Leverkusen. Der Bayer-Konzern hat massive Einschnitte bei den Arbeitsplätzen angekündigt. Rund 12.000 Jobs sollen wegfallen. Die Kritik ist groß.

Der Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer plant den Abbau von weltweit rund 12.000 Stellen. Ein „signifikanter Teil“ davon werde in Deutschland wegfallen, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit.

Auf eine Größenordnung wollte man sich aber nicht festlegen. Auch die konkreten Folgen für einzelne Standorte wie NRW oder Berlin sind noch unklar.Insgesamt verfügt der Konzern weltweit über gut 118.000 Mitarbeiter.

„Mit diesen notwendigen Anpassungen werden wir in Zukunft noch schlagkräftiger und agiler. Wir wollen damit die Wachstumspotenziale für unsere Geschäfte optimal nutzen“, so Werner Baumann, Vorstandsvorsitzender der Bayer AG.

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Bayer trennt sich von einigen Sparten

Der größte Teil des Stellenabbaus werde auf das Pflanzenschutzgeschäft und auf die übergreifenden Konzernfunktionen entfallen, teilte das Unternehmen mit. Gleichzeitig vereinbarte Bayer mit dem Betriebsrat in Deutschland ein „Zukunftssicherungsprogramm“, das betriebsbedingte Kündigungen in Deutschland bis Ende 2025 grundsätzlich ausschließen solle.

Gesamtbetriebsratschef und Aufsichtsratsvize Oliver Zühlke sagte: „Der erreichte Schutz vor betriebsbedingten Kündigungen bis Ende 2025 ist ein Meilenstein.“

Werner Baumann, Vorstandsvorsitzender der Bayer AG.
Werner Baumann, Vorstandsvorsitzender der Bayer AG. © dpa | Henning Kaiser

Die Effizienz- und Strukturmaßnahmen sollen die Wettbewerbsfähigkeit des Dax-Konzerns steigern und einschließlich der erwarteten Synergien aus der Monsanto-Übernahme von 2022 an jährliche Beiträge in Höhe von 2,6 Milliarden Euro generieren.

Bayer will sich laut einer Mitteilung auch von einigen Konzernbereichen trennen. „Neben der bereits angekündigten Veräußerung der rezeptpflichtigen Dermatologie-Produkte werden in den kommenden Monaten strategische Optionen geprüft, sich von den Bereichen Sonnenschutz (Coppertone) und Fußpflege (Dr. Scholl‘s) zu trennen“, so die Mitteilung.

Damit wolle sich das Unternehmen bei Consumer Health „auf das profitable Wachstum der Kernkategorien konzentrieren“, hieß es in der Pressemitteilung des Unternehmens.

Monsanto-Übernahme im Fokus

Bayer hat derzeit gleich an mehreren Fronten zu kämpfen. Zuletzt war Bayer in die Schlagzeilen wegen der Übernahme des Saatgutherstellers Monsanto geraten. Wenig später wurde Monsanto in den USA dazu verurteilt, einem Krebsopfer 289 Millionen Euro zu zahlen.

Das Gericht sah es als erwiesen an, dass die Tumorerkrankung durch die Verwendung von Glyphosat ausgelöst wurde. Die Bayer-Aktie ging wenig später auf Sturzflug. In den USA droht dem Bayer jetzt eine Klagewelle.

Kritik an den Bayern-Plänen kam von der SPD. Der Bundestagsabgeordnete Karl Lauterbach, der aus Leverkusen stammt, sagte, wegen des „verheerenden“ Monsanto-Deals würden bei Bayer nun „Arbeitsplätze geopfert“, damit die Aktionäre nicht leiden müssten.

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Grüner Hofreiter wettert gegen Bayer-Chefetage

Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter sagte unserer Redaktion: „Das Bayer-Management hat sich mit der Übernahme des Gentechnik-Konzerns Monsanto auf unverantwortliche Art und Weise verzockt – das zeigt die Talfahrt des Aktienkurses.“ Die Zeche zahlten nun die Arbeitnehmer.“

Die Führungsetage von Bayer hätte sich der Risiken, die sie sich mit dem Verkauf und Einsatz des Ackergiftes Glyphosat (ein Hauptumsatzbringer der US-Tochter Monsanto) ins Haus geholt habe, bewusst sein müssen, so Hofreiter weiter. „Das ist und war nicht nur rücksichtslos gegenüber Umwelt und Natur, sondern auch fahrlässig und verantwortungslos gegenüber den Beschäftigten.“

Die Grünen-Bundestagabgeordnete Katharina Dröge erklärte: „Die Entscheidung, ausgerechnet den Gentechnik-Konzern Monsanto zu übernehmen, war ein gigantischer Fehler des Bayer Managements. Ein Fehler, der sich jetzt rächt.“ Bayer müsse endlich verstehen, „dass Umweltzerstörung als Geschäftsmodell nicht mehr funktioniert“.

Der FDP-Bundestagsabgeordnete Reinhard Houben sprach von einem „schweren Schlag für die Region“. Das Wirtschaftsklima werde rauer. (W.B./dpa)