Hamburg. Als erstes gilt es auszumisten und dann mit System Kleinkram und anderes zu verstauen. Eine Expertin verrät ihre drei goldenen Regeln.

Was klingt wie ein Sinnspruch aus einem Küchenkalender, ist leider nur allzu wahr: Ordnung macht glücklich! Jeder weiß, dass Unordnung unglaublich viel Energie rauben kann: weil sie Zeit kostet und ein schlechtes Gewissen macht.

Jetzt, zum Jahresbeginn, wo die guten Vorsätze noch nicht ganz verblasst sind, steht Aufräumen hoch im Kurs. Das belegt der Blick in soziale Netzwerke, wo fleißig Ratschläge ausgetauscht werden, wie man mit ein wenig System, Disziplin und einer gut durchdachten Einrichtung auf lange Sicht Ordnung hält.

„Wer das schafft, hat wieder mehr Zeit für anderes“, verspricht Julia Goldberg. Mit ihrer Agentur für Ordnung (agenturfuerordnung.de) hilft die 41-Jährige allen, die ihr kleines persönliches Chaos mit professioneller Hilfe bewältigen wollen.

Innere Ordnung profitiert davon

Julia Goldberg liegt es dabei fern, ihre Kunden zu bevormunden. Sie sieht sich lieber als Impulsgeberin. „Die Hauptfrage ist: Was ist mein Ziel?“, sagt die gelernte Hotelfachfrau, zu deren Kunden häufig Frauen gehören.

Julia Goldberg, gründete die „Agentur für Ordnung“ und kommt auf Wunsch zu ihren Kunden.
Julia Goldberg, gründete die „Agentur für Ordnung“ und kommt auf Wunsch zu ihren Kunden. © Privat | Privat

„Die meisten wünschen sich, durch äußere auch eine innere Ordnung wiederherzustellen.“

Schon drei vermeintlich einfache Regeln könnten dabei helfen. Erstens: Jeder Gegenstand sollte seinen festen Platz haben. Zweitens: Gleiches zu Gleichem. Drittens: Alles sofort wieder wegpacken. Das gilt für den Mantel oder das Buch genauso wie für Kinderspielzeug, Küchengerät oder den Kellerschlüssel.

Sich lösen von Altem

„Das Hauptproblem ist unser Konsumverhalten“, sagt Julia Goldberg, die zusammen ihrer Berliner Kollegin Nadine Hirte außerdem den Podcast „OrdnungHOCHzwei“ (ordnunghochzwei.com) ins Leben gerufen hat.

Jede Woche wird dort sehr kurzweilig über die diversen Facetten des Themas diskutiert. „Die Menschen wollen oft zu viel festhalten“, sagt die Hamburgerin. „Dabei sollte man sehr genau hinterfragen, ob man zum Beispiel ein lange aufbewahrtes Kleidungsstück wirklich noch einmal tragen wird.“

Oft seien es Veränderungen im Leben, ein Umzug oder eine Trennung, die den Wunsch auslösten, sich ganz neu zu sortieren.

Schuhkartons beschriften

Doch wo verstaut man seine Sachen? „Anfangen lässt sich mit Boxen, die man beschriftet – das können sogar Schuhkartons sein“, sagt die Expertin.

Auch bieten Hersteller immer mehr Möbel an, die bei Bedarf schnell Stauraum bieten und helfen, Unerwünschtes hinter einer Tür oder in einer Schublade verschwinden zu lassen. Diese Entwicklung hat auch damit zu tun, dass Wohnungen tendenziell kleiner werden und Räume optimal ausgenutzt werden müssen.

Regalsystem Puzzl lässt sich ganz ohne Schrauben umgestalten.
Regalsystem Puzzl lässt sich ganz ohne Schrauben umgestalten. © Octopus | Octopus

„Einerseits hat man immer mehr Kleidungsstücke und Accessoires, andererseits immer mehr Stressfaktoren“, sagt auch Claus Winter, Geschäftsführer von ip20 (www.ip20.de).

Das Hamburger Unternehmen fertigt seit 45 Jahren Einzel- und Einbaumöbel nach Maß – und dadurch „mehr Raum im Raum“. Da sich aber nicht jeder den begehbaren Kleiderschrank oder passgenaue Einbauten unter der Dachschräge leisten kann, empfiehlt Winter besonders den preisgekrönten Dressglider: Mithilfe dieser beweglichen Kleiderstange kann man Textiles hintereinander aufhängen und mehr Schranktiefe bekommen.

Vieles in Schränken verstauen

Darüber hinaus bieten auch Kleinmöbel Platz für viel Krimskrams. Das kann ein Beistelltisch mit versteckten Fächern sein oder ein Hocker, dessen Sitzfläche man abnehmen kann, um darin flugs das Buch zu verstauen, das man gerade liest. Sogar in der Küche zeigt sich der Trend, alles was nach Arbeit aussieht, hinter Schrank- und Schiebetüren verschwinden zu lassen.

„Ich habe in unserer Küche beleuchtete Schiebetüren einbauen lassen, hinter denen sich auch die Spüle verbergen lässt“, erzählt Björn Matthias, Geschäftsführer der Möbelfirma Octopus (www.octopus-versand.de).

Der fünffache Familienvater weiß, wie befreiend Ordnung wirken kann: „Eine zeitgemäße Hilfe sind modulare Systeme, die sich leicht an die individuellen Bedürfnisse der Menschen anpassen lassen“, sagt der Hamburger und verweist dabei auf das Octopus-Regalsystem Puzzl, das sich ganz ohne Schrauben umgestalten lässt.

Weniger ist mehr

Tatsächlich hat der 46-Jährige ein Regalsystem zum Stecken entwickelt, dessen Teile man auch in einen Hocker oder in eine Sitzbank verwandeln kann. Multifunktionalität sei ein wichtiger Aspekt: „Auf der Messe in Köln habe ich sogar Betten mit integrierten Steckdosen zum Aufladen des Handys gesehen.“

Weniger ist mehr – so könne das Motto nach Beobachtung von Katja Müller momentan lauten. „Die Zeiten von ausladenden Sitzlandschaften und Schrankwänden sind vorbei. Alles ist sehr luftig und minimalistisch“, sagt die Sprecherin von Müller Möbelwerkstätten (www.muellermoebel.de).

Das Traditionsunternehmen in Bockhorn machte sich unter anderem mit der praktischen Stapelliege von Designer Rolf Heide einen Namen – immer noch ein Bestseller im Bereich des platzsparenden Wohnens.

Regal wird zum Sekretär

Dazu passt das Wandregal Twofold, das sich durch einen Klappmechanismus in einen Sekretär verwandeln lässt – mit Bodenöffnung für das Laptopkabel. Oder der extrem flache Sekretär Flatmate mit ausklappbarer Arbeitsplatte und dahinter verborgenen Stauraum-Fächern. „Mit USB-Anschluss, LED-Beleuchtung und Steckdose ist dieses Möbel ein Mini-Homeoffice, das technisch voll ausgestattet ist.“

Wandregal Twofold wird dank Klappmechanismus in einen Sekretär verwandelt.
Wandregal Twofold wird dank Klappmechanismus in einen Sekretär verwandelt. © Müller Möbelwerkstätten GmbH | Müller Möbelwerkstätten GmbH

Damit derartige Stauraumlösungen nicht zur schicken Mogelpackung werden, empfiehlt es sich, beim Verschwindenlassen von Objekten nicht auch die Regeln von Julia Goldberg aus dem Blick zu verlieren.

„Natürlich muss man weniger verstecken, wenn man nicht so viel hat“, sagt die Expertin. „Und trotzdem hat doch jeder von uns ein ganz eigenes Verständnis von der Ordnung, in der er sich rundum wohlfühlt.“