Tel Aviv. Trotz des Friedensvertrages zwischen Israel und Ägypten ist das Verhältnis unterkühlt. Nun binden sich die Nachbarländer durch ein Gasgeschäft enger aneinander - und hoffen auf wirtschaftliche Vorteile für beide Seiten.

Israels größtes Erdgas-Feld Leviathan im Mittelmeer liefert ab sofort Erdgas nach Ägypten. Der Export habe in der Nacht begonnen, teilte das israelische Unternehmen Delek mit.

"Der Tag ... markiert eine neue Ära im Energiesektor des Nahen Ostens", sagte Jossi Abu, Geschäftsführer von Delek, laut der Mitteilung. Auch die zuständigen Minister Israels und Ägyptens bestätigten den Export-Beginn.

Das Leviathan-Gasfeld hatte am 31. Dezember seinen Betrieb aufgenommen. In Kürze soll von dort auch Gas nach Jordanien exportiert werden. Es handelt sich um das größte Energieprojekt der Landesgeschichte.

Israels Energieminister Juval Steinitz und der ägyptische Ölminister Tarek al-Mulla betonten, dieser Schritt werde es Israel auch ermöglichen, einen Teil des Gases über Flüssiggasanlagen (LNG) in Ägypten nach Europa zu exportieren. Nach den Worten von Delek-Geschäftsführer Abu wird der Gasexport von Leviathan nach Ägypten "sowohl zur israelischen als auch zur ägyptischen Wirtschaft beitragen, regionale Stabilität unterstützen und Ägyptens Rolle als regionales Energiezentrum stärken".

Die Bohranlage mit Plattform liegt zehn Kilometer vor Israels Küste. Der Betrieb hatte wegen Bedenken des Umweltministeriums mit einer Woche Verspätung begonnen. Nach einer Prüfung gab das Ministerium schließlich grünes Licht und teilte mit, es sei keine gesundheitliche Gefährdung der Küstenbewohner zu befürchten.

Das Erdgasfeld liegt rund 130 Kilometer westlich der Hafenstadt Haifa in etwa 1700 Metern Meerestiefe. Teilhaber sind neben dem US-Unternehmen Noble Energy die israelischen Unternehmen Delek und Ratio Oil Exploration (1992). Die privat finanzierte Entwicklung des Projekts kostete bislang mehr als 13 Milliarden Schekel (3,4 Milliarden Euro).

Israel verfügt über weitere Erdgasfelder, die Produktion aus dem Tamar-Feld beispielsweise hatte bereits 2013 begonnen. Mit dem Erdgas will sich das Land, das in der Region viele Feinde hat, seine Energieunabhängigkeit sichern.

Es soll Israel außerdem den Kohleausstieg ermöglichen und das Land zum Energie-Exporteur machen. Davon erhofft sich der jüdische Staat auch bessere Beziehungen zu seinen Nachbarn. Über eine Pipeline will Israel außerdem von 2025 an Gas nach Europa liefern.