Jakarta. Der Absturz der indonesischen Lion-Air-Maschine lag offenbar an einem Software-Fehler. Das Programm drückte das Flugzeug nach unten.

189 Menschen starben Ende Oktober, als eine Maschine der indonesischen Billig-Airline Lion Air vor Jakarta ins Meer stürzte. Nur elf Minuten hatte sich die Boeing 737 nach dem Start in der Luft halten können. Nun sind sich Ermittler sicher: Das Unglück hätte verhindert werden müssen.

Denn die Maschine war bereits am Vortag bei einem Flug als „nicht flugtüchtig“ kritisiert worden. Die Ermittler bestätigten am Mittwoch auch, dass die Piloten des Unglücksflugs praktisch von Beginn an gegen einen Absturz kämpften. Mehr als zwei Dutzend Male wollten sie das Flugzeug wieder nach oben ziehen – vergeblich. Offenbar hatte ein Software-Fehler das Fliegen so gut wie unmöglich gemacht.

Die fast nagelneue Maschine des Typs Boeing 737 Max – eine Weiterentwicklung der klassischen Passagiermaschine aus den USA – war mit der enormen Geschwindigkeit von 725 Kilometern pro Stunde auf dem Wasser aufgeschlagen. Die Flugaufsichtsbehörde KNKT empfahl Lion Air, ihre „Sicherheitsstandards“ zu verbessern.

Stimmenrekorder aus dem Cockpit wird noch gesucht

Als Grundlage für den Bericht der Ermittler diente der Datenschreiber der Unglücksmaschine. Nach dem Stimmen-Rekorder, der die Gespräche und Geräusche im Cockpit aufzeichnet, wird auf dem Meeresgrund noch gesucht.

Nurcahyo Utomo, Ermittler des Nationalen Verkehrssicherheitskomitees, bei der Pressekonferenz in Jakarta am Mittwoch.
Nurcahyo Utomo, Ermittler des Nationalen Verkehrssicherheitskomitees, bei der Pressekonferenz in Jakarta am Mittwoch. © dpa | Achmad Ibrahim

Chefermittler Nurcahyo Utomo berichtete, dass der Bordcomputer die Nase des Flugzeugs automatisch immer wieder nach unten gedrückt habe und die Crew versucht habe, sie nach oben zu steuern. „Das passierte während des gesamten Flugs, bis die Aufzeichnungen des Datenschreibers enden.“ Schon länger wird darüber spekuliert, dass eine neu eingeführte Software den Absturz verursacht haben könnte.

Lieferte ein Sensor falsche Daten?

Das sogenannte Maneuvering Characteristics Augmentation System (MCAS) wurde von Boeing eigens für die 737 Max entwickelt. Die Piloten können das System mittels zweier Schalter im Cockpit wieder abstellen, was aber offensichtlich nicht geschah.

Spekuliert wird, dass ein außen angebrachter Sensor falsche Daten lieferte. Nurcahyo kündigte an, den US-Konzern über das MCAS-System zu befragen. Im Detail wollte er sich noch nicht äußern. Im nächsten Jahr soll es einen Abschlussbericht geben.

Ermittler: Flugzeug war nicht flugtüchtig

Bereits bei einem Flug von Bali nach Jakarta am Tag vor dem Absturz hatte der Bordrechner widersprüchliche Angaben zu Flughöhe und -geschwindigkeit gemacht. Nurcahyo sagte: „Unserer Meinung war das Flugzeug nicht flugtüchtig und hätte nicht weiterfliegen sollen.“

Lion Air hatte erklärt, dass die Probleme vor dem Start am nächsten Morgen behoben worden seien. Die Billigfluglinie verzichtete dann darauf, die Maschine sicherheitshalber am Boden zu lassen.

Update: Erneut ist es zum Absturz einer nur wenigen Monate alten Boeing 737 Max gekommen.

(dpa/ba)