Stockholm. Jeffrey C. Hall, Michael Rosbach und Michael W. Young bekommen den Medizin-Nobelpreis. Sie erklären den Biorhythmus von Lebewesen.

  • Jeffrey C. Hall, Michael Rosbach und Michael W. Young erhalten in diesem Jahr den Nobelpreis
  • Sie haben erforscht, wie unsere innere Uhr unser Schlaf-, Ess- und Arbeitsverhalten steuert
  • Die Forschung begann mit der Untersuchung von Genen bei Mücken

Der Nobelpreis für Medizin wird in diesem Jahr an Jeffrey C. Hall, Michael Rosbach und Michael W. Young verliehen. Das verkündete die Nobel-Stiftung am Montag. Die Auswahl der Preisträger erfolgt durch die Königliche Schwedische Akademie der Wissenschaften, die Nobel-Stiftung, die schwedische Akademie und das norwegische Nobel-Kommittee.

Der Nobelpreis für Physiologie oder Medizin ehrt in diesem Jahr drei Forscher, die sich damit beschäftigen, wie so genannte innere Uhren Lebewesen und Pflanzen beeinflussen. Hall, Young und Rosbach erklären mit ihrer Arbeit unter anderem, wie Menschen und Tiere ihre Organismen an Tageszeiten anpassen. Dabei spiele die biologische Uhr eine besondere Rolle. Sie regelt, wann und wie wir schlafen, wann wir Hunger haben und wie sich unser Blutdruck darstellt.

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„Jeffrey Hall, Michael Rosbash und Michael Young waren in der Lage, einen Blick ins Innere unserer biologischen Uhr zu werfen und ihre Funktionsweise zu beleuchten“, hieß es von der Nobeljury. „Ihre Entdeckungen erklären, wie Pflanzen, Tiere und Menschen ihren biologischen Rhythmus so anpassen, dass er mit dem Tag-Nacht-Rhythmus der Erde übereinstimmt.“

Wie funktioniert die innere Uhr?

Bereits im 18. Jahrhundert entdeckte der französische Astronom Jean Jacques d’Ortous de Mairan, dass bestimmte Pflanzen ihre Blätter im Hellen auseinander- und im Dunklen zusammenklappen. Er fragte sich: Was passiert, wenn man die Pflanzen im Dunklen stehen lässt? Sie öffnen ihre Blätter trotzdem, fand der Forscher heraus und folgerte: Sie müssen eine eigene biologische Uhr besitzen.

Die drei jetzt geehrten US-Amerikaner isolierten 1984 bei Fruchtfliegen ein bestimmtes Gen, das den Tagesrhythmus steuert. Hall (72) und Rosbash (73) fanden dann heraus, dass das dazugehörige Protein in den Zellen nachts angereichert und am Tag abgebaut wird. Einige Jahre später entdeckte Young (68) zwei weitere Proteine, die für die Stetigkeit der Inneren Uhr von großer Bedeutung sind. Der Chronobiologe Achim Kramer von der Berliner Charité bezeichnete die Innere Uhr als „fundamentales biologisches Prinzip“.

Die Erkenntnisse könnten ein Bewusstsein dafür schaffen, wie wichtig gute Schlafmuster sind, erklärte Jurymitglied Juleen Zierath. Deutlich werde auch, dass man den besten Schlaf in einer dunklen Umgebung bekommt.

Vereinfacht gesagt laufen in den Körperzellen bestimmte Reaktionen ab, die eine Art Kreislauf bilden. Er dauert im Prinzip einen Tag. Dabei gibt es beim Menschen eine Region im Gehirn, die den Takt für den restlichen Körper vorgibt. Er wird maßgeblich durch Licht und Dunkelheit beeinflusst.

Dem Menschen wird dieser Rhythmus am ehesten bewusst, wenn er aus dem Takt gerät, beispielsweise bei einem Jetlag und Schichtarbeit. Die Innere Uhr ist unter anderem daran beteiligt, uns schläfrig werden zu lassen, und steuert die Körpertemperatur mit.

Erkenntnisse über den Mechanismus lassen sich in der Medizin verwenden. So gibt es Überlegungen, sie etwa bei Therapien gegen Krebs zu nutzen, wie Henrik Bringmann vom Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie erklärt. „Wenn wir den Rhythmus der Zellteilung besser verstehen, könnten wir Medikamente gezielter einsetzen.“

Soviel Geld gibt es für den Nobelpreis – und sechs weitere Fakten

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    Der Medizinnobelpreis ging im vorigen Jahr an den Japaner Yoshinori Ohsumi. Er hatte die lebenswichtige Müllentsorgung in Körperzellen entschlüsselt. Geehrt wurden in der Vergangenheit auch die Erfinder des Penizillin und der künstlichen Befruchtung sowie die Entdecker der DNA-Struktur. Der Preis wird pro Kategorie an höchstens drei Forscher verliehen.

    Der erste Medizin-Nobelpreis ging 1901 an den deutschen Bakteriologen Emil Adolf von Behring für die Entdeckung der Serumtherapie gegen Diphtherie. Jeder der insgesamt sechs Nobelpreise ist mit neun Millionen schwedischen Kronen (rund 940.000 Euro) dotiert.

    Am Dienstag und Mittwoch wollen die Jurys dann die Preisträger für Physik und Chemie bekanntgeben. Am Freitag folgt dann der Friedensnobelpreisträger in Oslo bekanntgegeben. Am Montag (9.10.) darauf ist der Preis für Wirtschaft an der Reihe.

    Verleihung am Todestag von Alfred Nobel

    Verliehen werden die weltweit wichtigsten Auszeichnungen in ihrem jeweiligen Fachgebiet am 10. Dezember, dem Todestag von Preisstifter Alfred Nobel. (dpa/ac)