Berlin. Ist ein Elternteil arbeitslos, während das Kind in die Grundschule geht, beeinträchtigt das seinen späteren Bildungserfolg. Warum?

Sind die Eltern während der Grundschulzeit ihres Kindes arbeitslos, beeinträchtigt das dessen Bildungserfolg nachträglich. Das zeigt eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), die dieser Redaktion vorliegt. Demnach erreichen Kinder später oft niedrigere Bildungsabschlüsse.

Insbesondere die Arbeitslosigkeit des Vaters in der Grundschulzeit der Kinder kann sich laut DIW auf deren späteren Bildungserfolg auswirken. 30 Prozent geringer ist dann die Chance, dass die Kinder später die Schule mit einem Abitur oder Fachabitur abschließen. Entsprechend höher ist die Wahrscheinlichkeit für einen Haupt- oder Realschulabschluss.

Letztendlich sinkt im Falle der Arbeitslosigkeit des Vaters auch die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind einen Studienabschluss erlangt – um fast neun Prozentpunkte. Mit Blick auf die Wahrscheinlichkeit, eine Berufsausbildung abzuschließen, ändert sich laut Studie jedoch nichts.

Wird die Mutter arbeitslos, sind die Folgen nicht so dramatisch

Ist die Mutter während der Grundschulzeit des Kindes arbeitslos, fallen die negativen Folgen laut DIW schwächer aus oder sind gar nicht vorhanden. „Das bedeutet aber nicht, dass der Arbeitslosigkeit von Müttern eine geringere Bedeutung beigemessen werden sollte als der von Vätern“, erklärt Celina Tippmann, Co-Autorin der Studie.

Die Kinder in der Studie wurden zwischen 1979 und 2001 geboren – seitdem ist zum Beispiel die Erwerbstätigkeit von Müttern deutlich gestiegen. Entsprechend dürfte bei späteren Geburtsjahrgängen die Arbeitslosigkeit von Müttern eine größere Rolle spielen, so Tippmann.

Sind Eltern während der Grundschulzeit ihrer Kinder arbeitslos, schadet das den Kleinen auch noch Jahre später.
Sind Eltern während der Grundschulzeit ihrer Kinder arbeitslos, schadet das den Kleinen auch noch Jahre später. © dpa | Peter Kneffel

Die Folgen der Arbeitslosigkeit beeinträchtigen jedoch nicht nur die Eltern, sondern auch die Kinder. Sind Mutter oder Vater arbeitslos, können sie auf weniger Geld zurückgreifen - und weniger in die Bildung ihrer Kinder investieren. Private Nachhilfe? Fällt dann eher aus. Und auch die Hausaufgabenbetreuung konkurriert mit der Suche nach einem neuen Job.

Zudem verweist das DIW auf andere Studien, laut denen Arbeitslosigkeit die mentale Gesundheit und Lebenszufriedenheit minimiert - und Betroffene höhere Scheidungsraten vorweisen. Das wiederum bedeutet vermehrt Stress für die Kinder.

Forderung: Bildungssystem gerecht gestalten

Die Studienautoren fordern daher, das Bildungssystem so zu gestalten, dass der Bildungserfolg der Kinder weniger stark von den Eltern abhängt. „Ganztagsschulen und der beschlossene Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz im Grundschulalter ab 2026 sind ein wichtiger Schritt“, sagt Felix Weinhardt, Co-Autor der Studie. „Nun kommt es darauf an, den Rechtsanspruch auch tatsächlich zu erfüllen und eine hohe Qualität der Betreuung sicherzustellen.“

Die Stichprobe wurde auf Kinder zwischen sechs und neun Jahren beschränkt, deren Eltern zu Beginn des Beobachtungszeitraums und vor Eintritt der Arbeitslosigkeit zwischen 18 und 67 Jahre alt waren. Untersucht wurden bis zu 1124 Väter und bis zu 834 Mütter. Jeweils rund zehn Prozent davon entfallen auf die Untersuchungsgruppe „Kinder mit arbeitslosem Elternteil“ und der Rest auf die Vergleichsgruppe „Kinder ohne arbeitslosen Elternteil“.