Göttingen. Der Landkreis Göttingen bekommt 16,5 Millionen Euro gegen die Langzeitarbeitslosigkeit.

Im Kampf gegen Langzeitarbeitslosigkeit bekommt der Landkreis Göttingen zusätzliche 16,5 Millionen Euro aus dem Bundeshaushalt. Damit werden bis zum Jahr 2022 insbesondere Lohnzuschüsse für Unternehmen bezahlt, die Langzeitarbeitslose regulär anstellen. Das teilt die IG Bauen-Agrar-Umwelt mit. Die Gewerkschaft beruft sich dabei auf aktuelle Zahlen aus dem Bundesarbeitsministerium. Demnach erhalten die Jobcenter in ganz Niedersachsen im Rahmen des Teilhabechancengesetzes 459 Millionen Euro zur Förderung von Langzeitarbeitslosen.

IG BAU-Bezirksvorsitzender Torsten Witt spricht von einem überfälligen „Kraftakt am Arbeitsmarkt“. Die Bundesmittel könnten dafür sorgen, einen großen Teil der Menschen, die oft seit Jahren ohne Job sind, in „Lohn und Brot“ zu bringen. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit gibt es im Kreis Göttingen aktuell rund 4.120 Langzeitarbeitslose. Ihre Zahl ging zwar in den vergangenen zehn Jahren um 45 Prozent zurück, „ist aber mit Blick auf die gute Lage am Arbeitsmarkt immer nochviel zu hoch“, so die IG BAU.

An Tariflöhnen orientiert

Die Gewerkschaft begrüßt insbesondere, dass sich die Zuschüsse an Tariflöhnen statt nur am Mindestlohn orientieren. „Langzeitarbeitslose werden nicht als Arbeitnehmer zweiter Klasse behandelt. Wenn im Betrieb ein Tarifvertrag gilt, dann werden auch sie nach Tarif bezahlt und nicht mit dem Mindestlohn von aktuell 9,19 Euro pro Stunde abgespeist“, betont Witt.

Ein drängendes Problem in Branchen, die von körperlich harter Arbeit geprägt sind, bleibe aber weiter ungelöst: In der Langzeitarbeitslosigkeit landen nach Beobachtung der IG BAU auch viele Beschäftigte, die zu krank für eine vollschichtige Arbeit, zu gesund für die Erwerbsminderungsrente oder zu jung für die Altersrente sind.

Es sei nicht einzusehen, warum langjährig Beschäftigte mit körperlichen Einschränkungen erst in die Arbeitslosigkeit gehen müssten, bevor der Staat Lohnkostenzuschüsse gewähre, so Witt. „Besser wäre es, ihre Kompetenz im Betrieb zu halten und die Einsatzmöglichkeiten im Betrieb flexibel zu fördern. Eine passende Lösung ist das von der IG BAU vorgeschlagene Altersflexi-Geld, das jetzt schnell angepackt werden muss.“

Um Langzeitarbeitslosigkeit wirksam zu bekämpfen, sei es zudem nötig, deutlich mehr für die Qualifizierung zu tun, so der Gewerkschafter. „Wer seit Jahren arbeitslos ist, muss erst einmal fit gemacht werden, um im Arbeitsalltag klarzukommen. Dabei ist die technische Entwicklung rasant. Auf dem Bau waren Smartphones und Tablets noch vor ein paar Jahren eine Seltenheit – heute ist der souveräne Umgang damit häufig ein Muss.“

Das seit Januar geltende Teilhabechancengesetz sieht Lohnzuschüsse für Langzeitarbeitslose für die Dauer von bis zu fünf Jahren vor. Für Menschen, die mehr als sechs Jahre lang arbeitslos waren, übernimmt das Jobcenter die Lohnkosten über drei Jahre voll. Bei Arbeitslosen, die mindestens zwei Jahre ohne Job waren, liegt der Zuschuss für Unternehmen bei 75 Prozent im ersten und 50 Prozent im zweiten Jahr.