Berlin. Initiative Q ist eine neue Digitalwährung. Der Macher will zum Start sogar Geld verschenken. Wir erklären, was hinter der Aktion steht.

Die Macher des Finanzdienstes Initiative Q wollen eine neue, weltweite Digitalwährung einführen. Auch wenn dieses Vorhaben ambitioniert klingt, gehen sie noch weiter und wollen sogar Geld verschenken. Kann das funktionieren?

Die Skepsis scheint angebracht, denn der ehemalige Paypal-Manager Saar Wilf will mit seiner neuen Währung, den so genannten Qs, die besten Funktionen von Paypal, Bitcoin und Internetbanken vereinen.

Für die Initiative Q haben sich seit dem Start einer ersten Plattform im Juni 2018 bereits Millionen von Nutzern angemeldet. Ihre Hoffnung ist, dass sich das Versprechen von Wilf durchsetzt: Wird die Währung eingeführt, bekommen die ersten Nutzer Tausende von Qs geschenkt, die sie sich zum geplanten Kurs von 1:1 in US-Dollar auszahlen lassen können. Doch ist die Initiative Q eine wirkliche Alternative zu Euro, Dollar oder eher ein Schneeballsystem mit ausgeklügeltem Marketing? Wir klären die wichtigsten Fragen:

Ist die Initiative Q seriös oder ein Schneeballsystem?

Die Funktionsweise der Nutzerwerbung legt den Verdacht nahe, dass es sich bei der Initiative Q nur um ein Schneeballsystem handelt. Denn Nutzer, die sich früh angemeldet haben werden mehr Qs gut geschrieben, als denjenigen, die sich später anmelden. Noch mehr erhalten Teilnehmer, die andere Nutzer werben. Bis jetzt kann nur Mitglied der Initiative werden, wer von einem anderen Nutzer persönlich eingeladen wird.

Der Vorteil für die Erfinder des geplanten Finanzdienstes: Auch wenn der Dienst niemals startet, haben sie die Nutzerdaten von Millionen von Menschen gesammelt. Die Nutzer bekommen dann gar kein Geld.

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    Wie soll das Bezahlen mit Qs funktionieren?

    Auf eine Anfrage unserer Redaktion teilte ein Sprecher der Initiative mit: „Interessanter Weise, ist die Modernisierung von Bezahlungsmethoden gar keine so große Herausforderung.“ Doch über die technische Funktionsweise schweigt sich das Unternehmen aus. Es gibt lediglich eine kurze Skizze darüber, wie ein Zahlungsverkehr abläuft:

    • Verkäufer und Käufer registrieren sich für die Initiativ Q.
    • Im Geschäft oder online bezahlt der Käufer per App oder NFC-Chip im Handy.
    • Der Verkäufer bestätigt den Kauf.
    • Ein externe Dienstleister validiert den Kaufvorgang und stellt Rechenleistung und Sicherheitsvorkehrungen zur Verfügung.

    Das größte Problem an dem Plan: Bis jetzt steht überhaupt nicht fest, wer diese externen Finanzdienstleister sein sollen. Denn neben technischen Komponente sollen die Dienstleister sich auch um Kundenbeschwerden, rechtliche Probleme und den Kontakt zu den teilnehmenden Händlern kümmern.

    Wie bewerten Banken die mögliche neue Währung?

    Als externe Dienstleister, wie sie die Initiative Q beschreibt, kommen in vielen Regionen der Welt wohl nur Banken infrage. Denn sie besitzen all die Expertisen, die die Macher verlangen. Doch Banken halten sich bis jetzt mit dem Handel von Kryptowährungen und alternativen Zahlungsmitteln zurück. Man beobachte die Entwicklungen dazu sehr genau, sagt Josefin Marie Altrichter von der Commerzbank unserer Redaktion.

    „Sie sind allerdings auch spekulativ getrieben. Die Commerzbank handelt nicht mit Kryptowährungen und gibt auch keine Empfehlungen in diesem Zusammenhang an Kunden“, ergänzt die Sprecherin. Die Bank interessiere sich viel mehr für die Technologien, die hinter digitalen Währungen stehen. Im Fall von Bitcoin also die Blockchain-Technologie.

    Haben sich überhaupt schon mal alternative Währungen flächendeckend durchgesetzt?

    Weder im Online-Handel, noch im stationären Handel haben sich bisher alternative Währungen oder etwa das Bezahlen mit Bitcoins durchgesetzt. Dennoch „gab es in Inflationszeiten immer Wege in einer alternativen Währung (z.B. Zigarettenwährung) zu bezahlen“, sagt der Wirtschaftshistoriker Dieter Ziegler von der Ruhr-Universität Bochum. „International hatte der US-Dollar auch immer wieder die Funktion einer, illegalen, aber geduldeten Parallelwährung“, so Ziegler. Als Beispiele sieht er Russland oder den Balkan in den 1990er Jahren.

    Zudem gibt es regionale Beispiele, die zeigen, das Alternativwährungen im kleinen Rahmen funktionieren können. Neben dem Zweck des Bezahlens verfolgen die Währungen jedoch meist noch andere Ziele. In der englischen Stadt Bristol etwa wollte eine Initiative Finanzkrisen trotzen und überprüfen, wie der lokale Finanzkreislauf aussieht. Das Ergebnis: Bewohner und Besucher können fast überall in der Stadt mit dem Bristol Pound bezahlen. Von Märkten über Pubs bis zu Modegeschäften nehmen nach Angaben der Macher über 2000 Stellen die Alternativwährung an.

    In Deutschland gilt der Chiemgauer als Beispiel für Regiogelder. In den Landkreisen Rosenheim und Traunstein können Bürger über ein Gutscheinsystem oder bargeldlos mit dem Chiemgauer bezahlen. Das Besondere: Wer den Chiemgauer in Euros zurücktauschen möchte, bezahlt eine Gebühr von fünf Prozent. 60 Prozent der Einnahmen aus dieser Gebühr werden gemeinnützige Organisationen gespendet.