Berlin. Ebay Deutschland will die Verkaufsgebühren abschaffen, jedoch nur für einen Teil der Händler. Ab 1. März soll die Neuerung gelten.

Private Händler dürfen sich ab März über Vergünstigungen auf der Verkaufsplattform Ebay freuen. Wie die Geschäftsleitung des Unternehmens verkündete, schafft Deutschlands größter Online-Marktplatz bei Second-Hand-Ware und im nicht-kommerziellen Handel die Gebühren für Verkäufer ab. Zum Monatsanfang entfallen demnach die Verkaufsgebühr, die pauschale Provision sowie die Angebotsgebühr. Mit dem Strategiewechsel will der Tech-Konzern das Nutzungsaufkommen steigern und für mehr Attraktivität sorgen.

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11 Prozent vom Verkaufspreis entfallen: Ebay hofft auf Synergie-Effekt

Bisher berechnete die US-amerikanische Online-Handelsplattform deutschen Verkäufern 11 Prozent Gebühren auf jeden verkauften Artikel. Zusätzlich mussten private Anbieter eine fixe Pauschale von 35 Cent entrichten. Auch die Einstellgebühr entfällt ab Mittwoch. Wie der Geschäftsführer von Ebay Deutschland, Oliver Klinck, mitteilte, soll die Maßnahme "das Angebot gebrauchter Artikel erhöhen und so die Kreislaufwirtschaft stimulieren".

In den Genuss vergünstigter Nutzungsbedingungen kommen deutsche Verkäufer exklusiv. Selbst in den beiden Ländern, in denen Ebay noch größere Umsätze erzielt, den USA und Großbritannien, bleiben die bisherigen Rahmenkosten bestehen. Auf dem deutschen Markt will Ebay Hürden für potenzielle Nutzer abbauen. Laut eigener Datenerhebung wisse man, "dass Verbraucher*innen, die ebay.de zum Verkaufen nutzen, im Durchschnitt doppelt so viel kaufen, wie Konsument*innen, die Ebay ausschließlich zum Kaufen nutzen".

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Mehr Angebot, Nutzer und größere Attraktivität erhofft: Ebay lockt mit Vergünstigungen

Von der Maßnahme erwartet sich Ebay Deutschland eine deutliche Steigerung in Puncto Angebotsvielfalt. Die Vergünstigungen sollen zudem dank größerer Reichweite und Attraktivität auch wieder mehr gewerbliche Händler auf die Plattform locken. Andreas Häntsch, der für die Sparte des Gewerbehandels zuständig ist, glaubt: "Je besser wir auf aktuelle Bedürfnisse eingehen können, desto attraktiver ist Ebay".

Laut Geschäftsführer Klinck reagiert das Unternehmen mit der Gebührenstreichung auch auf die Zeichen der Zeit: "Wir leben in einer Zeit, in der vielen Familien Geld im Portemonnaie fehlt." Infolge der nach wie vor hohen Inflation und gesteigerter Lebenshaltungskosten herrsche großer Bedarf, finanzielle Schieflagen durch private Verkäufe auszugleichen. Die Handelsplattform sieht eine Nische, in der Händler und Konsumenten profitieren können.

Für Online-Plattformen wie Ebay gelten die Regeln des Steuertransparenzgesetzes. Verkäufe über einem bestimmten Wert müssen gemeldet werden.
Für Online-Plattformen wie Ebay gelten die Regeln des Steuertransparenzgesetzes. Verkäufe über einem bestimmten Wert müssen gemeldet werden. © stockcam

Die Verzwergung eines Riesen: Amazon stellt Ebay in den Schatten

Durch den Einschnitt möchte Ebay wohl auch dem wirtschaftlichen Sinkflug entgegenwirken. Einstmals in enger Konkurrenz zu Amazon, sinkt der Marktanteil der Plattform bereits seit Jahren stetig. Im Weihnachtsgeschäft 2022 verbuchte Ebay einen Umsatzverlust von vier Prozent gegenüber dem Vorjahr. In der Folge stürzte der Reingewinn um 10 Prozent auf rund 581 Millionen Euro. Zum Vergleich: Ebays Umsatz von rund 2,5 Milliarden US-Dollar im vierten Quartal 2022 stellte Amazon mit einem Erlös von knapp 150 Milliarden Dollar klar in den Schatten.

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Das 1995 gegründete E-Commerce-Unternehmen startete ursprünglich als Auktionsplattform. Jahrelang pflegte der heutige Tech-Gigant ein Image als digitaler Flohmarkt. In den vergangenen Jahren entwickelte sich Ebay jedoch mehr in Richtung Händler-Konsumenten-Marktplatz mit kommerzieller Ausrichtung. Nebenbei entstanden auf dem Second-Hand-Markt Konkurrenten wie Amazon Marketplace. Laut Ebay verbucht die Plattform monatlich rund 193 Millionen Aufrufe und zählt weltweit 134 Millionen registrierter Kunden.