Berlin. Saisonkräfte brauchen Wertschätzung statt Lohnkürzung. Warum die rund 270.000 Saisonkräfte in der Landwirtschaft unverzichtbar sind.

Ohne ihre Hilfe wäre die Landwirtschaft aufgeschmissen. Jedes Jahr kommen rund 270.000 Saisonkräfte nach Deutschland, um bei der Ernte von Spargel, Erdbeeren oder der Weinlese zu helfen. Oft nehmen die Männer und Frauen lange Anfahrtswege in Kauf, kommen aus den benachbarten und ferneren Ländern Osteuropas, lassen ihre Familien zurück, um wochenlang auf deutschen Feldern zu ackern. Doch statt Dankbarkeit und Wertschätzung dafür zu ernten, werden sie von manchen Bauern sogar noch abgezockt.

Für ihre Arbeit erhalten die Helfenden gerade mal den Mindestlohn. Und als wäre dies nicht schon wenig genug, drücken einige Landwirte sogar noch dieses Salär, so eine neue Studie. Manche müssen für karge Verschläge Wuchermieten zahlen, sollen Handschuhe und Scheren für ihre Arbeit selbst kaufen oder bekommen Überstunden nicht bezahlt. Dieses Verhalten ist nicht nur rechtswidrig, sondern auch menschlich inakzeptabel und verwerflich. Lesen Sie auch: Warum Erdbeeren und Spargel in diesem Jahr teurer werden

„Schwarze Schafe“ schädigen auch faire Betriebe

Beate Kranz ist Wirtschaftsredakteurin der Funke-Zentralredaktion
Beate Kranz ist Wirtschaftsredakteurin der Funke-Zentralredaktion © Reto Klar | Reto Klar

Wer seine Mitarbeiter so behandelt, sollte sich schämen und sich schleunigst ändern. Denn solche „schwarzen Schafe“ bringen nicht nur den guten Ruf eines ehrenwerten Berufsstandes in Gefahr, sondern beschädigen unweigerlich auch das Image all jener seriös arbeitenden Bauern, die mit ihren Beschäftigten gut und fair umgehen.

Aber auch die Regierung muss handeln. Nicht nur jeder Bürger, sondern auch jede Saisonkraft sollte im sozialen Deutschland gesetzlich verpflichtend krankenversichert sein. Und zwar ohne unberechenbare Zusatzkosten.

Am Ende helfen bessere Arbeitsbedingungen auch als Verkaufsargument. Wer weiß, dass sein gekauftes Obst und Gemüse unter guten Konditionen entstanden ist, bezahlt dafür auch gerne etwas mehr.