Berlin. Die Tarifgespräche zwischen der Lokführer-Gewerkschaft und der Bahn sind gescheitert. GDL-Chef Weselsky wirft der Bahn Lügen vor.

Die Lokführergewerkschaft GDL hat die Tarifgespräche mit der Bahn am Freitag erneut für gescheitert erklärt. Laut GDL-Chef Claus Weselsky liegt die Schuld bei der Deutschen Bahn.

Woran sind die Verhandlungen zwischen der GDL und der Bahn am Ende gescheitert?

Claus Weselsky: Wir hatten am Donnerstagabend einen unterschriftsreifen Vertrag ausgehandelt. Er sah eine Lohnerhöhung in zwei Stufen um 3,2 Prozent und 2,6 Prozent bei einer Laufzeit von 34 Monaten vor. Damit hätte die Bahn Streiksicherheit bis Mitte 2021 erreicht.

Doch plötzlich wollte der Verhandlungsführer der Arbeitgeber die Unterschrift erst in der kommenden Woche leisten. So etwas habe ich noch nicht erlebt. Er stand auf und war weg.

Was wäre an einer späteren Unterschrift so schlimm?

Weselsky: Keiner der umfangreichen Texte ist gesichert, solange es keine Unterschrift darunter gibt. Wir haben uns in den letzten Monaten über viele gute Detailregelungen verständigt, etwa zur Arbeitszeit oder der Pausenregelung.

Wir haben das letzte Angebot der Bahn auch nicht zurückgewiesen. Da lügt die Bahn. Ich habe Tarifverträge per Handschlag oder mit Unterschrift gemacht. Aber so etwas habe ich noch nicht erlebt.

Hat das nicht auch etwas damit zu tun, dass die Arbeitgeber mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) noch keine Einigung erzielen konnten?

Weselsky: Für das Verhalten der EVG gibt es keine rationale Erklärung. Die Kollegen sind offenbar davon traumatisiert, dass sie in den letzten Jahren immer zuerst abgeschlossen haben und die GDL danach noch etwas mehr herausholen konnte.

Wir haben daher gesagt, wir schließen jetzt ab, selbst wenn die EVG danach noch 0,5 Prozentpunkte mehr herausholt. Angesichts des Zustands der Bahn ist es wichtig, wieder Ruhe hereinzubekommen. Und wir sind auch mit vielen wichtigen Forderungen durchgekommen.

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Wie geht es jetzt weiter?

Weselsky: Wir werden sicherlich mehr als einen Tag brauchen, um wieder Vertrauen in neue Gespräche zu fassen. Wir streiken nicht, weil bei einem Scheitern zunächst eine Schlichtung vorgesehen ist.

Aber wir werden die Kollegen darauf hinweisen, dass sie zu Mehrarbeit tarifvertraglich nicht verpflichtet sind. Wie sie damit umgehen, entscheidet jeder für sich allein.