Sao Paulo/Köln. Fußballstar Neymar wurde wegen der Veröffentlichung eines Chats vernommen. Mit dem Post wollte er Vergewaltigungsvorwürfe entkräften.

Im Zusammenhang mit den Vergewaltigungs-Vorwürfen gegen ihn ist Neymar am Donnerstag von der Polizei vernommen worden. Hintergrund: Der brasilianische Fußballstar hatte zuvor bei Instagram einen Chatverlauf gepostet, der zeigen soll, dass die Frau, die ihn belastet, noch nach der angeblichen Tat freundschaftliche Nachrichten mit ihm ausgetauscht hat.

Mit dem Post könnte der Fußballprofi von Paris St. Germain allerdings gegen das Recht auf Privatsphäre verstoßen haben. Das Protokoll enthält neben Textnachrichten auch freizügige Bilder, die Neymar mutmaßlich ohne Einwilligung der betroffenen Frau veröffentlichte. Etwa eine Stunde und 40 Minuten soll Neymar auf einer Wache in Rio de Janeiro ausgesagt haben. Vor wenigen Tagen hatte der 27-Jährige die Vorwürfe gegen ihn öffentlich gemacht – ebenfalls bei Instagram.

Eine Frau, deren Identität geheim ist, hatte zuvor auf einer für Vergehen gegen Frauen spezialisierten Polizeistation in Sao Paulo Strafanzeige gegen Neymar erstattet. Bereits am 15. Mai im Hotel Sofitel Paris Arc de Triomphe sei sie vom „angetrunkenen“ Stürmer gegen ihren Willen zum Geschlechtsverkehr gezwungen worden zu sein, gab sie an. Nach Angaben ihrer früheren Anwälte sprach sie zunächst von einem Angriff, stellte dann aber mit Hilfe eines anderen Anwalts Strafanzeige wegen Vergewaltigung.

Neymar: Reaktion auf Vorwürfe in Sozialen Netzwerken

Die Video-Replik auf die Anzeige von Neymar in den sozialen Netzwerken folgte am Tag danach. „Wegen einer Erpressung bin ich gezwungen, mein Leben und meine Familie bloßzustellen“, klagte er: „Von dem, was gesagt und geschrieben wird, ist in Wirklichkeit genau das Gegenteil passiert.“ Nämlich, so der Beschuldigte, „eine Beziehung zwischen Mann und Frau, in den privaten vier Wänden, etwas, was mit jedem Paar passiert“. Neymar beteuert seine Unschuld.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Instagram, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Am nächsten Tag habe er sich noch normal mit der Frau, die er über Instagram kennengelernt hatte, per Whatsapp ausgetauscht. „Ich bin in eine Falle getappt“, sagte der Nationalspieler, der sich mit der brasilianischen Nationalmannschaft vor den Toren Rio de Janeiros auf die am 14. Juni beginnende Copa America in seinem Heimatland vorbereitet.

Neymar ist nicht der erste beschuldigte Fußballer

Neymar ist nicht der erste Fußballstar, der in jüngerer Vergangenheit der Vergewaltigung beschuldigt wird. Ein Gericht in Mailand sprach Neymars Landsmann Robinho im November 2017 schuldig, im Januar 2013 zusammen mit fünf weiteren Tätern eine albanische Frau sexuell missbraucht zu haben. Der frühere Nationalspieler wurde erstinstanzlich zu neun Jahren Haft verurteilt, er bestritt die Tat aber weiter und focht das Urteil an.

Zuletzt gab es ähnliche vorwürfe gegen Superstar Cristiano Ronaldo. Gegen den fünfmaligen Weltfußballer von Italiens Rekordmeister Juventus Turin ermittelt die Polizei in Las Vegas. Die Texanerin Kathryn Mayorga behauptete Ende vergangenen Jahres, Ronaldo habe sie 2009 in der Glücksspielmetropole vergewaltigt. Auch der portugiesische Europameister wies alle Vorwürfe auf Schärfste zurück und schaltete eine Armada von Anwälten ein.

Neymar reagierte außergewöhnlich offen

Während Ronaldo die Anschuldigungen meist schmallippig kommentiert, legte Neymar seine Karten außergewöhnlich offen auf den Tisch und veröffentlichte im Anschluss an sein Video-Statement den nun von der Justiz untersuchten Chat – inklusive äußerst pikanter, freizügiger Fotos und frivoler Sprüche. „Wenn ich die täglichen Dinge preisgeben muss, dann mache ich das“, sagte er entschlossen.

„Ich werde ein Verfahren eröffnen, dabei Videos und Nachrichten einsammeln, und zunächst auch versuchen, Neymar anzuhören sowie sein Handy vorübergehend beschlagnahmen, um die Dinge anzusehen, bevor sie bearbeitet und ins Internet gestellt wurden“, hatte der zuständige Kommissar Pablo Sartori danach angekündigt.

Öffentliche Unterstützung erhielt Neymar von seinem Vater. Vor wenigen Tagen habe ein Anwalt aus Sao Paulo gedroht, über Polizei und Medien den Vorwurf der Vergewaltigung zu verbreiten, falls nicht eine bestimmte Summe gezahlt werde, behauptete der Senior in einer brasilianischen Nachrichtensendung. Man habe jedoch Beweise für Neymars Unschuld, versicherte der Vater hoffnungsvoll. (dpa/ba)