Washington. Johnny Depp war lange Zeit einer der Superstars in Hollywood. Jetzt häufen sich Skandale: Rosenkrieg und der Vorwurf häuslicher Gewalt.

Teenie-Idol und Frauenschwarm wider Willen. Bestbezahlter Schauspieler Hollywoods. Zweimal zum Mann mit dem größten Sex-Appeal weltweit gekürt. Herzrasen-Liebe von Millionen Kinogängern, die an ihm den nonkonformistischen Vagabunden schätzen, der sich nicht nur auf der Leinwand mit cooler Exzentrik durchs Leben orakelt: Johnny Depp ist wohl der einzige Superstar an der Schnittstelle zwischen Realität und Fiktion, dem man bisher alles durchgehen ließ.

Als bleicher Edward mit den Scherenhänden und kajalstiftgeschwärzter Trottelpirat Jack Sparrow in der Albtraumschiff-Serie „Fluch der Karibik“ erarbeitete sich der 52-Jährige auf der Arbeit wie im echten Leben als Beziehungs-Rock’n’Roller mit der französischen Sängerin Vanessa Paradis den Status des vergötterten Antihelden, der Kanten hat, wo andere glatt poliert sind.

Seit der Rosenkrieg mit seiner entschieden jüngeren Gattin Amber Heard (30) um den hässlichen Vorwurf häuslicher Gewalt erweitert ist und die Scheidung naht, kommt das Bild vom sanften Der-tut-nix-Rebell ins Wanken. Klatschmagazin-Psychologen in den USA haben Depp auf die Couch gelegt. Ferndiagnose: Wenn Dämonen wie Alkohol- und Drogensucht mit Paranoia, beruflicher Durststrecke, Midlife-Krise und eine sich zu Männern wie Frauen gleichermaßen hingezogen fühlende Gattin zusammentreffen, droht ein Unglück.

Depp schweigt zu den Vorwürfen

Zu den „Fakten“, wie der Boulevard sie aufbereitet: Frau Heard behauptet, während der vor 15 Monaten nach den Dreharbeiten zu „Rum Diary“ geschlossenen Ehe fortlaufend psychisch wie physisch von Depp malträtiert worden zu sein. Zuletzt sogar mit einem zum Wurfgeschoss auf ihre Wange umfunktionierten Handy. Konsequenz: Bis zum nächsten Gerichtstermin am 17. Juni darf Depp sich seiner Gattin auf nicht mehr als 100 Meter Distanz nähern. Kein Problem. Der Beschuldigte weilt mit seiner Rockband Hollywood Vampires auf Europa-Tournee – und schweigt. Seine Anwältin Laura Wasser charakterisiert Heard unterdessen als Egomanin, die im Zuge der von ihr eingereichten Trennung abkassieren will. Die Rede ist von bis zu 50 Millionen Dollar. Depps Ex-Lebensgefährtin Paradis und die gemeinsame Tochter Lily-Rose eilten dem Gescholtenen mit öffentlichen Unbedenklichkeitsbescheinigungen zu Hilfe. Niemals sei Depp ihr gegenüber handgreiflich geworden, schrieb die Sängerin. Ihr Verflossener sei „eine sensible, liebende und geliebte Person“.

Wie sensibel, das blieb zuletzt niemandem verborgen. Der anstrengungsloseste Charakterdarsteller seiner Generation torkelte und lallte mehr als einmal durch Pressekonferenzen, TV-Auftritte und Galas. In Japan entschuldigte er sein Fernbleiben bei einer Filmpremiere im Stile Klaus Kinskis: „Ich wurde gestern Morgen von einem sehr seltenen Tier angegriffen. Ich habe stundenlang mit ihm gekämpft. Ich hab es dann aus dem 23. Stockwerk geworfen.“ In Wahrheit, sagen Hollywoodkenner, kämpft Depp mit sich selbst.

Der Ausraster des Schauspielers

Der Mann, der allein mit den „Fluch der Karibik“-Filmen (Teil 5 kommt 2017 in die Kinos) und der Kinderbuch-Adaption „Alice im Wunderland“ (Teil 2 gerade angelaufen) über fünf Milliarden Dollar eingespielt hat, tritt künstlerisch auf der Stelle. Filme wie „The Lone Ranger“, „Transcendence“ und „Mortdecai“ fielen bei Kritik und an der Kinokasse durch. Allein in „Black Mass“, wo Depp den Bostoner Unterweltboss James „Whitey“ Bulger mimt, blitzte seine schauspielerische Panzerhaubitzen-Durchschlagskraft wieder auf.

Wie weit der Misserfolg das Privatleben mit Amber Heard verschattet hat, wer weiß. Depp soll zuletzt ausgerastet sein, als britische Medien berichteten, dass sich die bekennende Bisexuelle intensiv mit dem Model Cara Delevingne beschäftigt haben soll. Dabei fand Depp noch beim Filmfestival in Palm Springs im Januar nur lobende Worte für Heard. „Ich muss auch meiner Frau Amber danken, die es mit mir aushält. Dafür, dass sie mit all meinen unterschiedlichen Charakteren lebt, was nicht einfach ist. Für mich ist es schwer, für sie ist es noch schwerer.“ Jetzt ist es für beide zu schwer geworden.