Neapel. Mit den Geheimtipps unserer Italien-Expertin entdecken Sie die beliebte italienische Stadt Neapel außerhalb typischer Touristenpfade.

Neapel ist ein magischer Ort. Kultur, Geschichte und lokaler Lebensstil ziehen die Besucher in ihren Bann. Jeder kennt Neapel wegen des Vesuvs, der Pizza und seiner engen Gassen. Doch die Stadt hat viele verborgene Schätze, die Sie entdecken sollten. Mit den Geheimtipps unserer Expertin bekommen Sie ein Gefühl für die wahre Atmosphäre der Vesuvstadt.

Italien: Die Straße mit Neapels echtem Flair

Wenn sie sofort in das Flair Neapels eintauchen wollen, gönnen Sie sich einen gemütlichen Spaziergang durch die längste Straße des Stadtkerns – Spaccanapoli. Diese Achse teilt das Zentrum Neapels buchstäblich in zwei Teile und ist ein guter Startpunkt für den Stadtbummel. Tagsüber hier zu flanieren, ist eine der beliebtesten Beschäftigungen in Neapel. Wenn Sie durch die Via San Biagio dei Librai schlendern, werden Sie den Duft von frisch gebackenem Brot genießen und die neapolitanischen Kunstbücher bestaunen, die bei den Buchhändlern aufliegen. Der Spaziergang kann Sie auch zum historischen Komplex von Santa Chiara führen, wo die Selfies neben der imposanten Kathedrale im gotischen Stil ein Muss sind.

Die längste Straße des Stadtkerns Neapels – Spaccanapoli.
Die längste Straße des Stadtkerns Neapels – Spaccanapoli. © IMAGO / Joko

Neapel: Eine unterirdische Welt

Neapel ruht auf einem alten Netz von Tunneln und unterirdischen Straßen. Diese wurden von den Griechen gegraben, als sie begannen, den Tuffstein zu extrahieren, um die Stadtmauern zu stärken. Ein außergewöhnliches Erlebnis ist ein Besuch im Untergrund des historischen Zentrums, 40 Meter unter der Erde, mit einem mehrere hundert Kilometer langen Netz an Grotten, Tunneln und Gängen. Die unterirdischen Routen sind hervorragend erhalten, leicht zugänglich und größtenteils gut beleuchtet. In dieser Stadt unter der Stadt gibt es unglaublich viel zu entdecken und Sie sollten entsprechend Zeit dafür einplanen. Touren im unterirdischen Netzwerk von Neapel können mit einer Führung gebucht werden.

Italiens Spezialität: Pizzabackkurs für Anfänger

Was wäre Italien ohne die Pizza, seiner beliebtesten Spezialität? Und wo könnte man das Pizzabacken besser lernen als in Neapel, der Wiege der Pizza? Pizza-Schnellkurse und Koch-Workshops sind in der Stadt beliebt und gehören wahrscheinlich zu den lustigsten Urlaubserinnerungen. Direkt vom Pizzabäcker bekommen Sie nützliche Tipps: Sie lernen, welche Zutaten man verwenden und worauf man bei der Zubereitung des Hefeteigs besonders achten sollte. Nach dem Backkurs folgt ein gemeinsames Essen, entspannt in netter Gesellschaft bei einem Bier – so mögen es die Neapolitaner. Zu Hause kann man das Erlernte dann mit Freunden ausprobieren.

Urlaub in Neapel: Verschleierter Christus aus Marmor

Neapel ist auch für seine Barock-Kirchen bekannt. Ein Juwel im Stadtkern ist die Kapelle Sansevero. Zu den Meisterwerken, die hier zu bewundern sind, zählt die Marmorstatue des "Verschleierten Christus", eine Skulptur des neapolitanischen Bildhauers Giuseppe Sanmartino aus dem Jahr 1753. Sie zeigt eine lebensgroße Statue des verstorbenen Christus aus feinstem Marmor, die von einem transparent wirkenden Tuch umhüllt ist. Sanmartino hat die Illusion eines durchsichtigen Schleiers geschaffen, der den Leib Christi bedeckt. Das Werk wurde aus einem einzigen Marmorblock gearbeitet. Das faltenwerfende und an den Rändern "bestickte" Grabtuch wirkt täuschend echt.

Die Marmorstatue des
Die Marmorstatue des "Verschleierten Christus". © IMAGO / Italy Photo Press

Italien-Reise: Ein Schatz von unfassbarem Ausmaß

Neben dem Dom von Neapel liegt ein kleines Museum mit dem Schatz des Heiligen Gennaro, dem Schutzpatron Neapels. Der Heilige Gennaro war Bischof von Rom und wurde im 4. Jahrhundert von Kaiser Diokletian enthauptet. Seit seinem Tod wird das Blut des Märtyrers in Ampullen aufbewahrt. Das Museum des Schatzes des San Gennaro von Neapel gilt als eines der bedeutendsten Museen der Goldschmiedekunst weltweit. Die Sammlung wuchs durch Schenkungen von Päpsten, Königen und wichtigen Persönlichkeiten in 700 Jahren Geschichte an, ihr Wert überragt jenen der Schätze des Zars von Russland und der englischen Krone. Eine Attraktion ist die prunkvolle Halskette, die im 17. Jahrhundert aus verschiedenen Gaben zusammengestellt wurde und zu den wertvollsten Schmuckstücken der Welt zählt. Sie setzt sich unter anderem aus Geschenken des Bourbonenkönigs Karl, der Maria Karolina von Österreich und von Napoleon zusammen.

Neapel: Entdecken Sie die Straße der Krippenbauer

Neapel ist als Hauptstadt der Krippenbauer bekannt. Besucher strömen durch die Via San Gregorio Armeno in der Altstadt, in der sich die Geschäfte der bekanntesten Krippenbauer befinden. 40 Handwerker fertigen Szenen und Figuren für Weihnachtskrippen an. Einige von ihnen sind seit fünf Generationen Krippenbauer. Schon seit dem 17. Jahrhundert gibt es in Neapel spezialisierte Handwerker, die Krippenfiguren schnitzen, töpfern und formen. Damals waren die Krippen eine Abbildung davon, wie sich die reichen Adelsfamilien das Leben des einfachen Volkes vorstellten. Und auch in den meisten Kirchen werden bis heute Krippen mit teils mannshohen Figuren aufgestellt. Der Einzug des Alltagslebens ist das, was die neapolitanische Krippe von allen anderen unterscheidet.

Die Via San Gregorio Armeno in der Altstadt Neapels.
Die Via San Gregorio Armeno in der Altstadt Neapels. © IMAGO / imagebroker

Italien: Die schönste U-Bahn-Station der Welt

Das praktischste Mittel zur Fortbewegung – mehr ist die Metro für die meisten von uns wahrscheinlich nicht. Doch Neapel hat die "schönste U-Bahn der Welt", wie Einheimische ihre U-Bahn-Linie im Herzen der Stadt bezeichnen. Einige Stationen wurden von renommierten Künstlern in Szene gesetzt, sodass die Bahnhöfe mit ihrer Individualität beeindrucken. Zudem sind spannende archäologische Fundstücke und großartige Kunstwerke bekannter zeitgenössischer Künstler ausgestellt. Entdeckt wurde unter anderem ein Augustustempel aus der frühen Kaiserzeit. Der römische Architekt Massimiliano Fuksas ließ die Reste des Tempels mit einer Glaskuppel in Tropfenform überdecken, so dass Fahrgäste bei der U-Bahn-Station "Duomo" (Dom) von oben Einsicht in die Antike bekommen.

Prominente Kunden: Der "Krawattenkönig" Marinella

Marinella ist in Sachen männliche Mode eine Institution. Der nur knapp 20 Quadratmeter große Laden an der Küstenpromenade Via Riviera di Chiaia stellt Krawatten für die Prominenten der Welt her, die hier ein und aus gehen. Zu den Kunden zählten oder zählen König Charles, Silvio Berlusconi, Barack Obama, Marcello Mastroianni, Luchino Visconti, Ex-Kanzler Gerhard Schröder und Ex-Kanzlerin Angela Merkel, die hier ihre Halstücher erstand. Helmut Kohl ließ sich regelmäßig Binder in Überlänge liefern. Gegründet wurde das Geschäft vor 109 Jahren von Eugenio Marinella, heute wird es von seinem Enkel Maurizio Marinella geführt. Natürlich werden Krawatten heute seltener getragen als früher. Doch jüngere Leute entdecken den Schlips wieder als Mode-Attribut und das Geschäft floriert. Es gibt Ableger in Mailand, Rom und Tokio. Auch von einem Laden in München träumt der Krawattenkönig, der ebenso Tücher, Taschen und Hemden im Sortiment hat.

Neapel: Mit dem Fahrrad dem Meer entlang

Wer nach Tagen voller Sightseeing auch einmal genug vom Laufen hat, der kann in Neapel für einige Zeit auf das Fahrrad umsteigen. Denn der wunderschöne Radweg direkt am Meer bietet fantastische Ausblicke auf Capri, den Vesuv und Posillipo. Besonders an heißen Tagen ist die Meeresluft in Kombination mit dem Fahrtwind angenehm erfrischend. Für eine kleine Pause kann man in eines der Restaurants einkehren, sich im Park Villa Comunale entspannen oder direkt am Meer das wunderbare Panorama bewundern.

Traditionsreichste Café Neapels entdecken

Für die Neapolitaner ist das Kaffeetrinken eine wahre Lebensphilosophie. So arbeiten sie darauf hin, dass der Caffè espresso von der Unesco als Weltkulturerbe anerkannt wird. Das traditionsreichste Café Neapels ist das Gambrinus direkt am Hauptplatz Plebiscito. Vergoldete Kronleuchter hängen von den Decken mit reichem Stuck. Die Wände sind cremefarben gehalten oder verspiegelt, allegorische Figuren überwachen das Ambiente. Am Haupteingang des Lokals aus dem Jahr 1860 steht eine überdimensionale Kaffeekanne. Der Begriff "Espresso" geht auf zwischen 1840 und 1870 hergestellte "Kaffeelokomotiven" zurück. Deren Bezeichnung spielt auf die Analogie der Kaffee-Zubereitung mit Dampf an. Lesen Sie ebenfalls: Urlaub in Italien: Geheimtipps für eine Reise nach Mailand