Braunschweig. . Durch das neu eröffnete Virtual-Reality-Labor werden Entwicklungszyklen verkürzt.

Reale Prototypen für den Fahrzeugbau sind teuer und auch nicht so leicht veränderbar. Deswegen forscht das Institut für Konstruktionstechnik der TU Braunschweig künftig an virtuellen Fahrzeugmodellen. Am Mittwoch hat Institutsleiter Thomas Vietor das erste Virtual-Reality-Labor am Niedersächsischen Forschungszentrum Fahrzeugtechnik (NFF) eröffnet. Das NFF ist nach eigenen Angaben eines der größten und modernsten Zentren für Mobilitätsforschung an einer deutschen Universität. „Virtual Reality ist in der Produktentwicklung ein ganz wesentliches Hilfsmittel, um die Entwicklungskette zu verkürzen“, sagte Vietor, der auch Vorstandssprecher des NFF ist.

Das Labor nimmt einen fensterlosen Raum im Zentrum am Forschungsflughafen ein. Im vorderen Teil stehen einige Computer, an denen Studierende und Wissenschaftler Virtual-Reality-Modelle programmieren und vorbereiten können. Im hinteren Teil stehen zwei Auto-Sitze auf freier Fläche. Doch kaum sitzt man und setzt dann die VR-Brille auf – ihre Anschaffung hat rund 2500 Euro gekostet – erscheint um einen herum plötzlich ein virtuelles Fahrzeug. Steht man auf, kann man an einzelne Bauteile nah herangehen und selbstverständlich begrenzen Decke, Türen oder Rahmenteile nicht den eigenen Weg – man kann einfach durch sie hindurchgehen. Ermöglicht wird die virtuelle Umgebung durch vier Sensoren im Raum.

Im VR-Labor Sichtfeld des Fahrers optimieren

Benjamin Bader ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Konstruktionstechnik und hat im Rahmen seiner Dissertation das Projekt „Hybrid“ ins Leben gerufen. Darin geht es um die bestmögliche Mischung und Verteilung von Materialien – Stahl und Kunststoff – im Fahrzeug. Unter anderem arbeiten er und Studierende in diesem Projekt auch an der Optimierung des Sichtfelds für den Fahrer – indem sie die sogenannte A-Säule im Auto sozusagen „durchsichtiger“ machen. Die A-Säule ist vom Fahrer aus gesehen die linke Begrenzung der Windschutzscheibe, die mit dem Fahrzeugdach verbunden ist.

Im VR-Labor lässt sich nun beispielsweise das Maß der Einschränkung des Sichtfelds durch die A-Säule messen, die laut Vietor auch „extrem von den Körpermaßen abhängig ist“. Der Aufbau solch einer Säule ist virtuell leichter änderbar und finanzierbarer als es bei einem realen Prototypen der Fall wäre. „Mit dem Labor können wir die Entwicklung von Fahrzeugen beschleunigen oder sogar komplett neue Fahrzeuge entwickeln. Unser Anspruch als Forscher ist es ja, Fahrzeugkonzepte der Zukunft zu entwickeln“, so Vietor.

Virtuelle Realität steigert Anschaulichkeit für Studierende

Der Vorteil des Labors sei außerdem, erläutert der Institutsleiter, die Steigerung der Anschaulichkeit in der Lehre . Studierende, die sich beispielsweise mit einem winzigen Teil einer Karosserie beschäftigen würden, sehen mittels der VR-Brille dieses Teil im Gesamtzusammenhang eines Fahrzeugs. Das könne eine „unheimliche Motivation“ sein. Fahrzeugkonzepte würden so „greifbarer“.

Die Idee zum Labor gab es im Forschungszentrum offenbar schon länger, im September vergangenen Jahres begannen dann die Planungen, Anfang des Jahres der Aufbau. Mittelfristig soll angestrebt werden, eine Live-Veränderung der vorher programmierten VR-Modelle zu ermöglichen.