Berlin. Der K2 im Himalaya ist noch nie im Winter bestiegen worden. Zwei Bergsteigerteams wollen das ändern. Doch das ist extrem gefährlich.

Er ist mit einer Höhe von 8.611 Metern mehr als 200 Meter niedriger als der Mount Everest, dafür aber umso erbarmungsloser: Der K2, der zweithöchste Berg der Erde, ist für Bergsteiger der drittgefährlichste Berg der Welt. Nur am Annapurna und am Naga Parbat sterben noch mehr Menschen bei dem Versuch, den Berg zu bezwingen.

Der K2 hat mit seinen schroffen Flanken ein besonderes Alleinstellungsmerkmal: Noch nie ist es einem Bergsteiger gelungen, ihn im Winter zu besteigen. Damit ist der K2 der letzte Berg über 8.000 Meter Höhe, der im Winter noch unbezwungen ist.

Zwei Expeditionsteams wollen den Berg bezwingen

Das wollen gleich zwei Expeditionsteams nun ändern. Eine Gruppe Spanier und ein Team bestehend aus russischen, kirgisischen und kasachischen Bergsteigern haben sich am Basislager auf 5.000 Meter Höhe eingefunden. Beide haben die Lizenz zum Besteigen des Berges vom Staat Pakistan erworben und wollen die letzten 3.611 Meter meistern, um als Erstes den K2 zu bezwingen, wie die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet.

Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit – und gegen den Tod. Man hat offiziell nur dann einen Berg im Winter bezwungen, wenn man den Aufstieg innerhalb des kalendarischen Winters zwischen dem 21. Dezember und dem 21. März meistert. Wer jedoch zu viel wagt, kann bei diesem Berg nicht gewinnen. Im Schnitt enden alle 3,4 Besteigungen tödlich.

Beim Abstieg ist K2 gefährlichster Berg

Auch drei Deutsche ließen am K2 bereits ihr Leben: Klaus-Dieter Grohs stürzte am 22. Juli 2003 in den Tod. Peter Mezger und Reinmar Joswig schafften es am 30. Juli 1993, den K2 zu bezwingen, kehrten aber von dem Weg vom Gipfel zurück ins Camp nie zurück und gelten bis heute als verschollen.

Ihr Schicksal steht symptomatisch für die Gefahr des K2. Das Erreichen des Gipfels ist schon schwierig und gefährlich genug. Vor allem der Abstieg aber ist beim K2 lebensbedrohlich. Mehr als jeder Zehnte Gipfelbezwinger stirbt beim Weg zurück ins Basiscamp. Kein anderer Berg hat vergleichbare Todesraten.

Keine Konkurrenz zwischen den beiden Teams

Das schreckt die zwei Expeditionsgruppen aber nicht ab. Sie wollen beide Historisches leisten. Alex Txikon, ein Bergsteiger der spanischen Gruppe, ist zuversichtlich. Er bezwang vor einem Jahr als zweiter Mensch im Winter den 7.161 Meter hohen Pumori. Ein Jahr zuvor stand er im Winter auf dem Gipfel des Naga Parbat, der nicht nur 8.125 Meter hoch ist, sondern eine noch höhere Todesrate als der K2 hat.

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In der russischen, kirgisischen und kasachischen Gruppe ist der erfahrene russische Bergsteiger Artem Braun mit dabei. Für den 37-Jährigen ist wichtig, dass sich keine Konkurrenzsituation zwischen den beiden Expeditionsgruppen einstellt. Das Wichtigste sei, überhaupt oben anzukommen und die Besteigung zu überleben. „Das Schicksal wird entscheiden, ob man während der Expedition zusammenfindet und gemeinsam den Gipfel erreicht“, sagte Braun der „Süddeutschen Zeitung“.

Im Vorjahr scheiterte eine Gruppe polnischer Bergsteiger

Ob es überhaupt jemand auf den Gipfel schaffen wird, ist in erster Linie von dem Wetter abhängig. Nur wenn das Wetter stabil ist, kann der Aufstieg gemeistert werden. Auch Artem Braun weiß, wie viel jetzt vom Wetter abhängt. „Mehrmals schon hatten die Teams den Willen und auch die Fitness, aber alle Wege nach oben waren verschlossen“, sagte Braun im Interview mit dem Portal „Explorersweb“.

So war es auch im Vorjahr, als eine polnische Gruppe versuchte, den K2 im Winter zu bezwingen. Sie warteten vergeblich auf gutes Wetter und mussten unverrichteter Dinge wieder abreisen.

Warum sie gerade im Winter das gefährliche Unterfangen angingen, erklärte der polnische Bergsteiger Janusz Golab der „New York Times“: „Es ist herausfordernder. Und deshalb eindeutig das Beste.“

Der Bergsteiger Kacper Tekieli sagte der „New York Times“: „Es ist etwas Mystisches. Der Reiz liegt in dem, was man in den Stunden der absoluten Konzentration über sich selbst erfährt.“

Kniehoher Schnee, minus 50 Grad Celsius und kaum Luft zum Atmen

Diese Mystik liegt auch in den unwirschen Bedingungen. Der Schnee ist knietief, die Temperaturen können beim Nördlichsten aller 8.000er-Berge auf minus 50 Grad Celsius fallen.

Hinzu kommen die üblichen Probleme beim Höhenbergsteigen. Die Luft ist extrem dünn. Der Sauerstoffdruck liegt nur noch bei 30 bis 35 Torr – normal ist ein Wert von 70 Torr. In diesen Höhen überlebt ein Mensch maximal 48 Stunden.

Auf Sauerstoff werden die Bergsteiger aber dennoch verzichten. „Wir haben nur Notvorräte dabei“, sagte Braun dem Portal „Explorerweb“.

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Auf den Spuren der ersten K2-Bezwinger

Artem Braun sagte der „Süddeutschen Zeitung“, dass seine Gruppe die Route über den Abruzzi-Sporn in Angriff nehmen wolle. Die Route führt über den Südostgrat und ist der Weg, der am häufigsten genommen wird. Ihn nutzten auch Achille Compagnoni und Lino Lacedelli, als sie am 31. Juli 1954 als Erste den K2 bezwingen konnten.

Insgesamt gibt es elf verschiedene Routen, die Westwand wurde erstmalig 2007 bezwungen. Die gängigsten Routen sind aber über die Nordost-Seite des Berges, den Abruzzi-Sporn oder die Cesen-Route. Beide Routen treffen sich auf 8.000 Metern Höhe, wo das letzte von vier Camps errichtet werden wird. Von dort aus geht es dann die 611 Meter bis zum Gipfel.

2008 kam es zum schwersten Unglück auf dem K2

Diese letzten Meter sind aber die wohl größte Herausforderung. Im Jahr 2008 kosteten sie elf Bergsteigern aus sieben Nationen das Leben, als es zu einem plötzlichen Wetterumschwung kam.

Es ist die Mystik der Gefahr, die diesen Berg und seine schroffen Wände umgibt. Exakt zwei Monate haben die beiden Expeditionsteams vor Ort Zeit, um auf gutes Wetter zu warten und den Berg zu bezwingen. Spielt das Wetter in dieser Zeit nicht mit, wird der K2 bis auf weiteres seine winterliche Unbezwingbarkeit behalten. (tki)

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