Göttingen. Kontrollbilanz des Braunschweiger Zolls für 2019: Schwarzarbeit und Sozialbetrug am Bau kosten Staat 11,2 Millionen Euro.

Wenn billig am Ende teuer wird: Schwarzarbeit, illegale Beschäftigung und Lohn- Prellerei in der Baubranche haben in der Region einen Millionenschaden verursacht. Das teilt die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) mit und beruft sich auf eine aktuelle Auswertung des Bundesfinanzministeriums. Danach deckten Beamte des Hauptzollamtes Braunschweig, das auch für den Kreis Göttingen zuständig ist, im vergangenen Jahr einen Schaden von 11,2 Millionen Euro wegen nicht gezahlter Steuern und Sozialabgaben auf. Die Gewerkschaft spricht von einem „erschreckenden Ausmaß krimineller Energie“ auf dem Bau und fürchtet um das Image der Branche.

Der Auswertung zufolge kontrollierten Beamte des Hauptzollamtes Braunschweig im vergangenen Jahr insgesamt 305 Baufirmen und leiteten 301 Ermittlungsverfahren ein. Wegen illegaler Praktiken in der Branche entgingen dem Staat und den Sozialkassen 11,2 Millionen Euro.

Wichtige Stütze der regionalen Konjunktur

Laut IG Bau-Vize-Bezirkschef Heinrich Grupe stehe das Image einer ganzen Branche auf dem Spiel. „Sauber wirtschaftende Firmen dürfen nicht wegschauen, wenn sich Konkurrenten nicht an die Regeln halten. Gerade die Coronakrise hat ja gezeigt, wie wichtig die Bauwirtschaft als Stütze der Konjunktur auch in der Region ist“, so die IG Bau Niedersachsen-Süd.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes stiegen die Bau-Umsätze in den ersten fünf Monaten des Jahres trotz Pandemie um rund sieben Prozent. „Das beste Mittel gegen unerlaubte Geschäfte am Bau ist ein fairer Wettbewerb zu fairen Löhnen und Arbeitsbedingungen. Dazu muss sich die ganze Branche bekennen, wenn sie ihren Ruf nicht verspielen will“, so der Gewerkschafter.

Die Arbeitgeber hätten in der laufenden Tarifrunde die Chance, die Bauberufe für Fach- und Nachwuchskräfte attraktiver zu machen. Entscheidend sei aber auch, dass der Zoll schwarze Schafe noch stärker in den Blick nehme. „Es kommt nicht nur auf die Zahl der Kontrollen an, sondern auch auf die Qualität. Hier braucht die Finanzkontrolle Schwarzarbeit mehr Personal“, so Grupe.

In Braunschweig nur 156 Planstellen besetzt

Laut Finanzministerium waren beim Hauptzollamt Braunschweig zu Jahresbeginn lediglich 152 Planstellen besetzt. Die Zollstatistik geht auf eine parlamentarische Anfrage der Bundestagsabgeordneten Beate Müller-Gemmeke (Bündnis 90/Die Grünen) zurück.

Die Arbeitsmarktpolitikerin stellt gegenüber der IG Bau fest: „Schwarzarbeit und Lohn-Betrug sind keine Kavaliersdelikte. Der Zoll muss gestärkt werden, um flächendeckend kontrollieren und wirksam gegen illegale Machenschaften vorgehen zu können – gerade auf dem Bau.“