Berlin. Schulranzen kosten einiges, schonen aber den Kinderrücken. Wichtig sind Ergonomie, Tragekomfort und Ausstattung. Fünf Modelle im Test.

Der erste Schultag ist wohl einer der bedeutendsten Meilensteine im Leben eines Kindes. Mit der steigenden Vorfreude beginnen auch die Planungen für den großen Tag. Die Feier mit der Familie, die Besorgungen der ganzen Schreibutensilien und natürlich das Aussuchen des Schulranzens. Die große Auswahl macht die Entscheidung aber mitunter nicht leichter.

IMTEST, das Verbrauchermagazin der FUNKE Mediengruppe, hat fünf aktuelle Modelle von Ergobag, Beckmann, McNeill, Scout und DerDieDas getestet, die im Set zwischen 249 und 300 Euro kosten.

Schulranzen: Orthopäde gibt Tipps für richtige Passform muss

Während für Kinder die Farbe und das Design oft ausschlaggebend sind, sollten Eltern beim Kauf des Ranzens vor allem auf den Tragekomfort und die Ergonomie achten, um Rückenproblemen vorzubeugen.

Professor Tobias Renkawitz, ärztlicher Direktor der Orthopädischen Universitätsklinik Heidelberg, sagte im Gespräch mit IMTEST: „Tatsächlich muss ein Schulranzen oder Schulrucksack, ähnlich wie eine Jeans, einfach gut ‚passen‘. Deshalb sollten auch Schulranzen vor dem Kauf testweise getragen und im Fachhandel individuell angepasst werden. Kinder spüren auch ohne großes Gewicht schnell, ob das Tragegefühl angenehm oder eher drückend ist.“

Um herauszufinden, ob die fünf Testkandidaten diese Anforderungen erfüllen, hat IMTEST die Ranzen im zertifizierten Prüflabor von Hansecontrol testen lassen. Dort mussten sie sich mehreren Prüfungen unterziehen, die in der Norm DIN 58124 verankert sind. Unter anderem wurde überprüft, ob das Kind durch die Schultergurte eingeengt wird, ob die Gurte ausreichend gepolstert sind oder ob das Tragen Druckstellen verursacht.

So schwer sollten Schulranzen höchstens sein

Die einzige Auffälligkeit zeigte hier der Rucksack von Beckmann, dessen Gurte an der schmalsten Stelle nicht ganz die geforderte Mindestbreite von 40 Millimetern aufwiesen. Dieses Modell richtet sich eher an zierliche Kinder. Ansonsten wichen die Ranzen nicht von den geforderten Normwerten ab.

Aber auch auf das Gewicht sollte ein Augenmerk gerichtet werden. Professor Renkawitz empfiehlt: „Ein Schulranzen oder ein Schulrucksack für Grundschüler sollte ohne Inhalt nicht mehr als circa 1,3 Kilogramm wiegen. Mindestens 15 Liter sollten dabei im Innenraum als Volumen vorhanden sein.“

Was diesbezüglich beim Test aufgefallen ist: Das von Hansecontrol und IMTEST gemessene Gewicht weicht teilweise bis zu 300 Gramm nach oben davon ab, was alle Hersteller für ihre Schulrucksäcke angeben. Zwar ist bei Scout beispielsweise vermerkt, dass das Gewicht ohne den Hüftgurt gilt. Dieser sollte jedoch genutzt werden, um die komplette Last von den Schultern zu nehmen und auf den Beckenkamm zu verlagern.

Die leichtesten Modelle sind das Modell DerDieDas mit 1130 Gramm (inklusive Heftbox, Buttons und Hüftgurt) und der Active Air FLX von Beckmann mit 1140 Gramm. Die anderen drei Testkandidaten sind jeweils um die 300 Gramm schwerer.

Mein eigener Schulranzen! Mit dem Kauf eines schönen und bequemen Modells steigt bei vielen künftigen Erstklässlern die Freude auf den Schulstart.
Mein eigener Schulranzen! Mit dem Kauf eines schönen und bequemen Modells steigt bei vielen künftigen Erstklässlern die Freude auf den Schulstart. © Beckmann | Beckmann

Unterschiede zwischen den Modellen im Test

Da der erste Schulranzen meist über die gesamte Grundschulzeit getragen wird, also mindestens vier Jahre lang, ist es gut, wenn er auf die Größe des Kindes anpassbar ist. Während der Schulrucksack von Ergobag stufenlos für Körpergrößen von einem Meter bis 1,50 Meter verstellbar ist, gibt es bei McNeill drei, bei Scout vier und bei DerDieDas fünf vorgegebene Stufen.

Lediglich der Beckmann bietet keine Verstellmöglichkeiten – verspricht aber, dass er von Kindern mit einer Größe von 1,16 Metern bis 1,40 Meter getragen werden kann.

Des Weiteren unterscheiden sich die Ranzen in ihrer Ausstattung. Möchte man ein einfaches Verschlusssystem, bei dem das Kind beim Schließen des Ranzens den Deckel nur fallen zu lassen braucht, kommen die Modelle von DerDieDas, Scout, Ergobag und McNeill infrage. Der Rucksack von Beckmann hat dagegen einen Reißverschluss.

Zudem empfiehlt sich ein Außensteckfach für die Trinkflasche, damit bei möglichem Auslaufen Hefte und Bücher trocken bleiben. Dieses haben alle Ranzen, beim Scout muss man dazu allerdings einen Reißverschluss öffnen.

Fazit: Eltern können bei Schulranzen im Test aus dem vollen Schöpfen

Die Unterschiede liegen im Detail, Kinder und Eltern können bei der Auswahl aus dem Vollen schöpfen. Bezüglich Ergonomie gibt es bis auf die Gurtbreite beim Beckmann keine Kritikpunkte. Wer eher auf eine lässigere Rucksackform steht, wählt den Testsieger von Ergobag. 29 Designmotive sowie Buttons und Anhänger lassen Erstklässlerherzen höher schlagen.

Um 30 Euro günstiger ist der Preis-Leistungs-Sieger von DerDieDas. Aber richtig sparen können Eltern, wenn sie den Rucksack von Beckmann kaufen. Er ist als einziger auch ohne Set für 169 Euro erhältlich.

1.Platz: Pack – Ergobag / IMTEST Siegel: Testsieger Ausgabe 02/2023

  • Set-Preis: 299,99 Euro
  • Besonders das Motiv „Bärlaxy“ ist ein echter Hingucker, denn er Ranzen ist übersät mit reflektierenden Elementen.
  • + Lässige Rucksackform, große Auswahl an passendem Zubehör.
  • - Mit knapp 300 Euro das teuerste Set unter allen Testkandidaten.
  • Ergebnis: gut 1,7

2. Platz: Ergo Complete – McNeill

  • Set-Preis: 279,95 Euro
  • Das Set Ergo Complete besteht insgesamt aus fünf Teilen, darunter ein Turnbeutel, ein gefülltes Etui und ein abnehmbarer Button.
  • + Dank Drehknopf einfaches und einhändiges Öffnen des Ranzens möglich.
  • - Mit 1450 Gramm der schwerste unter den fünf Ranzen im Test.
  • Ergebnis: gut 1,8

3. Platz: Ergo Flex Easy – DerDieDas / IMTEST Siegel: Preisleistungssieger Ausgabe 02/2023

  • Set-Preis: 269 Euro
  • Der Preis-Leistungs-Sieger ist mit 1130 Gramm (mit Heftbox, Hüftgurt und Buttons) zugleich auch der leichteste Ranzen im Test.
  • + Eine Box fürs Hauptfach soll bei Heften Eselsohren verhindern.
  • - Das Rücken-Verstellsystem ist sehr kompliziert zu bedienen.
  • Ergebnis: gut 1,8

4. Platz: Active Air FLX – Beckmann

  • Set-Preis: 249 Euro / Einzelpreis: 169 Euro
  • Der Schulrucksack von Beckmann lässt sich um fünf Liter Volumen erweitern und ist gut für zierlichere Kinder geeignet.
  • + Einziger Ranzen, der sowohl im Set als auch einzeln zu kaufen ist.
  • - Gurtbreite entspricht nicht komplett der geforderten Norm.
  • Ergebnis: gut 2,1

5.Platz: Genius – Scout

  • Preis: 279,99 Euro
  • Breite Reflektorsteifen und Neonfarben sorgen dafür, dass das Schulkind auch im Dunkeln gut gesehen wird.
  • + Bei Bedarf können Hüft- und Brustgurt entfernt werden.
  • - Außensteckfach eher nur für kleinere Trinkflaschen.
  • Ergebnis: gut 2,2