Berlin. Die Pleiten von US-Banken haben sich auch auf die Aktienkurse deutscher Geldinstitute ausgewirkt. Was würde ein Bankenkrise bedeuten?

Die jüngsten Bankenpleiten in den USA und die Übernahme der schweizerischen Credit Suisse durch die Großbank UBS haben das Bankensystem wachgerüttelt. Auch hierzulande fielen die Aktienkurse von Geldhäusern zuletzt deutlich, was bei einigen Erinnerungen an die Finanzkrise 2008 wachwerden ließ.

Ganz so schlimm ist es allerdings nicht. Deutsche Banken müssen sich jährlich einem Stresstest unterziehen, der zeigen soll, ob sie im Ernstfall stabil sind. Getestet werden dabei auch unterschiedliche Zinsszenarien. Das Ergebnis des jüngsten Stresstests: "Die deutschen Institute sind überwiegend gut kapitalisiert. Eine niedrige zweistellige Anzahl von Instituten wird jedoch im Fall eines deutlichen wirtschaftlichen Abschwungs zu kämpfen haben", schlussfolgerte der oberste Bankenaufseher der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, Raimund Röseler im vergangenen September.

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An dieser Stelle sei also einmal gesagt: Nach einem wirtschaftlichen Abschwung sieht es derzeit nicht aus und auch die steigenden Leitzinsen haben die Banken hierzulande nicht wirklich überrascht. Trotzdem hat das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) sich einmal die Mühe gemacht, zu simulieren, was denn passieren würde, wenn die Probleme im Bankensektor außer Kontrolle gerieten.

Bankenkrise: Das wären die Folgen für Haushalte und Unternehmen

Statt einem wirtschaftlichen Wachstum von einem Viertel Prozent, wäre wohl schon in diesem Jahr eine Schrumpfung in gleicher Größenordnung zu erwarten. Im darauffolgenden Jahr würde die deutsche Wirtschaft laut IW-Studie um zwei Prozent schrumpfen und damit in eine Rezession taumeln.

Auch für den einzelnen Bürger wären die Folgen deutlich zu spüren. Kleinanleger würden Kursverluste im Depot hinnehmen müssen, der Konsum ginge 2023 um 0,4 Prozent zurück und 2024 nochmal um 2,2 Prozent. Weniger Konsum sorgt tendenziell auch dafür, dass Unternehmen weniger produzieren und die Arbeitslosigkeit langfristig steigt – das drückt auch auf die Löhne. Zudem hätten Unternehmen und Haushalte Probleme günstige Kredite zu bekommen. Die Investitionen würden also 2023 um ein Prozent, 2024 um knapp sechs Prozent fallen, heißt es in der IW-Studie.

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Das Institut verbindet die Simulation auch mit einer Forderung. Denn um die Inflation zu bekämpfen, haben die Zentralbanken den Leitzins immer weiter angehoben – in Europa stieg er zuletzt auf dreieinhalb Prozent. Die straffe Geldpolitik soll die Inflation absenken, sorgt aber gleichzeitig dafür, dass weniger konsumiert und investiert wird.

Studienautor Thomas Obst meint: „Der Druck auf die Zentralbanken wächst. Es wird Zeit, dass sie die bisherige Zinspolitik auf den Prüfstand stellen und eine Ansteckungsgefahr auf die Gesamtwirtschaft unterbinden. Die entscheidende Frage wird sein, ob die Geldpolitik dabei weitere Zinserhöhungen vornehmen kann, ohne die Finanzmarkstabilität zu gefährden.“ (lro)