Berlin. Das iPhone verliert an Zugkraft für Apple – der Konzern musste die Umsatzerwartung absenken. Die Kunden zahlen doch nicht jeden Preis.

Es war ein immer gleicher Rhythmus: Apple stellte irgendwann im Herbst neue iphone-Modelle vor. Kurz darauf bildeten sich vor den Geschäften lange Schlangen. Und wenig später verkündete der US-Konzern dann stolz wieder neue Verkaufsrekorde für sein Flagschiff. Das ist vorbei.

Das vergangene Weihnachtsgeschäft ist für Apple deutlich schlechter gelaufen als erwartet. Der iPhone-Konzern senkte die Umsatzprognose für die vergangenen drei Monate auf 84 Milliarden Dollar, während zuvor 89 bis 93 Milliarden erwartet worden waren.

Die Korrektur gehe vor allem auf die schlechteren iPhone-Verkäufe in China zurück, betonte Konzernchef Tim Cook in einer Mitteilung am Mittwoch. Apple habe die wirtschaftliche Abschwächung in dem Markt unterschätzt.

Experten gehen aber davon aus, dass das nur die halbe Wahrheit ist. Denn die Zeiten der Euphorie bei den Kunden seien vorbei, die Veränderungen bei den Geräten nur marginal.

Die Geräte werden immer teurer – die Kunden ziehen offenbar nicht mit

Hinzu kommt, dass Apple zuletzt massiv an der Preisschraube gedreht hat. Spitzenmodelle kosten mehr als 1600 Euro – dafür bekommt man auch ein MacBook, wahlweise auch vier Apple Watches.

Analysten beobachten den Kampf von Tim Cook für immer größere Gewinne seit langem kritisch. Der Konzern sei nur noch für iPhones bekannt, die anderen Abteilungen nur für Bruchteile des Geschäfts zuständig. Heißt im Umkehrschluss: Kränkelt das iPhone, geht es für die ganze Firma bergab. Ungünstig: Wegen Patent-Streitereien nahm Apple einige Modelle vom Markt.

Ungewohnte Werbung für Rabattaktionen

Dass es nicht absolut rund läuft, sieht man in den Apple-Stores: Am Mittwoch warb extra in Berlin ein Schild gleich im Eingangsbereich eine Aktion: Wer sein altes iPhone abgibt, bekommt das neue erheblich günstiger.

Die Aktion ist zwar nicht neu – so kurz nach einem Verkaufsstart sind solche Maßnahmen für den in der Preisgestaltung eher konservativen bis arroganten Konzern eher die Ausnahme.

Hinzu kommen – für Apple-Verhältnisse – Flops. Der Musik-Streaming-Dienst Apple Music erreicht offenbar weiterhin bei weitem nicht die Zahlen von Konkurrent Spotify. Und die Apple Watch ist bei weitem nicht das Kultgerät, das sich Cook erhofft haben dürfte.

Apple veröffentlicht keine Zahlen mehr fürs Weihnachtsquartal

Das Weihnachtsquartal ist traditionell das wichtigste für Apple. Der Konzern stellte in diesen drei Monaten mehrfach Rekorde bei Umsatz und Gewinn auf.

Im vergangenen Weihnachtsgeschäft mehrten sich jedoch Alarmsignale. Medien und Analysten berichteten von Produktionskürzungen beim iPhone. Zugleich hatte Apple noch einmal teurere neue Modelle seines Smartphones herausgebracht. Der Konzern hatte bereits angekündigt, vom Weihnachtsquartal an keine Stückzahlen verkaufter Geräte mehr zu veröffentlichen.

Die Apple-Aktie verlor im nachbörslichen Handel nach der Prognosensenkung zeitweise mehr als acht Prozent. (ses/dpa)