Göttingen. Digitalisierung und Fachkräftemangel waren zentrale Themen auf dem Jahresempfang der IHK Hannover in der Göttinger Lokhalle.

Lokhalle statt Stadthalle: Dies galt auch für den wieder einmal sehr gut besuchten Jahresempfang der Industrie- und Handelskammer (IHK) Göttingen. Mehr als 600 Gäste waren am Mittwochabend der Einladung gefolgt. Als Gastredner sprach Uwe Lührig, Präsident der Polizeidirektion Göttingen, zum Thema Cybercrime.

Den Auftakt zu drei Redebeiträgen machte Christian Hinsch. Der Präsident der IHK Hannover stellte drei Themen in den Fokus: Digitalisierung, Fachkräftesicherung und Genehmigungsverfahren. Musikalisch begleitet wurden die knapp 90 Minuten dauernden Reden von Kilian Recknagel. Der Göttinger Sänger, Pianist und Songwriter bekam reichlich Applaus.

Beim Dauerbrenner Digitalisierung sieht Hinsch die IHK in mehrfacher Hinsicht gefordert. Erstens müssten die Inhalte der Berufsausbildungen angepasst werden. Dies geschehe in Teilen schon jetzt, denn 18 IHK-Berufe seien novelliert worden, weitere werden folgen. Zweitens müsse auch die IHK ihre Hausaufgaben machen und selbst digitaler werden. Punkt drei befasste sich mit Wünschen an die öffentliche Hand mit den Themen flächendeckender Ausbau der Breitband-Infrastruktur, flächendeckende Einführung des Mobilfunkstandards 5G sowie Aufbau des E-Government zum besseren digitalen Austausch mit der öffentlichen Verwaltung.

Digitalisierung und Fachkräftemangel bezeichnete Hinsch als die zentralen Themen der Wirtschaft. Hinsch betonte, dass die IHK weiterhin ausdrücklich ein Fachkräftezuwanderungsgesetz begrüße. „Allerdings erwarten wir daraus nur in begrenztem Umfang Linderung“, sagte Hinsch und unterstrich: „Den Großteil unseres Fachkräftebedarfs werden wir auch in Zukunft selbst ausbilden müssen.“ Die Duale Berufsausbildung bezeichnete der IHK-Präsident als ein Erfolgsmodell, um das Deutschland im Ausland beneidet werde. Als ärgerlich bezeichnete er daher die Kürzung von Mitteln an den Berufsschulen. „Wir müssen nicht weniger, sondern mehr in Berufsschulen investieren. Wir brauchen nicht weniger, sondern mehr Lehrkräfte – gerne auch Quereinsteiger. Hier muss die Landesregierung dringend nachbessern.“

IHK-Vizepräsidentin Birgitt Witter-Wirsam sprach über die regionale Situation.
IHK-Vizepräsidentin Birgitt Witter-Wirsam sprach über die regionale Situation. © Niklas Richter

IHK-Vizepräsidentin und Holzland-Hasselbach-Geschäftsführerin Birgitt Witter-Wirsam lieferte nach Hinschs „ausführlichen Erläuterungen“ noch Bemerkungen aus regionaler Sicht zu den Themen Fachkräftegewinnung und -sicherung sowie zur Ausschöpfung der Möglichkeiten und zu Chancen der Digitalisierung. Dabei unterstrich sie, wie wichtig ein überzeugendes Regionalmarketing-Konzept für die Region sei. Dem Wirtschaftsraum Südniedersachsen attestierte Witter-Wirsam eine gute Entwicklung, auch wenn das Jahr 2018 mit den drei schlechten Nachrichten Scheitern der Exzellenzinitiative, Kroemer-Weggang und geplatzte Sparkassenfusion zu Ende gegangen sei.

„Südniedersachsen hat mittlerweile vieles, was eine erfolgreiche Region ausmacht“, betonte die Vizepräsidentin. Sie hatte sich mit den Fragen „Wo stehen wir zurzeit als Wirtschaftsraum Südniedersachsen? Und was müssen wir für seine erfolgreiche Zukunft tun?“ beschäftigt. Mit Blick auf die 94 Millionen Euro Gewerbesteuereinnahmen der Stadt Göttingen unterstrich sie: „Wenn das nicht eine Eins mit Sternchen für uns Unternehmer ist. Ein sehr guter Zeitpunkt, jetzt in wirtschaftsnahe Infrastruktur zu investieren. Meine Damen und Herren Entscheider aus Politik und Verwaltung, das wünsche ich mir sehr.“

Als Gastredner sensibilisierte Polizei-Präsident Lührig die Zuhörer für den Bereich Cybercrime. Wie alle größeren Veränderungen berge auch die Digitalisierung Chancen wie Risiken. An ausgewählten Beispielen skizzierte Lührig digitale Betrugsmaschen, mit denen besonders Unternehmen zum Opfer werden können. Er gab aber auch Tipps, wie sich Unternehmer schützen können. Lührig betonte: „Ich möchte Sie ermutigen, die neuen Möglichkeiten zu nutzen. Dabei sollten Sie aber auch die Sicherheit im Auge behalten. Denn durch entsprechende Maßnahmen lassen sich Gefahren merklich reduzieren.“