Frankfurt/Main. Skepsis bei Experten: Der Berliner Mietendeckel mag zwar einen weiteren Anstieg der Mieten bremsen. Doch er bremst auch den Wohnungsbau. Investoren könnten angesichts der schärferen Regulierung mehr Geld in Büros stecken. Denn die fehlen auch.

Schärfere Vorschriften für Wohnungen wie der Mietendeckel in Berlin haben laut einer Studie weitreichende Folgen für die Immobilienmärkte.

Der geplante Mietendeckel sei kein Thema der Hauptstadt allein, sagte Christian Schulz-Wulkow, Immobilienexperte bei der Beratungsfirma EY, am Mittwoch in Frankfurt. Auch andere Städte wie München und Hamburg schauten auf Berlin, ob der umstrittene Mietendeckel dort Bestand vor Gericht habe. Bis zur Klärung werde die Unsicherheit bei Investoren bleiben.

Investoren könnten angesichts der schärferen Regulierung mehr Geld in Büros stecken, heißt es in einer Umfrage von EY, an der rund 250 große Anleger wie Banken, Fonds und reiche Familien teilnahmen. "Sollte sich der regulatorische Rahmen auf dem Wohnimmobilienmarkt weiter verengen, ist ein Ausweichen der Investoren in andere Segmente sehr wahrscheinlich", sagte EY-Experte Paul von Drygalski.

60 Prozent der Befragten erwarteten, dass auf die Wohnungsknappheit eine Büroknappheit folge. Büros, insbesondere in Frankfurt, Berlin und München stünden bei Investoren hoch im Kurs. In Berlin gebe es schon kaum noch freie Büroflächen, sagte Schulz-Wulkow.

In der Hauptstadt seien die Folgen des Mietendeckels zu beobachten. "Eigentümer haben Sanierungen auf ein Minimum zurückgefahren, auch wenn sie Wohnungen nicht verfallen lassen", sagte Schulz-Wulkow. Handwerker, die in der Hauptstadt lange ausgebucht gewesen seien, seien nun wieder zu bekommen. Auch der Neubau leide.

Bundesweit blieben Anlagen in Wohnungen für Großanleger attraktiv, nicht zuletzt wegen der Niedrigzinsen. "Sie sorgen für beste Stimmung bei Investoren." Die wachsende Regulierung sei aber spürbar.

Im vergangenen Jahr wurde in Deutschland der Rekordwert von 89,5 Milliarden Euro in Wohn- und Gewerbeimmobilien investiert - 14 Prozent mehr als im Vorjahr. Für 2020 werde ein kaum veränderter Wert erwartet, so EY. Die Branche rechne nicht mit Folgen der Konjunktureintrübung in Deutschland.