Hamburg. Dr. Matthias Riedl gibt Tipps, wie sich in einer Beziehung gesundes Essen durchsetzen kann. Denn Frauen leben derzeit viel länger.

Im europäischen Vergleich ist die Lebenserwartung von Männern in Deutschland ist im europäischen Vergleich recht gering. Wenn sie in einer Partnerschaft leben, steigt sie, denn offenbar leben sie dann gesünder. „Das ist statistisch nachgewiesen. Ob jetzt gleichgeschlechtlich oder getrennt geschlechtlich, ist völlig egal“, sagt Dr. Matthias Riedl.

Männer hätten im Bereich der gesunden Ernährung erhebliche Defizite, „was ihnen im Vergleich zur Frau vier, fünf Jahre klaut“, sagt der Ernährungs-Doc im Podcast „Dr. Matthias Riedl. So geht gesunde Ernährung.“

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Dr. Riedl: Lebenserwartung von Männern liegt bei etwa 78 Jahren

Die Lebenserwartung von Männern liege nach Daten der Weltgesundheitsorganisation WHO in Deutschland bei etwa 78 Jahren, bei Frauen etwa vier, fünf Jahre höher, bei 83. „Wir Männer liegen damit im Bereich der westlichen Industrienationen tatsächlich mit auf den letzten Plätzen. Die Männer sind Hinterbänkler, die Frauen sind da ein bisschen besser, aber auch eher im letzten Drittel in der Lebenserwartung –verglichen mit anderen hochentwickelten Ländern“, sagt der Ernährungsmediziner.

Ernährungs-Doc Matthias Riedl lobt die positiven Auswirkungen einer Partnerschaft auf die Gesundheit.
Ernährungs-Doc Matthias Riedl lobt die positiven Auswirkungen einer Partnerschaft auf die Gesundheit. © FUNKE Foto Services | Thorsten Ahlf

Asiatische und die Mittelmeerländer lägen weit vor. „Wenn man schaut, wo leben besonders viele Hundertjährige, dann ist das in den sogenannten Blue Zones, den Blauen Zonen, in denen Menschen viel länger als der Durchschnitt leben. Die liegen alle im Gürtel der etwas wärmeren Regionen. Das sind Regionen, wo natürlich gegessen wird, und das wirkt sich auch auf die Rate der Hundertjährigen aus, und da sind wir nicht Weltmarktführer.“

Wie Ernährungsweise und Lebenserwartung zusammenhängen

Wer das Land und seine Ernährungsweise verlässt, verliere aber einen „Blue Zone-Schutzfaktor“, sagt der Ärztliche Direktor des Medicum Hamburg. Daran merke man, welch große Rolle das Essen bei der Lebenserwartung spiele.

Männer schneiden laut seinen Angaben zufolge bei vielen Erkrankungen schlechter ab als Frauen, beispielsweise lägen sie bei Herzerkrankungen ganz weit vorne. Männer hätten ein doppelt so hohes Unfallrisiko, das betreffe Arbeitsunfälle, aber sie würden auch häufig Opfer ihres Testosterons.

Problem: Das Testosteron macht Männer risikofreudiger

„Sie sind einfach risikofreudiger. Sie gehen Risiken ein, sie empfinden einen Thrill dabei. Natürlich haben wir das immer gebraucht, wenn es darum ging, riskante Manöver zu machen, gefährliche Tiere zu jagen und das Fleisch nach Hause zu bringen oder die ganze Gruppe vor Feinden zu retten.“ In unserer Gesellschaft spiele das nicht mehr so eine große Rolle, und dann werde es mit frisierten Autos ausgetragen, und dann plötzlich wickelt sich das Auto um den Fahnenmast.“

Frauen hätten auch ein besseres Immunsystem, Jungen und Männer seien anfälliger für Krankheiten und Infekte. Der sprichwörtliche Männerschnupfen sei also definitiv keine Erfindung, sagt Riedl.

Wenn sie 60 werden, sind Männer schon in der Minderheit

„Es kommen mehr Jungs zur Welt als Mädchen, spätestens wenn, wenn Männer und Frauen 60 sind, dann hat sich das schon längst ausgeglichen. Dann sind Männer schon wieder in der Minderheit“, so der Ernährungs-Doc.

Worüber in unserer Gesellschaft auch kaum geredet werde, seien Suizide. Männer haben laut Riedl ein 75 Prozent höheres Risiko für Selbstmorde. Ihnen falle es schwerer, sich Hilfe zu holen. „Frauen sind da ganz anders. Die beklagen ihr Leid mit ihren Freundinnen, suchen sich soziale Unterstützung. Männer meinen stark sein zu müssen bis zuletzt.“

Riedl: Welche Auswirkungen das Essen auf die Psyche hat

Deshalb müsse man bei Männern sehr viel genauer hingucken. Wenn sie depressiv sind, reagierten sie häufig mit Aggression gegen andere und auch gegen sich selbst. Es gebe den Zusammenhang mit dem Essen: „So wie sich Männer ernähren ist das depressionsfördernd und lebensverkürzend.“

Die Lebenserwartung hänge zudem eng mit der Bildung zusammen, sagt der Ernährungs-Doc. „Das zeigt sich in der Statistik, die Lebenserwartung ist ganz klar mit dem Bildungsgrad verbunden. Wir sehen, je bildungsferner ein Mensch ist und auch ein Mann ist, desto eher stirbt er.“

Partnerschaft bietet Geborgenheit, Blutdruck sinkt

Wer in einer liebevollen Partnerschaft lebt, hat laut Riedl Glück. „Ein toller Partner bietet Geborgenheit, der Stresspegel sinkt, der Blutdruck sinkt. Das kann man alles nachweisen. Das kippt übrigens, wenn dieser Partner doch nicht so toll ist.“

Frauen lebten meist gesünder, hätten in ihrer Ernährung einen höheren Gemüseanteil, sie machten sich mehr Gedanken übers Essen, äßen weniger Fleisch, seien häufiger Vegetarierinnen oder Veganerinnen. Und dieser positive Effekt wirke sich in der Partnerschaft aus.

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Dr. Riedl Empfehlungen für mehr gesundes Essen auf dem Tisch

1. Nicht radikal sein! „Man muss den Mann mitnehmen und ihm nicht das Lied vorsingen vom gesunden Gemüse. Das hat er schon mal gehört und findet es absolut unsexy. Es ist wichtig, den Männern etwas zu präsentieren, was sie da abholt, wo sie sind. Fleischmengen etwas reduzieren, Gemüsemengen erhöhen, das Gemecker auch mal ertragen.“ Der Eiweißbedarf sei bei ihnen höher, das müsse man beachten, daher Bohnen und Linsen benutzen und toll würzen.

2. In die Gerichte Gemüse reinmischen, beispielsweise Pilze, Bohnen oder Haferflocken in Buletten oder Königsberger Klopse. „Nicht so viel darüber diskutieren, was auf dem Tisch steht, wichtig ist, dass das Gemüse lecker ist.“ Das traditionelle asiatische Essen beispielsweise komme auch mit sehr wenig Fleisch aus, habe aber viel Umami-Geschmack, den auch Fleisch habe.

3. Geduld haben und immer mal was Neues ausprobieren.

REZEPT: Ofengemüse mit Zitronenhähnchen

Ofengemüse mit Zitronenhähnchen aus: Dr. Matthias Riedl. Die neue Power-Küche, ZS Verlag, 2023.
Ofengemüse mit Zitronenhähnchen aus: Dr. Matthias Riedl. Die neue Power-Küche, ZS Verlag, 2023. © Coco Lang für Edel Verlagsgruppe | Coco Lang
Dr. Matthias Riedl. Die neue Power-Küche, ZS Verlag, 2023.
Dr. Matthias Riedl. Die neue Power-Küche, ZS Verlag, 2023. © Edel Verlagsgruppe | Edel Verlagsgruppe

Für 2 Personen. Zubereitung: 30 Minuten, Garen: 25 Minuten. Nährwerte pro Portion: ca. 460 kcal, 38 g EW, 19 g F, 29 g KH

Zutaten: 1 Knoblauchzehe, 1 Bio-Zitrone, 2 Hähnchenbrustfilets (ca. 250 g), 1 EL Rapsöl, ½ TL getrockneter Oregano, 1 TL getrockneter Thymian, Salz, Pfeffer, 250 g (vorwiegend) festkochende Kartoffeln, 200 g Möhren (ersatzweise Kürbis), 1 Zwiebel, 200 g Brokkoli, 2 EL Olivenöl, 1 TL rosenscharfes Paprikapulver, 150 g Naturjoghurt (3,5 % Fett), 1 EL Tomatenmark, 1 EL gehackte Petersilie (frisch oder tiefgekühlt).

1. Den Backofen auf 180 °C Umluft vorheizen. Ein Backblech mit Backpapier belegen. Den Knoblauch schälen und fein würfeln. Die Zitrone heiß waschen, abtrocknen und halbieren, eine Hälfte auspressen, die andere in Spalten schneiden. Das Fleisch waschen, trocken tupfen und in einer Schüssel mit Knoblauch, Zitronensaft, Rapsöl, Oregano, Thymian, Salz und Pfeffer mischen und rundum marinieren.

2. Die Kartoffeln gründlich mit einer Gemüsebürste waschen und samt Schale in etwa 1 cm dicke Spalten schneiden. Die Möhren schälen und in Stücke schneiden. Die Zwiebel schälen, halbieren und in Streifen schneiden. Den Brokkoli putzen, waschen und in Röschen teilen, die obere Hälfte des Strunks in kleine Stücke schneiden.

3. Kartoffeln, Möhren und Zwiebel auf dem Blech verteilen und mit Olivenöl, ½ TL Paprikapulver, Salz und Pfeffer mischen. Das Gemüse im Ofen auf der mittleren Schiene etwa 25 Minuten backen.

4. Inzwischen die Hähnchenfilets in einer heißen Pfanne auf jeder Seite etwa 2 Minuten anbraten. Nach 13 bis 15 Minuten Garzeit das Fleisch und den Brokkoli zum Ofengemüse auf das Blech legen und alles noch 10 bis 12 Minuten garen.

5. Währenddessen den Joghurt mit Tomatenmark, übrigem Paprikapulver und Petersilie in einer kleinen Schüssel mischen und den Dip mit Salz und Pfeffer abschmecken.

6. Zum Servieren Hähnchen und Gemüse aus dem Ofen nehmen und auf Tellern anrichten. Mit den Zitronenspalten garnieren, den Joghurt-Tomaten-Dip dazu reichen.