Berlin. Elektronische Zigaretten sind beliebt und werden stark beworben. Jedoch ist der Dampf nicht so ungefährlich, wie oft behauptet wird.

In den sozialen Medien wird ordentlich Wirbel um sie gemacht, sie tauchen in unzähligen Tik-Tok Videos auf: elektronische Zigaretten, sogenannte Vapes. Nicht nur im Netz sind die Plastikteile kaum zu übersehen: Vor Kiosken werden sie auf Plakaten beworben. Es gibt die E-Zigaretten in verschiedenen Geschmackssorten. In Clubs und Bars sind sie als vermeintlich hippes Accessoire in den Händen der Nachtschwärmer zu sehen.

Bei vielen Modellen handelt es sich um Einwegprodukte. Nach circa 500 bis 800 Zügen landet das Teil im Elektro-Schrott. Vapes müssen nicht geladen oder wieder aufgefüllt werden, wie etwa herkömmliche E-Zigaretten – trotzdem funktionieren sie gleich: Es wird kein Tabak verbrannt, wie bei der klassischen Zigarette. Die E-Zigaretten funktionieren mit Wasserdampf. Flüssigkeit, die in einem kleinen Tank enthalten ist, wird durch eine Batterie oder einen Akku erhitzt. Dadurch entsteht ein Dampf, der – je nach Sorte – süßlich, fruchtig oder minzig schmecken soll.

Junge Menschen dampfen mehr

Gerade bei Jugendlichen liegen die elektronischen Zigaretten im Trend. Ende letzten Jahres stellte die „Deutsche Befragung zum Rauchverhalten“ fest: Bei den 14- bis 17 Jährigen ist der Konsum von E-Zigaretten um 1,5 Prozent innerhalb des Jahres 2022 gestiegen. Bei den 18- bis 24-Jährigen stieg der Konsum von 2,4 auf 4,0 Prozent. Professor Stefan Andreas, Leiter der DGP Task Force für Tabakentwöhnung und Chefarzt an der Lungenklinik Immenhausen, sagt gegenüber dieser Redaktion: „Gerade bei Jugendlichen beobachten wir, dass sie deutlich häufiger E-Zigaretten rauchen. Die gezielte Werbung für E-Zigaretten hat in den letzten Jahren zugenommen. Besonders Influencer nutzen die E-Zigarette in den sozialen Medien. Wir sehen hier bisher keinen Fortschritt im Jugendschutz.“

Prof. Dr. Stefan Andreas, Leiter der DGP-Task-Force Tabakentwöhnung und Chefarzt der Lungenfachklinik Immenhausen.
Prof. Dr. Stefan Andreas, Leiter der DGP-Task-Force Tabakentwöhnung und Chefarzt der Lungenfachklinik Immenhausen. © Lungenfachklinik Immenhausen

Durch den süßlichen Geschmack und Geruch sehen die Vapes ungefährlicher aus als die klassische Zigarette. Dabei warnen Experten schon länger vor den Gefahren hinter den Verdampfern. „Dampf oder dampfen mag erstmal harmlos klingen, aber man atmet dabei Aerosole, ganz kleine Partikel, ein. Das Aerosol von E-Zigaretten hat entzündungsfördernde, gefäßschädigende und krebsfördernde Eigenschaften“, so Professor Andreas. Die Konzentration einiger gesundheitsschädlicher Substanzen sei bei E-Zigaretten zwar niedriger als bei Tabakzigaretten, aber andere Stoffe der E-Zigarette würden sich von Tabakzigaretten unterscheiden und seien unzureichend untersucht.

Die menschliche DNA nimmt Schaden

Eine neue Studie aus den USA von Forscherinnen und Forschern der Keck School of Medicine of USC, einer Hochschule in Kalifornien, lässt aufhorchen. Die im Februar veröffentlichte Studie zeigt: E-Zigaretten können einen ebenso schweren Schaden wie Tabakzigaretten im Körper anrichten. Es wurden insgesamt 72 Menschen mit unterschiedlichem Rauchverhalten untersucht. Die Zellen im Mund der Raucher wiesen höhere Schäden an der DNA auf als die Zellen der Nichtraucher. Die Schäden, die an der DNA durch das Vapen mit süßen Aromen entstanden, waren – verglichen zu den Schäden bei klassischem Rauchen – etwas höher.

Die DNA-Schäden stehen im Verdacht, Ursache für schwere chronische Krankheiten zu sein. Dazu zählt auch Krebs. Allerdings wollen die Forscher der Studie hier noch weitere Untersuchungen anstellen, um den Zusammenhang zwischen Schädigung und möglichen Krankheiten besser zu verstehen.

Wird die E-Zigarette verboten?

Auch die Politik diskutiert derzeit über elektronische Zigaretten. Der Bundesrat hat Anfang März für ein Verbot der Einweg-E-Zigarette gestimmt. Allerdings ging es dabei nicht um Gesundheitsrisiken. Vielmehr ging es darum, dass eine große Belastung für die Umwelt entsteht, weil die viele Raucher ihre Vapes in den normalen Restmüll werfen. Wegen des Akkus gehört die Zigarette aber eigentlich in den Sondermüll.

Der baden-württembergische Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) fordert seit Januar 2023 ein komplettes Verbot. Gegenüber der Deutsche Presse-Agentur (dpa) sagte Lucha, dass besonders die Gesundheit von Jugendlichen durch die Vapes gefährdet sei. (mit dpa)

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