Berlin. Die Heizölpreise sind so niedrig wie seit langem nicht – sollten Heizölkunden schnell zuschlagen? Wir haben einen Experten gefragt.

  • Die Heizölpreise in Deutschland haben sich bei der 1-Euro-Marke je Liter Heizöl eingependelt
  • Die Verbraucher können aktuell günstig Heizöl einkaufen – oder warten und auf noch günstigere Preise spekulieren
  • Wir haben einen Experten über die Gründe für die aktuelle Entwicklung befragt – es hat für Heizölkunden einen wichtigen Tipp

Etliche Verbraucher können aufatmen: Die Hochphase der Energie- und Preiskrise 2022 ist vorüber – die Energiepreise haben sich auf einem konstanten Niveau eingependelt. Stand 28. März sind die Heizölpreise in Deutschland lokal unter die 1-Euro-Marke gerutscht. In Nordrhein-Westfalen (NRW) bezahlen die Heizölkunden am Dienstag nur 97 Cent pro Liter Heizöl. Auch die Pelletspreise haben sich am 28. März stabil unter der Marke von 350 Euro für eine Tonne in Deutschland eingependelt – doch etwas ist merkwürdig.

Heizölpreise lokal unter 1-Euro-Marke: Experte schätzt Marktsituation ein – "gutes Zeichen"

Der Krieg in der Ukraine tobt weiter. Hinzu kommen das Bankenbeben nach den Turbulenzen bei US-Banken und der Schweizer Credit Suisse und das von Wirtschaftsminister Robert Habeck geplante Verbot für Gas- und Ölheizungen bis 2045. Sollten die Energie- und speziell die stark an die Börse gekoppelten Heizölpreise nicht ansteigen?

Marktanalyst Oliver Klapschus, Geschäftsführer von "HeizOel24", schätzt die aktuelle Marktsituation im Gespräch mit unserer Redaktion ein. Er sagt: Die Verbraucher profitieren derzeit sogar vom Bankenbeben. "Die Heizölpreise sind nach der Energiekrise wieder eng an die Rohölpreise gebunden." Und diese seien im Zuge der jüngsten Ereignisse stark gefallen.

Infolgedessen kostet auch das Heizöl bundesweit deutlich weniger. "Wir haben Vorkriegsniveau erreicht." Die Experten von "HeizOel24" sehen aktuell eine Marktberuhigung und die Tendenz zu konstanten Heizölpreisen. Klapschus weiter: "Der Rohöl- und Heizölpreis sind wieder auf einer Linie. Das ist ein gutes Zeichen."

Heizölpreise aktuell auf niedrigem Niveau: Experte gibt Tipp – so können Sie sparen

Begünstigt wird die aktuelle Marktsituation von fehlenden "Stressfaktoren". Der Ukraine-Krieg tobt weiter – ist aber nicht neu. Auch der Zeitplan von Habeck zum Gas- und Ölheizungsverbot existiert bisher nur als Gesetzentwurf. Zumal der Koalitionsausschuss in Berlin weiter tagt und die strikten Gas- und Ölheizungspläne von SPD und FDP entschärft werden könnten. Kurzum: Für die Heizölkunden entwickelt sich der Energiemarkt positiv – Klapschus empfiehlt aber trotzdem immer einen Preis- und Händlervergleich.

Es gebe immer wieder Preisdifferenzen und kleine Schwankungen am Ölmarkt. Sein Tipp an die Verbraucher: "Die Heizölpreise sollten immer über einen längeren Zeitraum beobachtet werden." So könne man ein Gespür für die Preisentwicklung bekommen und damit den passenden Zeitpunkt für die Bestellung finden. Klapschus: "Jetzt nach der Heizperiode ist der Handlungsdruck in den meisten Haushalten weg und man hat Zeit zum spekulieren." Der Experte stellt aber auch klar: "Das aktuelle Preisniveau ist gut."

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Heizöl bald wieder teurer? Marktanalyst mit düsterer Prognose – das ist zu beachten

In der Energiekrise hätte man Heizölpreise von unter einem Euro pro Liter nicht für möglich gehalten. Zeitweise hatte ein Liter Heizöl mehr als zwei Euro in Deutschland gekostet. Die Pelletspreise erreichten Spitzenwerte von über 800 Euro pro Tonne. "Noch 2022 hatten wir auf Heizölpreise unter der 1,20er-Marke gehofft." Das Jahr 2023 hat die Erwartungen somit übertroffen. Doch sollte man jetzt Heizöl bestellen oder besser warten und auf noch günstigere Heizölpreise spekulieren? Diese Frage lasse sich nur schwer beantworten.

Die Entwicklung der Heizölpreise in Deutschland wird von vielen nationalen und internationalen Faktoren beeinflusst. Primär der Rohölpreis spielt eine ganz entscheidende Rolle. Marktanalyst Klaus Bergmann vermutet in seinem Kommentar für "esyoil" vom 28. März steigende Preise. "Die Probleme am Geldmarkt könnten bald ausgestanden sein. Wenn das der Fall sein sollte, wird Heizöl wieder teurer werden." Somit kann sich für die Heizölkunden das Beobachten der Heizölpreise in Deutschland lohnen – zumal sich aktuell ein Volltanken wieder anbietet.

Pellet- und Heizölzuschuss beschlossen: Neue Details – doch wichtige Angabe fehlt

Ähnlich sieht es auch Oliver Klapschus. Von Behauptungen in Talkshows – wonach Heizöl bald teurer werden könnte als andere Energieträger – distanziert er sich aber. Solche Behauptungen könne er nicht nachvollziehen. "Ja – es gibt die CO2-Bepreisung." Diese liege aber bei bloß rund 10 Cent. "Daraus lässt sich noch keine massive Verteuerung der Heizölpreise ableiten." Auch müsse man sich laut Klapschus die Frage stellen: Was sind andere Energieträger? Im Hinblick auf die Klimakrise rückte auch das Heizen mit Holz zunehmend in die Kritik.

Erfreulich ist stattdessen der von Bund und Ländern beschlossene Zuschuss für Heizöl und Pellets – eine Verwaltungsvereinbarung steht. Viele Details zur geplanten Finanzspritze sind jedoch noch unklar. Klapschus im Gespräch mit unserer Redaktion: "Bisher ist es nur ein Entwurf – auch fehlt weiter ein für die Berechnung wichtiger Referenzpreis." Hinzu kommt: Es gibt eine Untergrenze – viele Verbraucher könnten gar keinen Zuschuss für Heizöl bekommen. Minimal 100 Euro Zuschuss müssen zusammenkommen – sonst gibt es nichts.

Heizölpreise aktuell 2023: Jetzt bestellen oder warten? Auf diese Preismarke achten

Festgehalten werden kann: Die Heizölpreise in Deutschland haben sich auf einem erfreulichen Preisniveau eingependelt. Rohöl- und Heizölpreis haben sich wieder angenähert und der Energiemarkt beruhigt sich. Die Finanzprobleme wirken sich sogar positiv auf die Preise für Heizöl und Co. aus. Verbraucher können in der aktuellen Situation auf noch günstigere Preise spekulieren oder jetzt zu einem guten Preis Heizöl einkaufen. Bei Heizölpreisen unter der 1-Euro-Marke macht man mit Blick auf die Preise 2022 jedenfalls nichts falsch.

Daher kann die 1-Euro-Marke eine gute Orientierung sein. Aktuell kann man noch zu günstigen Heizölpreisen kaufen – oder warten und auf noch bessere Preise spekulieren. Zu beachten ist: Eine Bestellung für Heizöl kann nicht einfach widerrufen werden. Das ist nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich. Daher sollte der Zeitpunkt der Bestellung gut überlegt sein. Der Kunde zahlt immer den Preis am Tag der Bestellung – die Heizölpreise am Tag der Lieferung spielen dabei keine Rolle. Das kann ein Vor- oder auch ein Nachteil sein.