Berlin. „Spiegel“-Chef Klaus Brinkbäumer hat ein Buch herausgebracht, das er online – samt Bestellmöglichkeit – in einer Serie präsentiert.

Für Verdruss sorgt in Teilen von Verlag und Redaktion des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“, wie Chefredakteur Klaus Brinkbäumer sein neues Buch „Nachruf auf Amerika“ in Medien des eigenen Hauses bewirbt.

Dabei geht es weniger um einen Essay des 51-Jährigen mit dem Titel „Danke, Donald“ in der aktuellen „Spiegel“-Ausgabe. Darin analysiert er unter Verwendung von Auszügen seines Buches die gegenwärtige Lage des transatlantischen Bündnisses, die er als Chance für Deutschland begreift, „erwachsen zu werden“. Am Ende des Stücks wird ausdrücklich auf das Buch verwiesen.

Dies ist ein übliches Vorgehen. Auch andere Redaktionen drucken Auszüge neu erschienener Bücher ihrer Mitarbeiter ab. Schließlich schmücken diese Titel auch das jeweilige Blatt.

Unüblich ist dagegen Brinkbäumers bisher vierteilige „Amerika-Serie“ auf „Spiegel Online“, die pünktlich am 8. März startete, dem Erstverkaufstag seines Buches. Die vier bislang erschienenen Texte sind leicht überarbeitete Auszüge aus „Nachruf auf Amerika“. Nach wenigen Absätzen stößt der Leser auf einen eingeblockten Kasten mit der Titeloptik und den Literaturangaben zu Brinkbäumers Buch. Am Ende der Angaben findet sich der gefettete Satz: „Bei Amazon bestellen.“ Klickt man ihn an, landet man bei dem entsprechenden Angebot des Online-Kaufhauses.

Brinkbäumers Serie als „Werbeumfeld für die Anzeige“ in Verruf

Formaljuristisch ist das okay, denn in etwas kleinerer Schrift steht in blassgrauen Versalien in der rechten oberen Ecke des Kastens das Wörtchen „Anzeige“. Dennoch ärgert die Sache so manchen im Verlag. „Man hat den Eindruck, als sei die Serie das Werbeumfeld für die Anzeige“, findet einer. Dem widerspricht ein „Spiegel“-Sprecher: „Unsere journalistischen Texte entstehen unabhängig von Anzeigen“, sagt er.

„Spiegel“-Chef Klaus Brinkbäumer.
„Spiegel“-Chef Klaus Brinkbäumer. © imago/Sven Simon | Anke Waelischmiller/SVEN SIMON

Pikant an der Sache ist, dass die Spiegel Gruppe selbst von alldem nichts hat. „Nachruf auf Amerika“ ist nicht in der Buchreihe erschienen, die der „Spiegel“ zusammen mit der Deutschen Verlags-Anstalt (DVA) herausgibt. Brinkbäumers Buch erscheint im Verlag S. Fischer. Dabei verpflichtet der sogenannte „Spiegel“-Hausbrauch Redakteure des Hauses, Buchprojekte zuerst der verlagseigenen Buchreihe anzubieten.

Brinkbäumer habe seinen Buchvertrag vor „rund zehn Jahren“ geschlossen, sagt der Sprecher. „Vor diesem Hintergrund stellt das Erscheinen des Buches bei S. Fischer kein Problem dar.“ Die Frage, ob auch damals schon „Spiegel“-Redakteure Buchprojekte zuerst dem eigenen Haus anbieten mussten, lässt er unbeantwortet.

Brinkbäumer, seinerzeit USA-Korrespondent, soll das getan haben. DVA habe sich aber gegen das Amerika-Buch entschieden, heißt es in Verlagskreisen. Dem Verlag ließe sich daraus kein Strick drehen: Barack Obama war damals noch nicht US-Präsident. Und dass Donald Trump mal ins Weiße Haus einziehen würde, galt als völlig ausgeschlossen.

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„Hamburger Morgenpost“ will Erlebnishafen in der Speicherstadt errichten

Ende 2017 gab die „Hamburger Morgenpost“ bekannt, in medienfremde Geschäftsfelder investieren zu wollen. Nun ist klar, in welche. Aus internen ­Papieren geht hervor, dass der Verlag zusammen mit Partnern wie der ­Hamburg Port Authority in der Speicherstadt einen sogenannten Erlebnishafen errichten will.

Dabei handelt es sich um ein Virtual-Reality-Projekt, bei dem die Besucher mithilfe einer Datenbrille virtuell in einem gläsernen Fahrstuhl auf den Grund der Elbe fahren können. Ein Segeltörn in das mittelalterliche Hamburg ist ebenso möglich wie die Fahrt mit einem modernen Containerschiff.

Das Projekt soll bis 2025 jährlich 2,9 Millionen Euro erlösen. Laut der internen Papiere könnte es noch dieses Jahr losgehen, ein Verlagssprecher sagt aber, man sei noch in der Findungsphase. Nicht mehr im Fokus habe man eine „Food Hall“, also eine Art Marktplatz für Lebensmittel mit Einzelhändlern und Restaurants. Bis 2025 sollte sie jährlich 3,5 Millionen Euro erlösen.

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