Berlin. Am Freitag geht der Streik der Geldtransporter weiter. An der Arbeitsniederlegung beteiligten sich am Donnerstag rund 3000 Mitarbeiter.

Geldautomaten und Geschäfte in Deutschland wurden wegen des Tarifkonflikts im Transport-Gewerbe auch am Donnerstag nicht mit Bargeld versorgt.

An dem erneuten Warnstreiks beteiligten sich rund 3000 Beschäftigte der Geld- und Wertdienstbranche, wie die Gewerkschaft Verdi mitteilte. Bereits am Mittwoch hatten so viele Mitarbeiter nach Gewerkschaftsangaben bundesweit die Arbeit niedergelegt.

Bislang noch keine Auswirkungen für Kunden

Für Verbraucher hätten die Ausstände bislang kaum Folgen, hatte die Bundesvereinigung Deutscher Geld- und Wertdienste (BDGW) zuvor erklärt. Doch auch am Freitag soll wieder gestreikt werden. In Berlin und Brandenburg bekommen viele Einzelhandelsgeschäfte und Geldautomaten voraussichtlich weiterhin kein Bargeld.

Die Gewerkschaft Verdi rief in der Region Fahrer von Geldtransportern dazu auf, den seit Mittwoch andauernden Warnstreik zu verlängern, wie ein Gewerkschaftsvertreter am Donnerstag sagte. Ab Samstag soll dann wieder regulär gearbeitet werden.

Der Handelsverband Deutschland sieht bundesweit weiterhin kaum Auswirkungen für Kunden durch die Warnstreiks. Viele Geschäfte hätten sich vorab mehr Wechselgeld besorgt, um die Zeit der Warnstreiks zu überbrücken, hieß es.

Tarifstreit um höhere Löhne in der Geld- und Wertdienstbranche

Hintergrund des Ausstandes ist der festgefahrene Tarifstreit um höhere Löhne in der Geld- und Wertdienstbranche für die rund 12.000 Beschäftigten. Am Potsdamer Standort von Prosegur legten nach Gewerkschaftsangaben am Donnerstag etwa 140 Mitarbeiter die Arbeit nieder, bei Ziemann in Berlin-Marzahn waren es rund 80.

In Berlin und Brandenburg soll auch am Freitag gestreikt werden.
In Berlin und Brandenburg soll auch am Freitag gestreikt werden. © dpa | Sebastian Willnow

Von den Firmen zogen etwa 220 Warnstreikteilnehmer weiter zu einer Kundgebung nach Berlin. Dort gingen die Tarifverhandlungen weiter.

Bankautomaten können nicht befüllt werden

Die Arbeitsniederlegungen betraf auch am Donnerstag hunderte Geldtransporte, die dadurch ausfielen. „Viele Banken und Einzelhandelsgeschäfte bekommen nach den Feiertagen kein frisches Bargeld.“ Und weil viele Geldautomaten nach dem Jahreswechsel leer sind, können sie nicht neu befüllt werden.

Warnstreiks - Firma in Hagen rief die Polizei

Auch die Abholung der Tageseinnahmen bei Warenhäusern und Discountern, Möbel- und Baumärkten sowie anderen Unternehmen sei nicht sichergestellt, heißt es bei Verdi.

Kein Geld am Automaten – das könnte der Grund sein

  • Mittwoch gab es in der Geld-und Wertdienstbranche Warnstreiks
  • Donnerstag ruhte die Arbeit an einigen Orten weiter
  • Einige Banken konnten nicht mehr mit Bargeld beliefert werden
  • Geldautomaten können also nicht neu befüllt werden
  • Arbeitgeber sehen Warnstreiks hingegen gelassen

In Hagen (NRW) verhinderten laut Verdi Mitarbeiter, dass Geldtransporter ein Sicherheitsunternehmen verlassen. Daraufhin habe die betroffene Firma die Polizei gerufen. Auch in Düsseldorf, Köln, Bochum und Bielefeld traten Beschäftigte in den Warnstreik.

Auch in Niedersachsen und Bremen traten mehrere Dutzend Geldtransporter-Fahrer in den Warnstreik. Alle neun Standorte verschiedener Sicherheitsdienstleister in der Region werden bestreikt, sagte die Landesfachbereichsleiterin der Verdi Niedersachsen. „Wir sind ziemlich erfolgreich. Von den 17 geplanten Touren ist nur eine gefahren worden“, sagte Ute Gottschaar.

In Lübeck und Kiel (Schleswig-Holstein) traten ebenfalls mehrere Dutzend Geldtransporter-Fahrer in den Warnstreik. „Wir möchten ein deutliches Zeichen setzen. Die Gefahr ist auch groß, dass wir morgen wieder streiken werden“, sagte Dieter Altmann, Landesfachbereichsleiter der Gewerkschaft Verdi im Norden.

Arbeitgeber: Bargeldversorgung wird nicht zusammenbrechen

Während die Gewerkschaft also das Szenario von leeren Geldautomaten präsentiert, gehen die Arbeitgeber nicht von größeren Problemen aus. Ein mehrstündiger Warnstreik sei zwar ärgerlich und für die Unternehmen teuer.

Aber: „Die Bargeldversorgung in Deutschland wird nicht zusammenbrechen“, sagte eine Sprecherin der Bundesvereinigung Deutscher Geld- und Wertdienste (BDGW) auf dpa-Anfrage. Zudem beteiligten sich nicht alle Beschäftigten an der vorübergehenden Arbeitsniederlegung.

Anders wäre es, wenn die Gewerkschaft länger im Arbeitsausstand wäre. Problematisch wäre laut Arbeitgeber erst ein mehrtägiger oder mehrwöchiger Streik.

Verdi will 1,50 Euro mehr Stundenlohn

Die Tarifverhandlungen für rund 12.000 Beschäftigte werden am 3. und 4. Januar im hessischen Bad Nauheim fortgesetzt. „Unsere Botschaft an die Arbeitgeberseite ist klar: Wenn wieder kein verhandlungsfähiges Angebot auf dem Tisch liegt, werden die Arbeitsniederlegungen ausgeweitet“, sagte Peukes.

Die Gewerkschaft fordert eine Erhöhung des Stundenlohns um 1,50 Euro jährlich bei einer Laufzeit von zwei Jahren sowie die Angleichung der Gehälter in den neuen Bundesländern. Außerdem soll eine Allgemeinverbindlichkeit des Tarifvertrages für die gesamte Branche erreicht werden.

Arbeitgeber: Warnstreiks sind nicht nachvollziehbar

Die Arbeitgeberseite betonte erneut, sie habe Verdi ein Angebot vorgelegt, bei dem die Unternehmen bis an die Schmerzgrenze gegangen seien. So seien für den Osten über die zweijährige Laufzeit Erhöhungen von zusammen 9,4 Prozent angeboten worden. Die Warnstreiks seien nicht nachvollziehbar.

Laut Verdi liegen die Gehälter für die Geldzähler und Geldtransportfahrer im Osten bei 1800 bis 2400 Euro und im Westen bei 2200 bis 2900 Euro brutto pro Monat.

Wer bei seiner Bank Probleme beim Geldabheben haben sollte, braucht nicht gleich zu verzweifeln. Auch in vielen Supermärkten, Drogerien und Tankstellen kann man Bargeld bekommen. Diese Märkte bieten den Service an. (dpa/cho/sdo)