Santa Cruz de Tenerife . Auf Teneriffa ist eine Deutsche tot mit ihrem Sohn gefunden worden. Der zweite Sohn überlebte. Der Vater gilt als tatverdächtig.

Ein Vater soll auf Teneriffa seine Frau und einen seiner Söhne getötet haben. Gegen ihn wurde am Freitag Haftbefehl erlassen. Am Sonntag haben Ermittler eine Wohnung der Familie durchsucht. Es gebe ein Amtshilfeersuchen der spanischen Behörden an Justiz und Polizei in Sachsen-Anhalt wegen des Verdachts eines Tötungsdelikts, sagte eine Sprecherin der Polizeiinspektion Halle am Sonntag.

Derweil wartet der überlebende sechsjährige Junge darauf, von seiner Großmutter abgeholt zu werden. Am Samstag hatte die spanische Zeitung „Diario de Avisos“ dann aber berichtet, die Familienangehörigen seien zunächst wegen ihres Schocks über das Geschehene nicht in der Lage gewesen, nach Teneriffa zu reisen. Ob bis zum Sonntag ein Verwandter eingetroffen war, wurde zunächst nicht bekannt. Laut dem Blatt weißt er noch nicht, dass seine Mutter und sein Bruder tot sind.

Teneriffa: Deutsche mit Sohn tot in Höhle gefunden

Der 43-jährige Deutsche sei zuvor stundenlang vernommen worden, habe sich aber geweigert, mit den Behörden zu kooperieren, zitierten spanischen Medien am Abend Justizkreise.

Am Mittwoch waren eine Deutsche und ihr Sohn tot in einer Höhle gefunden worden. Als tatverdächtig gilt der Vater der Kinder, der von der Mutter getrennt ist und seit einiger Zeit auf Teneriffa lebt. „Alles deutet darauf hin, dass die Mutter und ihr Kind in der Höhle brutal zu Tode geprügelt wurden“, sagte ein Sprecher der Ermittler am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Am mutmaßlichen Tatort rund 15 Kilometer von der Gemeinde Adeje entfernt sei viel Blut gewesen.

Fünfjähriger Bruder erzählte Polizei von Angriff

Der 43-jährige Mann war am Mittwoch vorläufig festgenommen worden, nachdem der jüngere Sohn die Polizei auf seine Spur gebracht hatte. Er hatte den Beamten zuvor von einem brutalen Angriff des Vaters erzählt und so eine große Suchaktion ausgelöst. Das Kind konnte offenbar vor dem Übergriff fliehen.

Polizisten und Mitglieder der Guardia Civil stehen bei einer Suchaktion in einer Straße, die zu einer Höhle auf Teneriffa führt.
Polizisten und Mitglieder der Guardia Civil stehen bei einer Suchaktion in einer Straße, die zu einer Höhle auf Teneriffa führt. © dpa | ANDRES GUTIERREZ

Noch am Donnerstag bestritt der Vater, etwas mit dem Tod seiner Frau und seines Kindes zu tun zu haben. Er wurde am Freitag dem Untersuchungsrichter vorgeführt. Die Autopsie der Leichen könnte Aufschluss zur Tat bringen.

Teneriffa: Zwei Leichen in Höhle entdeckt – das Wichtigste in Kürze

• Eine Mutter und ihr Sohn wurden tot in einer Höhle auf Teneriffa entdeckt
• Tatverdächtig ist der Vater des Jungen – er wurde festgenommen
• Ein Sechsjähriger konnte aus der Höhle fliehen
• Der Junge berichtete der Polizei von einem gewaltsamen Übergriff des Vaters

• Eine Autopsie der Leichen soll weitere Erkenntnisse liefern

Vater soll leicht verletzt sein – womöglich Kampfspuren

Die Leichen wurden nach Medienberichten von einem deutschen Freiwilligen entdeckt. Er gehörte zu einem Suchteam von 100 Menschen. Unter Berufung auf die Polizei berichtete die Regionalzeitung „Diario de Avisos“, der Verdächtige weise „leichte Verletzungen auf, die auf einen Kampf hindeuten“.

Bei seiner Festnahme habe der Mann heftigen Widerstand geleistet, erklärte der Vertreter des Madrider Innenministeriums auf den Kanaren, Juan Salvador León. In der Vernehmung habe der Mann beteuert, seine Frau und sein Sohn seien noch am Leben gewesen seien, als er die Höhle verlassen habe. Ein Sprecher der Polizei sagte, es gebe noch „sehr vieles zu klären“.

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Kleiner Bruder irrte vermutlich fünf Stunden umher

Laut der deutschen Polizei stammt die Familie aus Sachsen-Anhalt. Der kleine Bruder des toten Jungen, nach verschiedenen Angaben fünf bis sechs Jahre alt, war am Dienstagnachmittag von Passanten weinend, mit dreckiger Kleidung und unter Schock aufgegriffen worden. Die Behörden schätzen, dass das Kind zuvor an die fünf Stunden lang auf der Insel umher geirrt war.

Die Frau reiste mit ihren beiden Kindern nach Teneriffa.
Die Frau reiste mit ihren beiden Kindern nach Teneriffa. © dpa | ANDRES GUTIERREZ

Der Fünfjährige habe anschließend der Polizei erzählt, dass der Vater die ganze Familie am Dienstag mit dem Wagen zur Höhle gefahren habe. Dort habe er sowohl die Mutter als auch die beiden Kinder brutal attackiert, berichteten Medien. Dem Kleinen sei nach eigenen Angaben dann die Flucht gelungen.

Junge von Sozialarbeitern und Psychologen betreut

„Der Kleine war sehr erschrocken, zitterte, hatte viel Angst und bat darum, dass man ihn nach Deutschland bringt“, sagte eine Frau, die den Jungen aufgriff und zur Polizei brachte, der Zeitung „El Día“. Der Junge wurde derweil von Sozialarbeitern und Psychologen betreut.

Die 39 Jahre alte Frau und die Kinder waren laut des Bürgermeisters von Adeje José Miguel Rodríguez Fraga erst am Montag auf Teneriffa eingetroffen. Die Familie käme regelmäßig, um den auf der Insel lebenden Vater zu besuchen. Gegen ihn lägen in Spanien keine Anzeigen wegen häuslicher Gewalt vor.

Die deutsche Familientragödie löste nicht nur in Adeje, sondern in ganz Spanien große Bestürzung, Anteilnahme und Interesse aus.

Spanischer Regierungschef erschüttert über Vorfälle auf Teneriffa

Etwa 100 Menschen beteiligten sich an der Suche nach der Deutschen und ihrem Sohn.
Etwa 100 Menschen beteiligten sich an der Suche nach der Deutschen und ihrem Sohn. © dpa | ANDRES GUTIERREZ

Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez äußerte sich mit tiefem Bedauern und Erschütterung über die mutmaßliche deutsche Familientragödie. Der sozialistische Regierungschef schrieb auf Twitter am Mittwochabend: „Aus Adeje (Teneriffa) erreichen uns die schlimmsten Nachrichten. Eine Frau und ihr Sohn sind ermordet worden. Die Macho-Gewalt schlägt wieder doppelt zu“.

Sánchez verurteilte die Gewalt gegen Frauen und die häusliche Gewalt, die in Spanien dieses Jahr bereits 18 Frauen das Leben kostete.

Vater soll sich laut Nachbarn abgeschottet haben

Nachbarn des Deutschen in Adeje wussten wenig zu berichten. Nachbarin Nati, die nach eigenen Angaben „seit eineinhalb Jahren Tür an Tür“ mit dem Mann wohnte, sagte zu „Diario de Avisos“, der Mann habe sich abgeschottet.

„Er saß immer auf der Terrasse, hat sich gesonnt, und las jeden Tag fünf oder sechs Stunden lang Zeitung. Gearbeitet hat er wohl nicht.“ Andere Nachbarn erzählten, der Deutsche sei oft nur aus dem Haus gegangen, um mit einem Hund spazieren zu gehen.

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