Berlin. Das Portal Finanztip berichtet: Fast jede Heizkostenabrechnung weist Fehler auf, jeder zweite Haushalt zahlt zu viel für Brennstoff.

Ende Dezember haben wieder viele Mieter ihre Heizkostenabrechnung erhalten. Ein genauer Blick auf die Aufstellung lohnt sich, wie eine aktuelle Untersuchung nun zeigt: Das Verbraucherportal Finanztip hat sich eine Stichprobe von 100 Abrechnungen genauer angesehen. Das Fazit der Auswertung ist ernüchternd.

Bei vier von fünf Schreiben der Vermieter fanden sich Auffälligkeiten. Und: Fast jeder zweite Haushalt der Stichprobe zahlt überdurchschnittlich viel für die Wärme in der Wohnung. Nur jedes achte Gebäude der Untersuchung erreichte beim Energieverbrauch eine gute oder sehr gute Note.

Worin liegt das Problem bei vielen Heizkostenabrechnungen?

Viele Vermieter messen den Energieverbrauch für warmes Wasser falsch. Finanztip zufolge wird vielfach nur die Wassermenge gemessen und daraus dann der Energieverbrauch abgeleitet. Ist dies der Fall, „haben die Mieter das Recht, die Warmwasserkosten um 15 Prozent zu kürzen“, erläutert Finanztip-Expertin Ines Rutschmann.

Häufig fehlten auch Angaben zu den Kosten des Betriebsstroms für die Anlagen. Dafür dürfen Vermieter pauschal bis zu fünf Prozent der Gesamtkosten ansetzen. Sollte der Aufwand dafür höher sein, rät die Expertin dazu, die Belege beim Vermieter einzusehen.

Ein weiterer Punkt: Hohe Heiznebenkosten. Bei den untersuchten Haushalten liegen sie im Durchschnitt bei 156 Euro pro Jahr. Vor fünf Jahren waren es noch gut 40 Euro weniger. Zu den Heiznebenkosten gehören zum Beispiel die Kosten für die Heizungswartung, die Gebühren für den Messdienstleister.

Ein Grund für die steigenden Kosten: Immer mehr Hausverwaltungen leasen Messgeräte, statt diese zu kaufen. Das ist zwar erlaubt, für Mieter allerdings meist teurer.

Was können Verbraucher tun, wenn Energie zu teuer eingekauft wird?

In der Stichprobe war dies bei fast jedem zweiten Gebäude der Fall. In mehr als einem Drittel der Fälle lagen die Kosten für Erdgas mehr als zehn Prozent über einem günstigen Tarif. Bei Fernwärme gab es noch häufiger hohe Einkaufskosten. Mehr als die Hälfte der untersuchten Gebäude mit Fernwärme beziehen den Brennstoff zu Kosten, die mehr als zehn Prozent über dem Durchschnitt der jeweiligen Region liegen.

Die Ursache: eine zu hohe Anschlussleistung. Durch einen Anbieterwechsel könnten die Bewohner eines Gebäudes jedes Jahr mehrere Hundert Euro sparen, bezogen auf eine Wohnung etwa 50 bis 100 Euro jährlich. Mieter sollten den Vermieter auffordern, einen billigeren Strom-, Gas- oder Ölanbieter zu suchen.

Müssen Vermieter eine genaue Abrechnung der Heizkosten anfertigen?

Der Vermieter ist verpflichtet, innerhalb eines Jahres nach dem Ende eines Abrechnungszeitraums, also zum Beispiel des Kalenderjahres, eine genaue Abrechnung der Heizkosten vorzulegen.

Es reicht nicht aus, die Kosten für Heizung und Warmwasser nur als Teil der Wohnnebenkosten auszuweisen. „Eine Nachzahlung muss der Mieter nicht leisten, solange keine Heizkostenabrechnung vorliegt“, sagt Finanztip-Expertin Ines Rutschmann.

Was sollten Mieter bei Auffälligkeiten oder Mängeln unternehmen?

Schickt der Vermieter keine oder nur eine unvollständige Heizbilanz, sollte der Mieter ihn dazu auffordern, die Heizkosten in nachvollziehbarer Weise aufzuschlüsseln. Darauf besteht ein gesetzlicher Anspruch. Generell können Mieter der Heizkostenabrechnung widersprechen. Dafür haben sie ein Jahr nach ihrer Zustellung Zeit. Mietervereine oder Rechtsanwälte helfen bei der Prüfung der Abrechnung.

Wie viel geben die Mieter in der Regel für Wärme im Jahr aus?

In Deutschland gibt es gut 40 Millionen Wohnungen. Etwas mehr als die Hälfte davon befinden sich in Mehrfamilienhäusern, sind also in der Regel Mietwohnungen. Das Institut CO2online hat für eine 70 Quadratmeter große Wohnung die durchschnittlichen Heizkosten ermittelt. Danach kostet die Versorgung mit Erdgas 790 Euro im Jahr, mit Heizöl 750 Euro und mit Fernwärme 895 Euro.

Zwischen den günstigsten und teuersten Wohnungen liegt allerdings eine beträchtliche Spanne. Beim Erdgas bewegt sie sich zwischen 520 Euro bei energetisch guten Häusern und 1110 Euro bei schlecht gedämmten Gebäuden. „Man sieht hier schon die Einsparpotenziale“, sagt Finanztip-Chef Hermann-Josef Tenhagen.

Wie können die Hausbewohner selbst Wärmekosten sparen?

Moderne Thermostate helfen beim Energiesparen. Mit ihnen kann man die Zeiten auswählen, in denen die Wohnung warm sein soll.
Moderne Thermostate helfen beim Energiesparen. Mit ihnen kann man die Zeiten auswählen, in denen die Wohnung warm sein soll. © dpa-tmn | Franziska Gabbert

Im Alltag gibt es viele Möglichkeiten, den Energieverbrauch zu senken. Etwa 65 Euro im Jahr bringen programmierbare Thermostatköpfe, die es in jedem Baumarkt gibt. Damit lässt sich die Temperatur nach Tageszeiten einstellen und es wird nur warm, wenn ein Raum auch genutzt wird.

Weitere 35 Euro lassen sich durch die regelmäßige Entlüftung der Heizkörper sparen, 40 Euro bringt die Absenkung der Raumtemperatur um ein Grad. Sparpotenzial gibt es auch im Bad: Ein Sparduschkopf ermäßigt die Wärmerechnung danach um 110 Euro im Jahr, Duschen statt Baden bringt auf der Rechnung ein Minus von 25 Euro.

Welchen Beitrag können Vermieter oder Hausverwalter leisten, um Kosten zu sparen?

Finanztip zufolge zählt die Dämmung der Heizungsrohre und der obersten Geschossdecke zu wichtigen Maßnahmen, um Energie zu sparen. Auch fällige Reparaturen der Heizungsanlage, neue Thermostatventile und eine neue Heizungspumpe helfen beim Sparen.

Eine deutliche Entlastung verspricht die energetische Modernisierung, zum Beispiel die Installation einer modernen Heizungsanlage, die Dämmung von Dächern und Fassaden oder der Einbau von Isolierglasfenstern. Kosten für diese Investitionen darf der Eigentümer allerdings auf die Mieter umwälzen. Seit Beginn dieses Jahres gilt: Der Vermieter darf acht Prozent der Baukosten auf die Mieter verteilen.