Braunschweig. Der Verbund will sich dafür einsetzen, dass mehr Frauen Gesellinnen, Meisterinnen oder Unternehmerinnen werden.

Die Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade gründet den ersten Frauenbeirat einer Handwerkskammer in Deutschland. Ziel ist es, mehr Frauen für das Handwerk zu begeistern und in den Betrieben selbst einen Umdenkprozess anzustoßen. „Frauen stellen zwar die Hälfte der Bevölkerung, jedoch nur ein knappes Fünftel der im Handwerk Tätigen“, erklärte Detlef Bade, Präsident der Handwerkskammer, in einer Mitteilung.

Die Vize-Präsidentin der Kammer, Heidi Kluth, ist Geschäftsführerin eines Haustechnik-Betriebs (Sanitär, Heizung, Elektro, Klempner) in Buchholz am nördlichen Rand der Lüneburger Heide. Sie initiierte den Beirat und ist dessen Vorsitzende. Kluth ist gelernte Arzthelferin, heiratete in den Betrieb hinein, bildete sich fort und ist bis heute als Geschäftsführerin und Gesellschafterin des 17-köpfigen Betriebs verantwortlich für Personal und Finanzen. Ihr Engagement für Frauen ist ihr nach eigenen Angaben eine Herzensangelegenheit. Unter anderem ist die 68-Jährige ehemalige Bundesvorsitzende der Unternehmerfrauen im Handwerk.

Betriebe sensibilisieren

Zu ihrer Motivation, den Beirat zu gründen, erklärt sie: „Wir haben immer viele tolle Projekte mit Präsentationen, Broschüren und Abschlussberichten. Am Ende werden sie gelocht und oftmals abgeheftet, zu wenig dringt nachhaltig bis in die Betriebe durch.“ Das soll sich nun ändern – laut Kluth auch erstmal nur in kleinen Schritten. „Wir müssen Betriebe und unsere eigene Kammerorganisation sensibilisieren. Es wäre zum Beispiel ein erster Schritt, bei einem Politikerbesuch einen frauengeführten Betrieb vorzustellen“, sagt Kluth. Kammer-Hauptgeschäftsführer Eckhard Sudmeyer unterstreicht den Ansatz: „Wir wollen konkrete Ergebnisse erzielen und nicht nur reden.“

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Kluths Angaben zufolge verlassen Frauen überproportional häufiger wieder das Handwerk als Männer. „Woran liegt das?“, fragt sie und findet, dazu müsse man mehr ins Gespräch kommen und eine Willkommenskultur für Frauen schaffen. Es gebe aber einen ganzen Berg an weiteren Themen – zum Beispiel, wie sich Selbstständigkeit und Mutterwerden und -sein miteinander vertragen –, davon dürfe man sich nicht abschrecken lassen, sondern müsse anfangen.

Weil der Beirat auch in die Gesellschaft wirken soll, ist er mit Vertretern unterschiedlicher Organisationen besetzt. Mitglied des Beirats „Frauen. Handwerk. Zukunft“ sind neben Vertretern der Handwerkskammer auch Vertreter des niedersächsischen Arbeitsministeriums, der Arbeitsagentur Lüneburg, der Landesvertretung der Handwerkskammern Niedersachsens, der Kreishandwerkerschaft Harburg sowie der Unternehmerfrauen im Handwerk. „Wir wollen gemeinsam mehr weibliche Auszubildende, Gesellinnen, Meisterinnen, Unternehmerinnen und auch Ehrenamtsträgerinnen für das Handwerk gewinnen“ sagte Kluth. Das Thema begleite sie seit mehr als 15 Jahren, sei aber mit Blick auf den Fachkräftemangel akuter denn je.