Hamburg. BWL-Absolventen werden in Consulting, IT und Controlling besonders gut bezahlt. Gehaltsexperte Philip Bierbach über den Berufseinstieg.

Philip Bierbach ist Geschäftsführer der Hamburger Vergütungsberatung PersonalMarkt, die das Portal gehalt.de betreibt. Nach eigenen Angaben verfügt die Plattform über mehr als eine Million aktuelle Gehaltsdaten.

Auf dieser Basis werden Einkommensstatistiken für verschiedenste Berufe und Branchen erstellt. Die Gehaltsdaten stammen vorwiegend aus monatlichen Befragungen von Arbeitnehmern und Arbeitgebern. Julia Königs sprach mit Philip Bierbach über die Karriere und die Gehaltsaussichten von Absolventen der Betriebswirtschaftslehre (BWL).

Herr Bierbach, mit fast 240.000 Studierenden ist BWL das beliebteste Studienfach in Deutschland – und das schon seit Jahren. Warum glauben Sie, ist das so?

Philip Bierbach: Betriebswirtschaftslehre ist ein sehr vielseitiges Studienfach. Hier finden Mathematikbegeisterte genauso ihre Berufung, zum Beispiel im Finanzwesen und Con­trolling, wie kreative und kommunikative Menschen, die nicht selten im Markenmanagement oder der PR tätig sind.

Philip Bierbach ist Geschäftsführer der Vergütungsberatung PersonalMarkt in Hamburg.
Philip Bierbach ist Geschäftsführer der Vergütungsberatung PersonalMarkt in Hamburg. © gehalt.de | gehalt.de

Das Angebot an Jobs für BWL-Absolventen und das verhältnismäßig gute Gehalt machen den Reiz des Studiums aus.

Was verdient denn ein BWLer, der mit einem Bachelorabschluss ins Berufsleben startet?

Ein Bachelorabsolvent ohne oder mit bis zu drei Jahren Berufserfahrung verdient unabhängig von der Branche durchschnittlich 39.800 Euro im Jahr, mit Abweichungen nach unten und oben.

Unsere Statistiken zeigen, dass man sogar mit 43.600 Euro in den Beruf einsteigen kann. Wer zwischen drei und fünf Jahren gearbeitet hat, verdient etwa 45.900 Euro. Bei mehr als zehn Jahren Berufserfahrung pendelt sich das Gehalt bei 62.200 Euro ein.

Wie sieht es mit dem Gehalt bei einem Masterabschluss aus?

Das Jahresgehalt von Masterabsolventen liegt höher als das der Bachelorabsolventen. Hier kann man mit rund 47.300 Euro einsteigen, ab fünf Jahren Berufserfahrung gibt es dann im Mittel 62.100 Euro. Und wer mehr als zehn Jahre arbeitet, verdient rund 77.800 Euro.

Welche Auswirkungen hat es, wenn man sich im Studium spezialisiert?

Spezialisierungen im Studium entscheiden oft über die ersten beruflichen Erfahrungen. Wer in seiner Abschlussarbeit ein Thema aus dem Bereich Personalwesen wählt, wird höchstwahrscheinlich auch in diesem Bereich tätig werden.

Gleiches gilt für Absolventen, die sich vorwiegend mit Finanzthemen oder der Markenkommunikation beschäftigen. Je nach Tätigkeitsfeld sind die Gehälter unterschiedlich.

Unterschiede nach Branchen

Wie sehr unterscheidet sich denn das Einkommen in den Branchen?

Zu den attraktivsten Branchen für BWLer zählen die Automobilindustrie, der Finanzsektor und das Versicherungswesen. Das Durchschnittsgehalt in der Autoindustrie liegt bei 52.200 Euro, im Finanzwesen, bei Versicherungen und in der Beratungsbranche sieht es mit 51.000 Euro ähnlich aus.

Wer sich für die Metallbranche, Energie-, Wasser- und Umwelttechnik oder die Chemie interessiert, kann sich über 49.000 Euro freuen. Zu den besten Einstiegsberufen für BWLer zählen aber die Unternehmensberatung mit 53.900 Euro Jahresgehalt, das Controlling mit 52.800 und die IT-Beratung mit 49.500 Euro.

Wie verändert sich das Gehalt, wenn man Weiterbildungen, beispielsweise im Qualitäts- oder Projektmanagement, absolviert? Und hat auch eine Promotion Auswirkungen auf die Karriere?

Weiterbildungen helfen dabei, den eigenen Marktwert langfristig zu erhöhen. Nicht in allen Fällen erhalten Beschäftigte nach ihren Weiterbildungen gleich eine Gehaltserhöhung, aber das neu erlernte Wissen kann in einem Jahresgespräch als Argument für eine Gehaltsanpassung dienen.

Bei einer Promotion oder einem MBA-Abschluss, also einem Master of Business Administration, müssen Stellen dagegen neu berechnet werden, da es sich um höhere Bildungsabschlüsse handelt, die sich positiv auf den Stellenwert ausüben.