Braunschweig. Die Versicherung verbuchte 2018 besonders viele Großschäden – etwa durch Feuer.

Die Öffentliche Versicherung Braunschweig hat im vergangenen Jahr einen Nachsteuergewinn von 18,8 Millionen Euro erzielt. Das waren ganze 35 Prozent weniger als noch im Jahr zuvor. Der Vorstand zeigte sich am Dienstag bei der Präsentation der Jahresbilanz trotzdem zufrieden.

Denn der Gewinnrückgang ist nach Unternehmensangaben etwa zur Hälfte auf einen deutlich höheren Steueraufwand zurückzuführen. Im Jahr zuvor hatte ein Sondereffekt zu einer Steuergutschrift geführt. Als zweiten Grund nannte der Vorstand um den Vorsitzenden Knud Maywald eine Gesetzesänderung bei der Zinszusatzreserve, weshalb in der Lebensversicherung bewusst die Nettorendite gesenkt worden sei. Als besondere Herausforderungen nannten die Vorstände die niedrigen Zinsen und eine ungewöhnlich hohe Belastung durch Großschäden und den trockenen Sommer. Vor dem Hintergrund sei der Erfolg beachtlich.

Während 2017 gleich vier starke Stürme und Starkregen Schäden angerichtet hatten, schlug 2018 allein Orkan „Friederike“ zu Buche: 10.500 Schadensmeldungen bedeuteten einen Gesamtaufwand von 10,5 Millionen Euro. Doch auch das Gegenteil belastete diesmal die Bilanz: Die Dürreperiode habe für deutlich höhere Schäden vor allem in der Landwirtschaft gesorgt – durch Brände, kaputte Maschinen wie Mähdrescher und vernichtete Erntebestände. Allein sieben Feuer-Großschäden in dem Bereich habe die Öffentliche mit 2,1 Millionen Euro reguliert.

74 Großschäden kosten 25 Millionen Euro

Von Großschäden wird laut Vorstandschef Knud Maywald ab 100.000 Euro gesprochen. Diese Summe wurde im abgelaufenen Jahr 74 Mal erreicht oder übertroffen, der Gesamtaufwand lag bei 25 Millionen Euro. Im Jahr zuvor hatten 61 Großschäden die Versicherung insgesamt zehn Millionen Euro weniger gekostet. Neben Feuerschäden, viele in der Industrie, trugen auch bei Verkehrsunfällen Verletzte dazu bei.

Der höchste Aufwand bei den Sachversicherungen entfiel auf die Kfz-Versicherungen, wo knapp 36.000 Schäden rund 90 Millionen Euro kosteten. In der Summe zahlte die Öffentliche für Versicherungsfälle der Sachversicherung 182 Millionen Euro, etwas mehr als im Jahr zuvor.

Für Versicherungsfälle der Lebensversicherung flossen knapp 196 Millionen Euro, deutlich mehr als 2017(172 Millionen). Der Vorstand erklärte dies damit, dass sich mehr Kunden als erwartet ihr Geld nach der kurzen Laufzeit besonderer Produkte – mit einmaliger Anlage – auszahlen ließen, statt das Geld im Anschluss wieder anzulegen.

In beiden Bereichen sank die Zahl der Verträge leicht im Vergleich zum Vorjahr, auf insgesamt knapp 1,255 Millionen nach 1,262 Millionen. Das begründete der Vorstand unter anderem damit, dass die Braunschweigische Landessparkasse bestimmte Produkte nun über bundesweite Partner verkauft. Dennoch stiegen die Beitragseinnahmen leicht, auf insgesamt 411,5 Millionen Euro nach 406,9 Millionen Euro im Jahr zuvor. Bei Wohngebäude- und Kfz-Versicherungen hoben die Braunschweiger die Beiträge nach eigenen Angaben leicht an. Die Wohngebäudeversicherung ist nach Angaben von Vorstand Dirk Gronert dennoch defizitär und müsse durch andere Produkte subventioniert werden.

Zahl der Mitarbeiter und Geschäftsstellen soll gleich bleiben

Unverändert blieb die Zahl der rund 1290 Mitarbeiter und 154 Geschäftsstellen – das soll Maywald zufolge auch in diesem Jahr so bleiben. Allerdings sollen künftig weniger Mitarbeiter in der Verwaltung und dafür mehr im Außendienst arbeiten. Beschäftigte würden entsprechend umgeschult. Das Unternehmen befindet sich laut dem Vorstandschef im größten Transformationsprozess der Unternehmensgeschichte. Wie andere Branchen spüren die Versicherungen die Digitalisierung. Intern organisiert sich die Öffentliche neu, die Struktur soll schlanker werden, die Führungsriege jünger.

In ihrem Geschäftsgebiet hat die Öffentliche nach eigenen Angaben den mit Abstand größten Marktanteil, insgesamt 37 Prozent. Doch die Braunschweiger wollen unter anderem mehr junge Kunden gewinnen, sie sich langfristig binden. Das Durchschnittsalter der Kunden sei relativ hoch. Und die Zahl der möglichen Versicherten sinkt wegen des demografischen Wandels. Modern will sich das traditionsreiche Unternehmen unter anderem mit dem neuen Angebot eines sogenannten Coworking Spaces zeigen.

Auf das laufende Jahr blickte Maywald optimistisch, so habe etwa noch kein Ereignis zu einem Kumulschaden geführt. Erleichtert zeigte er sich auf Nachfrage, dass für die Nord-LB eine öffentlich-rechtliche Lösung gefunden wurde. Die Landesbank hält 75 Prozent des Trägerkapitals der Öffentlichen Versicherung.