Nach der Übernahme der C-Serie des Rivalen Bombardier will Airbus das Problemprojekt zum Erfolg führen. Der A220 geht in die Luft.

Mit der C-Serie hatte sich der kanadische Flugzeug- und Bahntechnikhersteller Bombardier überhoben. Ein Milliardengrab. Anfang Juli ging das Projekt um die kleinen Mittelstreckenjets für einen symbolischen kanadischen Dollar an den europäischen Rivalen Airbus. Und nur zehn Tage später machen die Europäer klar, dass sie mit ihrem Neuzugang Großes planen. Der alte Name ist auf einem Werksflieger schon unter neuem Lack verschwunden. Nun sollen die Verkaufs- und Produktionszahlen steigen, die Kosten stark sinken.

Den neuen Namen der Flugzeugreihe stellte Airbus am Dienstag im Auslieferungszentrum im südfranzösischen Toulouse vor. Dort landete der Flieger am Vormittag erstmals in Airbus-Werksfarben. „Wir sind begeistert, heute den A220 in der Airbus-Familie zu begrüßen“, sagte Verkehrsflugzeugchef Guillaume Faury.

Der Name ist an den Airbus-Verkaufsschlager A320 angelehnt, das sehr erfolgreiche Mittelstreckenflugzeug. „Bombardier hat ein fantastisches Flugzeug entworfen“, sagte Faury. „Und indem wir es verkaufen, die Produktion hochfahren, mit unseren Zulieferern an den Kosten arbeiten, machen wir aus diesem Flugzeug einen großen Erfolg.“

Airbus will Jets günstiger produzieren

Airbus hatte zum 1. Juli die Mehrheit an der Baureihe übernommen, deren teure Entwicklung den Bombardier-Konzern in Finanznot gebracht hatte. Die Europäer haben mit dem Zukauf ihre Produktpalette im Segment kleinerer Mittelstreckenjets für 100 bis 150 Passagiere ergänzt, ohne selbst Geld in die Entwicklung zu investieren. Bombardier bleibt zu einem Drittel an dem Programm beteiligt – unter dem Airbus-Dach sollen sich die Flugzeuge besser verkaufen.

Bombardier konnte für die C-Serie nur 402 Bestellungen einsammeln. Davon sind erst 38 Flugzeuge ausgeliefert worden, davon 23 an die Lufthansa-Tochter Swiss. Airbus will das Volumen hochfahren – und die Jets günstiger produzieren. Damit sich das Programm rechnet, seien Ersparnisse im zweistelligen Prozentbereich nötig, lautet die Ansage in Toulouse.

A220-100 hat Platz für maximal 135 Passagiere

A220-Verkaufschef David Dufrenois hofft, dass noch in diesem Jahr über 100 Bestellungen unterschrieben werden könnten. „Ich glaube, es wird nicht lange dauern, bis wir die ersten Erfolge am Markt sehen“, sagte Airbus-Vertriebschef Eric Schulz.

Von dem Flieger gibt es zwei Modelle: Der kleinere A220-100, bislang CS100, hat Platz für maximal 135 Passagiere. Der A220-300 (CS300) kann bis zu 160 Passagiere transportieren und ist damit in etwa so groß wie Airbus’ derzeit kleinstes Modell A319neo. Der A220-300 hat einen Listenpreis von 89,5 Millionen Dollar (76 Millionen Euro).

Kampfansage an den Rivalen Boeing

Starke Nachlässe sind in der Branche üblich. Airbus rechnet für das Marktsegment der A220 für die nächsten 20 Jahre mit einem Bedarf von mehr als 6000 Flugzeugen weltweit – und will mindestens die Hälfte davon liefern. Mit dem ähnlich großen A318 hatte Airbus zuvor wenig Erfolg. Er verkaufte sich nur 80-mal und wurde eingestellt.

Hauptsitz der Partnerschaft und Haupt-Endmontagelinie bleiben in Mirabel im kanadischen Québec. Zudem wollen die Europäer den Jet im US-Bundesstaat Alabama fertigen, wo sie A320-Flugzeuge zusammenbauen – eine Kampfansage an den Rivalen Boeing. Auch der US-Flugzeugbauer greift derzeit nach Kompetenz bei kleineren Flugzeugen. Boeing will sich den brasilianischen Hersteller Embraer einverleiben. Das Geschäft wurde vergangene Woche angekündigt und würde Boeings Produktpalette um Flugzeuge mit 100 Sitzen erweitern. Der derzeit kleinste Boeing-Jet 737-MAX-7 bietet Platz für 138 bis 153 Passagiere. (aky/dpa)