Berlin/Hamburg. Vor Weihnachten hatte Aldi erstmals Markendüfte im Angebot. Auch Markenkosmetik gibt es zum Billigpreis. In der Branche rumort es.

Das Angebot wird als Geschenktipp angepriesen. Im Prospekt von Aldi Nord gleich neben Kosmetikspiegel und Lockenstab platziert, geht der Discounter mit Parfüms von prestigeträchtigen Markenfirmen in die Preisoffensive: Die Düfte von Calvin Klein, Karl Lagerfeld und Chopard kosten je Flasche (75 bis 150 Milliliter) gerade mal 29,95 Euro. Die Edelflakons liegen in den Angebotskörben der 2500 Aldi-Nord-Märkte. Kurz vor Weihnachten hatte das Unternehmen, das jahrzehntelang vor allem als Basisversorger Erfolgsgeschichte schrieb, erstmals mit Markendüften Kunden gelockt.

Aldi unterbietet die Preise im Wettbewerb damit deutlich. Beim Marktführer Douglas kostet etwa das Eau de Toilette Calvin Klein CKin2U für Männer trotz massiver Preissenkung aktuell im Onlineshop noch 37,95 Euro. Auch bei der Drogeriemarktkette dm, die erst kürzlich verstärkt in das margenstarke Geschäft mit den schönen Düften eingestiegen ist, bekommt man Karl Lagerfeld Men für 34,95 Euro – allerdings mit 50 statt 100 Millilitern Inhalt. In der Branche wird das als Kampfansage gesehen, es rumort kräftig.

Duft-Offensive zeigt Strategiewechsel bei Aldi

Denn Aldi ist nicht der einzige Anbieter, der in den Bereich der hochwertigen Fachhandelsprodukte einbricht. Drogeriemarktketten offerieren ein wachsendes Duftangebot zum kleinen Preis. Rabattaktionen bieten auch Kaufhäuser und vor allem Onlinehändler. Der Kunde darf sich freuen.

Feine Düfte vor dem Tiefkühlregal: Aldi-Mitarbeiterin Nicole Heine vor dem Angebotskorb mit verschiedenen Markenparfüms.
Feine Düfte vor dem Tiefkühlregal: Aldi-Mitarbeiterin Nicole Heine vor dem Angebotskorb mit verschiedenen Markenparfüms. © HA / Mark Sandten | HA

Ein Parfümhändler wird Aldi deshalb nicht werden, aber die Duft-Offensive wirft ein Schlaglicht auf den eingeleiteten Strategiewechsel des einstigen Billigheimers. Im vergangenen Jahr starteten Aldi Nord und Aldi Süd unter großer öffentlicher Aufmerksamkeit eine milliardenschwere Modernisierungsoffensive ihrer Märkte, künftig wollen sie beim Einkauf enger zusammenarbeiten.

Bereits vorher hatte die mächtige Handelskette angefangen, Markenprodukte in die Regale zu räumen. Günstiger als die Konkurrenz, aber zunächst mit festgelegten Preisen. Es folgte ein weiterer Schwenk: Immer häufiger setzt Aldi bei Artikeln namhafter Hersteller den Rotstift an.

Aldi unterbietet bei Kosmetik Rossmann und dm

Ausgenommen war bislang der Kosmetikbereich. Jetzt bricht der Discounter sein Rabatt-Tabu auch in diesem Segment. So bietet Aldi Nord in seinen Filialen auch drei Produkte der Pflegeserie Nivea Essentials Urban Skin für jeweils 4,59 Euro an. Damit liegen die Preise unter denen von Marktführer Rossmann, der 4,99 Euro aufruft. Selbst dm mit seiner Dauerniedrigpreis-Strategie ist mit 4,95 Euro teurer.

Auch Geschirrspülmittel von Pril, Badreiniger von Viss oder Kids Duschgel von Duschdas werden in den Aldi-Wochenprospekten als Aktionsware angepriesen. „Wir wissen, dass Kunden auf Markenartikel achten. Unser Ziel ist es, günstiger zu sein“, sagt Serra Schlesinger, Leiterin der Unternehmenskommunikation bei Aldi Nord in Essen.

Drogerieartikel sind wichtiger Umsatzbringer

Deutlich wird aber, dass Aldi den Burgfrieden mit den Drogeriemärkten bricht. Bisher war es Konsens, dass die Handelsformate sich ihren Sortimenten entsprechend unterscheiden. Wie schon die großen Supermarktketten ist inzwischen auch Aldi auf dem Weg zum One-Stop-Shopping, sprich die Kunden sollen ihren kompletten Wocheneinkauf in den Märkten erledigen können.

Drogerieartikel sind dabei ein wichtiger Umsatzbringer. 26,6 Milliarden Euro geben die Deutschen jährlich für Shampoos, Babycremes und Wattestäbchen aus. Der Distributionsanteil der Drogeriemärkte liegt nach den aktuellen Zahlen des Marktforschungsunternehmens IFH Köln hochgerechnet bei 55 Prozent. Den Rest teilen sich Kauf- und Warenhäuser, Supermärkte, Friseure, Discounter und der Onlinehandel.