Berlin. Wertvolle Metalle wie Gold stecken in alten Elektrogeräten. Recycelt könnten sie für die Smartphones der nächsten zehn Jahre reichen.

Eines der wertvollsten Ressourcenvorkommen Deutschlands liegt ungenutzt in den Schubladen vieler Haushalte: Gold, Palladium und Platin schlummern in alten und ausgemusterten Smartphones, Tablets oder Laptops. Das könnte viel Geld sparen – für Wirtschaft und Verbraucher.

Laut einer neuen Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) könnten alle in alten Elektrogeräten enthaltenen Rohstoffe zusammengenommen den Rohstoffbedarf neuer Smartphones für die kommenden zehn Jahre decken. Corona und der Ukraine-Krieg haben die Situation am Rohstoffmarkt verschärft. Der Wettkampf um wertvolle Metalle wird härter. Umso wichtiger werden alternative Rohstoffquellen wie zum Beispiel alte Handys.

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Alte Smartphones sind "urbane Minen"

Um den ungenutzten Ressourcenschatz in Deutschland brauchbar zu machen, fordert die Studie mehr sogenanntes "Urban Mining": die Gewinnung von Rohstoffen aus alten Elektrogeräten. Für eine umweltschonende "Kreislaufwirtschaft" müssen diese Materialien dem Produktionskreislauf wieder zugeführt werden. Es sei deshalb notwendig verbesserte Recycling- und Rückführungsprozesse aufzubauen. Nur so ließe sich in einem Exportland wie Deutschland eine Abhängigkeit von Ländern wie China verhindern.

210 Millionen ungenutzte Smartphones horten die Deutschen zuhause, erklärt die Bitkom. Im Schnitt sind das mehr als zwei Geräte pro Bürger. Sie entsprechen theoretisch einem Materialwert von 240 Millionen Euro. Zum Vergleich: Die Materialkosten der pro Jahr in Deutschland verkauften Smartphones liegen bei nur 23,5 Millionen Euro.

Langfristig könnte ein nachhaltiges Urban Mining auch den Verbrauchern zugute kommen, wenn die Abhängigkeit von Rohstoffpreisen auf dem Weltmarkt gesenkt wird. Doch können die Besitzer alter Handys auch sofort davon profitieren?

Verkauf: Rentiert sich das alte Smartphone?

87 Prozent der Bundesbürger besitzen ein ausrangiertes Handy. Und die stecken laut den Autorinnen der Studie voller Eisen, Silizium, Magnesium, Aluminium, Kupfer, Nickel und Chrom. Trotzdem ist der reine Materialwert gering: Er liegt bei nur 1,15 Euro je Smartphone. Alte Handys können fast überall abgegeben werden: In Mobilfunkgeschäften, Wertstoffhöfen und mittlerweile selbst in Supermärkten.

Gemeinnützige Organisationen wie der NABU, BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) oder die Deutsche Umwelthilfe nehmen alte Geräte in Kooperation mit Mobilfunktanbietern auch als Spende an. Noch funktionsfähige Geräte können von Anbietern wie rebuy, Wirkaufens oder clevertronic aufgekauft werden. Das ist ressourcenschonend und lohnt sich für den Geldbeutel. Einen Vergleich von Ankaufspreisen und eine Liste von Online-Händlern bietet zum Beispiel handyverkauf.net. (os)