Berlin. Die größte deutsche Lebensversicherung erhöht die Zinsen. Zieht die Branche nach? Was dies für bestehende und neue Verträge bedeutet.

Lebensversicherungen werden für Verbraucher wieder etwas attraktiver. Die Allianz Lebensversicherung erhöht die Gesamtverzinsung in ihrem Sicherungsvermögen auf 3,5 Prozent. Dies sind 0,3 Prozentpunkte mehr als bislang, teilt die Allianz Leben am Montag mit. In den vergangenen zwei Jahren konnte die Allianz Leben trotz Niedrigzinsphase eine Verzinsung von 3,2 Prozent bieten.

Für ihr „Vorsorgekonzept Perspektive“ bietet die Allianz künftig eine Gesamtverzinsung von 3,5 Prozent an. Die Gesamtverzinsung der klassischen Lebens- und Rentenversicherung steigt wiederum auf 3,2 Prozent. Die in der Gesamtverzinsung enthaltene laufende Verzinsung erhöht sich bei „Perspektive“ damit von 2,4 auf nunmehr 2,6 Prozent, für „Klassik“ liegt sie bei 2,5 Prozent, teilte das Unternehmen mit.

„Die Erhöhung kommt grundsätzlich allen Verträgen im nächsten Jahr zugute. Dann wird die laufende Verzinsung gutgeschrieben, bei Perspektive-Verträgen sind das beispielsweise 2,6 Prozent. Weitere 0,9 Prozent finanzieren wir als Schlussüberschuss an, der bei Vertragsende gutgeschrieben wird“, sagte Volker Priebe, Vorstand Privatkunden und Produkte der Allianz Lebensversicherung, dieser Redaktion.

„Unser Sicherungsvermögen umfasst fast 300 Milliarden Euro, die wir für unsere Kunden sehr breit gestreut zur Altersvorsorge anlegen. Dazu gehören mehr als 1000 Einzelinvestments in Infrastruktur, Erneuerbare Energien, Immobilien, aber auch in Aktien, Pfandbriefe und Staatsanleihen.“

Lebensversicherung: Was dies für die Branche bedeutet

Die Anhebung sendet auch ein Signal in die Branche. Die Allianz Leben ist mit mehr als 10 Millionen Kunden der größte Lebensversicherer in Deutschland. Die jahrelange Zinstalfahrt bei Lebensversicherungen könnte damit gestoppt sein. Die Anhebung dürfte auch eine Reaktion auf die steigenden Zinsen am Kapitalmarkt sein. Die Inflation können diese Steigerungen jedoch nicht ausgleichen. Auch Versicherungsexperten erwarten noch keine deutlich steigenden Erhöhungen der Verzinsung in der Branche.

Die laufende Verzinsung klassischer Lebensversicherungen besteht aus dem Garantiezins. Dieser liegt seit Anfang 2022 nach einer Entscheidung des Bundesfinanzministeriums für Neuverträge bei 0,25 Prozent. Altverträge bieten hier noch teilweise bis zu vier Prozent Zinsen.

Hinzu kommt die Überschussbeteiligung, die Lebensversicherer je nach Wirtschaftslage und Erfolg ihrer Anlagestrategie jedes Jahr für alle Verträge neu festsetzen. Die laufende Verzinsung bezieht sich nur auf den Sparanteil unter anderem nach Abzug von Abschluss- und Verwaltungskosten.

Wie sich die Zinsen bis Ende 2023 weiter entwickeln werden, kann niemand mit Sicherheit sagen, meint Priebe. „Wir haben in den vergangenen zwei Jahren starke disruptive Veränderungen gesehen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass dies nochmal so sein wird. Man kann nicht davon ausgehen, dass alles ohne Schwankungen wieder nach oben geht.“

Verbraucherschützer kritisieren unterdessen seit Jahren die Kosten für Lebensversicherungen als Altersvorsorge zu hoch. „Die Abschluss- und Vertriebskosten sind der größte Kostenblock. Bei jeder Senkung des Garantiezinses haben wir gefordert, dass als erstes die Kosten runter müssen“, so Versicherungsexperte Lars Gatschke vom Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv).

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.