Frankfurt/Main. Der Streit dauert schon lange. Nun sind sich Piloten und Ryanair bei Eckpunkten eines Tarifwerks einig. Streiks gibt es erstmal nicht.

Keine Streiks vor Weihnachten: Kunden von Ryanair müssen rund um die Feiertage wohl keinen Ausstand fürchten. Die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) und das Unternehmen haben sich auf wesentliche Eckpunkte eines umfassenden Tarifvertrags geeinigt. Piloten-Streiks an den deutschen Flughäfen sind damit vom erstmal Tisch.

Der Plan sieht vor, dass Ende Februar 2019 Gehaltstarif und Manteltarif stehen sollen. Die sollen dann bis März 2023 gelten sollen, wie beide Seiten am Dienstag mitteilten. Beide Seiten wollen bis Ende März insgesamt vier Tarifverträge schließen.

Bis dahin gilt eine vereinbarte Friedenspflicht – und damit wird es auch keine weiteren Streiks der in Deutschland stationierten Piloten mehr geben.

Zwei Schlichter haben geholfen

Die Gewerkschaft ist optimistisch, dass es am Ende auch wirklich zu der angestrebten Einigung kommt. „Ich bin da sehr positiv“, sagte VC-Tarifexperte Ingolf Schumacher der Deutschen Presse-Agentur. Die grundsätzliche Einigung wurde mit Hilfe der beiden Schlichter Stefan Simon und Holger Dahl erreicht.

Für das Kabinenpersonal hatte Verdi im November eine ähnliche Grundsatzvereinbarung mit Ryanair getroffen.

Die etwa 400 in Deutschland stationierten Piloten des Billigfliegers hatten im Laufe der letzten 12 Monate insgesamt schon drei Mal gestreikt. Vor knapp Jahr war der erste Ausstand, im laufenden Jahr legten die Piloten dann noch zwei Mal die Arbeit nieder.

Ryanair-Beschäftigte bestreiken Billigflieger europaweit

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    Ryanair-Piloten: Das sieht die Grundsatzeinigung vor

    • die Grundgehälter sollen deutlich steigen – zulasten der variablen Gehaltsbestandteile
    • die Fixgehälter von sehr jungen Co-Piloten werden etwa verdoppelt, auf dann 50.000 Euro im Jahr
    • Kapitäne sollen bis zu 33 Prozent mehr Geld bekommen – zunächst sollen es 100.000 Euro sein
    • Arbeitsverträge sollen auf deutsches Recht umgestellt werden
    • ein Cockpit-Betriebsrat soll gebildet werden

    Ryanair, das seinen Sitz in Irland hat, hat nach Angaben der Gewerkschaft zudem seine Ankündigung bereits umgesetzt, die in Deutschland eingesetzten Piloten selbst anzustellen. Früher hatte es viele prekäre Arbeitsverhältnisse bei Verleihfirmen gegeben.

    Ab Ende Februar 2019 sollen die Arbeitsverträge auf deutsches Recht umgestellt werden, ab April werde deutsches Steuerrecht angewendet. Wegen der geringeren Steuersätze im Vergleich zu Irland steige damit das Nettogehalt der Piloten. Auch über die Bildung eines Cockpit-Betriebsrats nach Tarifrecht sei man sich einig, erklärte die VC.

    Ryanair ist der größte Billigflieger Europas. Er fliegt mit seinen einheitlichen Boeing 737-Maschinen mehr als 215 Flughäfen in 37 Ländern an und operiert von 86 Basen in Europa und Nordafrika.

    Ryanair immer wieder in den Schlagzeilen

    Das hochprofitable Unternehmen beschäftigt nach eigenen Angaben rund 14 500 Menschen. Im Geschäftsjahr 2017/2018 machten die Iren bei 7,15 Milliarden Euro Umsatz einen Gewinn von 1,45 Milliarden Euro.

    Ryanair ist immer wieder in den Schlagzeilen, zuletzt wegen seiner Regeln fürs Handgepäck. Verbraucherschützer hatten das Unternehmen deswegen abgemahnt. Im aktuellen Tarifkonflikt hatte es auch viel böses Blut zwischen den Parteien gegeben. So hatten Ryanair-Piloten dem Unternehmen eine „Kriegserklärung“ vorgeworfen. Die Fluggesellschaft hatte angekündigt, die Basis in Bremen mit zwei stationierten Flugzeugen zu schließen. Zudem sollen in Weeze nahe der niederländischen Grenze zwei von fünf Maschinen abgezogen werden. (sdo/dpa)