digitalisierung jedoch auf Wachstum angewiesen.

Knackstedt kündigte an, dass die 2021 begonnene Modernisierung der Geschäftsstellen in diesem Jahr abgeschlossen werde. Die persönliche Betreuung der Kunden bleibe ein wichtiger Baustein. Gleichwohl baue das Unternehmen sein Angebot digitaler Dienstleistungen aus.