Berlin. Unternehmen sichern sich mit Versicherungen gegen finanzielle Ausfälle ab, falls Kunden erhaltene Lieferungen nicht bezahlen. In der Corona-Krise fordert die Wirtschaft eine Ausweitung staatlicher Absicherung.

In deutschen Unternehmen wächst die Sorge, bei künftigen Exporten auf unbezahlten Rechnungen sitzen zu bleiben.

"Immer mehr Unternehmen melden uns, dass sich Kreditversicherer in der Corona-Krise aus der Deckung des internationalen Warenverkehrs zurückziehen", sagte Volker Treier, Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), der Deutschen Presse-Agentur. Dabei geht es um die Absicherung künftiger Lieferungen an Kunden.

"Wenn Kreditversicherer den Warenverkehr nicht mehr absichern, dann können die Lieferketten reißen und es kommt zu Produktionsausfällen", warnte Treier. In der Folge könne sich die Liquidität der betroffenen Betriebe verschlechtern. "Das geht unmittelbar auch zulasten der Kreditwürdigkeit der Unternehmen. Insbesondere unsere exportorientierten Unternehmen könnten dann nicht nur in eine Liquiditätskrise rutschen, sondern auch in eine Solvenzkrise." Bei sinkender Kreditwürdigkeit kommen Unternehmen schwerer an Kredite, das kann eine Abwärtsspirale in Gang setzen.

Warenkreditversicherer ersetzen Unternehmen Ausfälle, wenn Kunden die gelieferten Produkte nicht bezahlen können oder wollen. Die Versicherer bewerten individuell die Bonität von Abnehmern im In- und Ausland. Abhängig von der Bewertung können Lieferungen bis zu einem bestimmten Kreditlimit versichert werden. Deutet die Prüfung auf drohende Zahlungsprobleme hin, kann das Limit reduziert oder aufgehoben werden. Unternehmen, die schon vor der Krise Probleme hatten, dürften durch die Ausbreitung des Virus und die Maßnahmen zu dessen Bekämpfung zusätzlich unter Druck geraten.

Mit staatlichen Exportkreditgarantien, sogenannten Hermes-Bürgschaften, kann zudem der Bund Geschäfte von Exporteuren gegen einen wirtschaftlich und politisch bedingten Forderungsausfall absichern. Der Bund übernimmt damit zu einem großen Teil das Risiko eines Zahlungsausfalls.

Treier forderte eine zeitweilige staatliche Absicherung von Forderungen betroffener exportorientierter Unternehmen sowie "eine Ausdehnung der staatlichen Kreditversicherung auf bisher marktfähige Länder, insbesondere die der Europäischen Union und der OECD, im internationalen Warenverkehr".

Ein Sprecher des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) sagte: "Klar ist, dass in Zeiten von Corona auch die Risiken in der Exportkreditversicherung steigen." Eine Ausweitung staatlicher Exportkreditversicherungen auf EU- und OECD-Kernländer könnte daher eine sinnvolle Krisenmaßnahme sein. "Diese Krisenmaßnahme, die bereits von Teilen der Wirtschaft gefordert wurde, sollte allerdings regelmäßig überprüft und nicht zur Regel werden."