Berlin. Ältere Menschen sollen vor dem Coronavirus geschützt werden. Doch viele starben nach Ausbrüchen in Heimen. Was unser Autor fordert.

Ilse Rautenberg war eine derjenigen, die man schützen wollte. Eine charmante alte Dame, ein Liebling des Personals. Oft saß sie am Eingang des Pflegeheims, in dem sie lebte, und wünschte einen „zauberhaften Morgen“. Sie starb nach einem schweren Corona-Ausbruch. Wie zwei weitere Frauen aus der Einrichtung und 36.161 andere Menschen in Heimen, Kliniken und anderen Behandlungszentren.

Bei Ilse Rautenberg und anderen ist nicht klar, ob sie wirklich an oder nur mit dem Virus starben. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) hatte Corona in der Mehrheit aller Fälle „zumindest einen Anteil“ am Tod der Menschen. Es muss aufgearbeitet werden, wie es dazu kam. Der große politische Plan war seit 2020, die Schwächsten vor dem Virus zu bewahren. Es ist nicht gelungen. Warum? Und was lernen wir aus den Ausbrüchen? Auf beide Fragen gibt es wenige Antworten. Gesundheitsämter und die Betreiber der Einrichtungen leben „in der Lage“, wenn es zu einem Ausbruch kommt. Es geht um Eindämmung, Schadensbegrenzung. Nach Ursachen zu suchen, folgt, wenn überhaupt, später.

Corona-Ausbrüche in Heimen: Behörden müssen Hinweisen auf Mängel auf den Grund gehen

Im ganzen Land gab es aber Hinweise auf konkrete Mängel. Angestellte von Subunternehmen in Kliniken, die trotz Symptomen zur Arbeit gingen, weil sie ihren Job nicht verlieren wollten. Chefs in Heimen, die es mit Vorsicht und Hygiene nicht genau nahmen. Gesundheitsämter, die zu überfordert waren, um die Regeln durchzusetzen. Solchen Hinweisen müssen die Behörden auf den Grund gehen. Aber dafür braucht es klare Erkenntnisse darüber, wer wen angesteckt hat.

In Hildesheim will die Staatsanwaltschaft den Ausbruch, nach dem auch Ilse Rautenberg starb, nun vor Gericht genau aufklären.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.