Salzgitter. Mit Hilfe von Fördergeldern will die Salzgitter AG ihre Stahlproduktion nahezu CO2-frei machen. Auf EU-Ebene gibt es „spürbares Interesse“.

Wenn es nach Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) geht, könnte unsere Region Modellregion für Klimaschutz in der Industrie werden. Dazu gehöre neben der Ansiedlung einer Batteriezell-Fertigung und von Batterie-Recycling auch die CO2-arme Stahlproduktion der Salzgitter AG. Mit dem Projekt „Salcos“ (Salzgitter Low CO2 Steelmaking) könnte der Konzern bis 2050 nach eigenen Angaben 95 Prozent Kohlendioxid einsparen.

Abnehmer von solch „grünem“ Stahl säßen laut Althusmann zum Beispiel mit Volkswagen und dem Zugbauer Alstom gleich um die Ecke des Stahlherstellers. Doch um in der Produktion von Koks auf zunächst Erdgas und später Wasserstoff umzustellen, fordert die Salzgitter AG unter anderem Unterstützung in Form einer Hunderte Millionen schweren Anschubfinanzierung. Dafür warben am Donnerstag der Wirtschaftsminister und ein Vertreter des Salzgitteraner Stahlkonzerns gemeinsam bei der Generaldirektion Klima der EU-Kommission.

„Angesichts der ambitionierten EU-Klimaschutzziele, die bis 2030 über alle Bereiche hinweg insgesamt 40 Prozent weniger CO2-Emissionen im Vergleich zu 1990 vorsehen, kommt es darauf an, dafür zeitnah die politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen zu schaffen“, begründete Althusmann. Weiter sagte er: „Für Niedersachsen mit seiner herausragenden Automobilindustrie wären die Herstellung und der Einsatz ,grünen Stahls‘ fraglos von großem Interesse.“ Das Gespräch mit der EU-Klimadirektion bezeichnete er als „ordentlich“. Es habe gezeigt, dass es auf EU-Ebene ein „spürbares Interesse“ für die klimaschonenden Stahlherstellung gebe.

Die Salzgitter AG teilte mit, dass „in unseren zahlreichen Gesprächen mit politischen Entscheidern in Berlin und Vertretern von EU-Institutionen in Brüssel“ anerkannt worden sei, welche Bedeutung eine möglichst zeitnahe Umsetzung der ersten Ausbaustufe von „Salcos“ habe, um die Klimaschutzziele 2030 in Europa zu erreichen. Die Salzgitter AG könnte in einem ersten Schritt bis 2025 einen ihrer Hochöfen ersetzen und so 25 Prozent Kohlendioxid einsparen.

Wirtschaftsminister Althusmann bezeichnete das Gespräch am Donnerstag in Brüssel als Auftakt, einige weitere müssten noch folgen. Unserer Zeitung erklärte der CDU-Politiker, dass er damit rechne, dass es zwei bis drei Jahre dauere, entsprechende Förderprogramme für das „Salcos“-Projekt auf den Weg zu bringen. „Europäische Mühlen sind da sehr gründlich“, so Althusmann. Wenn gesetzgeberische Rahmenbedingungen ebenfalls geändert werden müssten, würde dies wohl weitere zwei bis drei Jahre dauern. Es komme aber zunächst darauf an, in die Förderprogramme der Europäischen Union hineinzurutschen. „Wenn es positiv beschieden wird, werden wir zwischen 2022 und 2024 Ergebnisse haben“, so Althusmann.

Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) bezeichnete das Salzgitteraner Projekt in einem Schreiben an Althusmann, das unserer Zeitung vorliegt, als „Leuchtturmprojekt“, das „langfristig hochqualifizierte Arbeitsplätze in Deutschland“ erhalten und die internationale Wettbewerbsfähigkeit verbessern würde. Sie plädierte außerdem für ein gemeinsames Vorgehen mit dem Forschungs- und Wirtschaftsministerium des Bundes bei der EU. Wie Althusmann unserer Zeitung mitteilte, ist er mit den Ministern Anja Karliczek und Peter Altmaier (beide CDU) in Kontakt.

Die Salzgitter AG teilte mit: „Wir freuen uns über das weiter steigende Interesse an einer Realisierung unseres Projektes ,Salcos’.“ Die Umstellung des Hüttenwerks sei auch ein wichtiger Beitrag zur Sicherung des Stahlstandorts Salzgitter.