Göttingen. Vertreter internationaler Fach- und Hochschulen trafen sich an der PFH Göttingen.

126 Lehrende der Orthopädietechnik von Hochschulen und Fachschulen aus aller Welt trafen sich an der PFH Private Hochschule Göttingen. Die International Society of Prosthetics & Orthotics (ISPO) hatte zum zweiten Global Educators Meetings geladen.

Im Mittelpunkt stand die Veröffentlichung der neuen weltweit gültigen ISPO-Education-Standards, die für alle beteiligten Ausbildungsinstitutionen für deren internationale Zertifizierung verpflichtend sind. Im langjährigen Prozess hatten die Weltgesundheitsorganisation und die ISPO die Ausbildungsstandards neu entwickelt. Zukünftig wird es drei Kategorien der Qualifikation geben: Der oder die „Prosthetic Orthotic Technican“ ist für Arbeiten im Produktionsablauf ohne direkten Patientenkontakt zuständig. Der „Associate Prosthetist Orthotist“ übernimmt einfache Versorgungen am Patienten, während der „Prosthetist Orthotist“ Prozesse überwacht, wissenschaftliche Erkenntnisse einbindet und für medizinisch anspruchsvolle Patientenversorgungen verantwortlich ist.

Einheitliche Standards

„Nun sind die internationalen Standards einheitlich und vom Curriculum bis zur technischen Ausstattung genauestens definiert. Unsere Orthobionik-Absolventen erhalten bereits mit dem Bachelor die höchste Zertifizierung der ISPO, die sie zur weltweiten Patientenversorgung im Bereich Orthetik und Prothetik berechtigt“, freut sich Prof. Dr. Siegmar Blumentritt von der PFH. Der Biomechanik-Experte war im Vorfeld selbst an der Ausarbeitung der neuen Standards beteiligt.

Die ISPO ist in 118 Ländern vertreten und mit 3.354 Mitgliedern der international stärkste Verband im Bereich der Prothetik und Orthetik. Zahlreiche Hochschulen wie die Jönköping University in Schweden, die University of Washington in den USA, die Don Bosco University in El Salvador, die Niigata University of Health and Welfare in Japan und die University of Sunshine Coast in Australien sind neben der PFH Mitglieder und nach ISPO-Standards zertifiziert. Mit Hochschul-Vertretern nahmen sie alle an der Veranstaltung teil.

Insgesamt diskutierten Repräsentanten aus 38 Ländern von allen fünf Kontinenten. Der Präsident der ISPO, Prof. Dr. Friedbert Kohler, bekräftigte die Bedeutung des Treffens: „Der internationale Austausch zu diesem weltweit wichtigen Thema ist der Grundstein für die kontinuierliche Weiterentwicklung der Ausbildungsstandards. Nur so können wir die Qualität der orthetischen und prothetischen Patientenversorgung nachhaltig verbessern“.

Handlungsbedarf besteht

Dass in den kommenden Jahrzehnten hier Handlungsbedarf bestehe, belegen Zahlen der WHO aus dem Jahr 2017: 90 Prozent aller Menschen, die eine orthetische oder prothetische Versorgung benötigen, haben in ihren Ländern keinen Zugang zu einer entsprechenden Behandlung.

Besonders betroffen davon sind Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen, die durch Teilnehmer wie zum Beispiel aus Togo, Jordanien, Ghana, Bangladesch und Myanmar ebenso auf dem Global Educators Meeting vertreten waren, wie Mitglieder des Internationalen Roten Kreuzes.

Hans Georg Näder als Impulsgeber

Das Studienprogramm Orthobionik vermittelt medizinisches, biomechanisches, ingenieurwissenschaftliches und betriebswirtschaftliches Wissen sowie handwerkliches Know-how und ist in dieser Ausrichtung einzigartig in Deutschland.

Als wichtiger Impulsgeber und Initiator begleitet Honorarprofessor Hans Georg Näder, Mehrheitsgesellschafter der Ottobock SE & Co. KGaA, den PFH-Studiengang seit dem Start im Jahr 2011.